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GLASWELT unterwegs: Q-Fin von Martin im Einsatz bei Tischlerei Pötschke

Durchschieben statt Zwischenschleifen

Mit wenigen Berührungen auf dem großen Touchscreen wählt der junge Tischler die notwendigen Einstellungen der mehrere Meter umfassenden Anlage. Hier sieht man, dass durch die Vorprogrammierung verschiedener Holzgeometrien (Typen) die Bedienung sehr einfach ist. Anhand dieser Tastendrücke stellen sich alle Schleifaggregate mittels Servomotoren präzise auf den Querschnitt des Einzelteiles ein. Domenik Hinz, Junggeselle in der Tischlerei Pötschke im sächsischen Löbau, greift die nächste Kantel und „schiebt sie durch“, wie sein Chef Wilfried Pötschke die problemlose Maschinenbedienung an der Q-Fin umschreibt. Durch die Zuführöffnung der Maschine, die auch ggf. falsche Dimensionen eines zugeführten Teils erkennt, zieht der patentierte Vorschub präzise die Teile in die Q-Fin ein.

Qualität rauf, Kosten runter

Was dann kommt, bedarf des geschärften Blicks. Durch die Plexiglasfenster der Spezialschleifmaschine ist im unteren Bereich teilweise die Kantel zu sehen, wie sie ihren vorgezeichneten Weg zwischen den Servoaggregaten, von Rollen weiterbefördert über die Schleifbänder bis zum Ausgang vis-à-vis von der Eingabe findet.

Pötschke, der Chef, hebt das Bauteil an, ehe es das Laufband zum nächsten automatisierten Bearbeitungsschritt „durchschiebt“, und legt sachte seine Fingerkuppen auf, um die Qualität der Oberflächenbearbeitung zu erfühlen. Er sagt nichts, dennoch lassen seine zufrieden drein­blickenden Augen keinen Zweifel daran, dass das Versprechen des Quality Finishings eingelöst ist. Auch andere Teile, wie Deckleisten, Schlagleisten, Fensterbänke, Hebeschiebe-Türzargen schleift die Q-Fin problemlos.

Die Spezialschleifmaschine von Martin bearbeitet Bauteile von 250 × 250 mm ebenso wie Leisten von 10 × 10 mm, sodass das Ergebnis dem ­prüfenden Blick von Wilfried Pötschke (li., mit Tischler Domenik Hinz) standhält.

Foto: GLASWELT

Die Spezialschleifmaschine von Martin bearbeitet Bauteile von 250 × 250 mm ebenso wie Leisten von 10 × 10 mm, sodass das Ergebnis dem ­prüfenden Blick von Wilfried Pötschke (li., mit Tischler Domenik Hinz) standhält.

Warum die Maschine so wichtig ist

2016 auf der LIGNA in Hannover lernte der Unternehmer und Holz-Fachmann das Unternehmen Martin kennen. Heute bezieht er selbst Standard­anlagen wie Kreissägen vom Anbieter im Unterallgäu.

Pötschke erläutert, warum die Maschine so wichtig ist: „Behandeln Sie Holz mit wasserlöslichen Grundierungen und Lacken, richten sich die Holzfasern unweigerlich auf, die Oberfläche wird rau. Genau hier setzt die Q-Fin an. Durch die Behandlung mit dieser Maschine vermeiden wir den teuren Zwischenschliff, eine Tätigkeit, die die Lohnstückkosten hochtreibt und zudem sehr unattraktiv ist.“

Das ist vor allem in Hinblick auf den Fachkräftemangel für Arbeitgeber, wie den Inhaber des 43 Mitarbeiter zählenden Betriebs, ein wichtiges Argument. Zudem beeinträchtigt das Zwischenschleifen per Hand die Homogenität des Lack- und Holzschutzauftrags – die Schichten werden teilweise bis aufs Rohholz wieder abgetragen. „Bei Lichte besehen“, sagt der Sachse, „ist das oft gut erkennbar.

Viele Bauherren merken indes erst nach Jahren diese Leckagen im Lackaufbau, weil durch den zu geringen Schichtaufbau die Oberfläche in der Bewitterung aufreißen kann, was zu Unterfeuchtung und Lackabplatzungen führt.“

Optimale Ausbeute durch funktionierende Prozesse

Für die Objekte der Tischlerei Pötschke, deren roboterlackierte Holz- und Holz/Aluminium-Elemente nicht selten Eingang in AAA-Bauvorhaben von München-Schwabing bis zur Hauptstadt finden, ist dies nicht akzeptabel. Dabei macht Pötschke seinen Standpunkt klar: „Die Maschine kann sich jeder reinstellen, den Prozess zur perfekten Oberfläche muss dann aber der jeweilige Anwender für sich finden.“

Definiert quergekappt steht von den durch die Bandschleifaggregate angeschnittenen Holzfasern keine mehr auf – der Zwischenschliff ist in der weit überwiegenden Zahl der Fälle obsolet.

Eine technische Weiterentwicklung steht ebenso hinter der Ausstattung der heutigen Q-Fin Generation, die nach Auskunft von Maschinenlieferant Martin nicht nur die beiden Hauptsichtflächen im Quality Finishing-Verfahren bearbeitet.

Auch die Schrägen am Glasnacken der Flügel und des Blendrahmens außen werden mittels Querschleifens bearbeitet.

Dafür wurde ein Schrägschleif-Aggregat entwickelt, das der Nutzer über die Touch-Steuerung in einem Bereich von 0 bis 60 Grad programmiert und das automatisch zustellt, wenn das Einzelteil im Eingriff ist. Was das für die Glasleisten bedeutet, die nunmehr ebenfalls ohne den ressourcenfressenden Zwischenschliff auskommen, unterstreicht Pötschke, indem er mit dem bekannt zufriedenen Blick während des Rundgangs durch die Tischlerei auf entsprechend hochwertig bearbeitete Exemplare verweist.

Die Verbesserungen an der Schleiftechnik, über die sich der Anwender im Fensterbaubetrieb mit Martin Geschäftsführer Uwe Schiemann ausgetauscht hat und dies noch immer tut, waren für ihn das ausschlaggebende Argument, in die zweite Maschinengeneration erneut zu investieren. Er sagt: „Die Q-Fin hilft jedem holzverarbeitenden Betrieb ab einer bestimmten Größenordnung bei der Prozessoptimierung und spart durchschnittlich anderthalb Arbeitskräfte ein“ – seine Tischlerei fertigt 11 000 bis 12 000 Fenstereinheiten und mehr als 400 Haustüren jährlich.

Next Generation: Wie Wilfried Pötschke sind sein Sohn Thomas und seine Schwieger­tochter in spe, Katrin Einfalt, studierte Holz-Ingenieure. Die 5 Generationen überdauernde Geschichte, der von München bis Berlin tätigen Tischlerei in Löbau, geht also weiter.

Foto: GLASWELT

Next Generation: Wie Wilfried Pötschke sind sein Sohn Thomas und seine Schwieger­tochter in spe, Katrin Einfalt, studierte Holz-Ingenieure. Die 5 Generationen überdauernde Geschichte, der von München bis Berlin tätigen Tischlerei in Löbau, geht also weiter.

Video-Tipp

Wilfried Pötschke setzt auf das Quality Finishing-­Verfahren, das sich Maschinenbauer Martin für ­seine Spezialschleifmaschine Q-Fin auf die Fahnen ­geschrieben hat. Im Video-Beitrag erläutert ­Pötschke das Verfahren und die Vorteile für seinen Fenster­baubetrieb:

Foto: GLASWELT

Was bedeutet Quality Finishing?

Bei der Q-Fin von Martin in der heutigen Maschinengeneration geht es laut Marketingleiter Michael Mühldorfer um „Oberflächenhomogenisierung“. Was das bedeutet, ist sofort zu spüren, wenn unsere Fingerkuppen über das samtig anmutende Finish einer so bearbeiteten Oberfläche streichen. Zum einen stehen dem Holzfasern entgegen, die sich insbesondere nach dem Auftrag wasserbasierter Holzschutzmittel und -lacke aufrichten – und dann vielfach manuell und mit negativen Folgen für die angesprochenen Schutzschichten abgeschliffen werden. Quality Finishing beinhaltet zum anderen ein geringeres Risiko, dass die Holzoberfläche fleckig anmutet. Fensterbauer kennen das Phänomen: Hintergrund ist das heterogene Saugverhalten des Naturmaterials – der Querschliff schafft durch das beschriebene rechtwinkelige Kappen der Holzfasern auch hier Abhilfe.

Dazu kommt, neben dem wirtschaftlichen Hauptaspekt geringerer Lohnstückkosten durch den Verzicht auf einen Zwischenschliff, die Möglichkeit, die seitlich positionierten Bürstenaggregate wie das Fasenaggregat schnell und präzise per Touchsteuerung zu justieren. Dabei sind Winkel zwischen 0 und 45 Grad programmierbar und lassen sich per Memory Effekt abspeichern.

Bedenkt man, dass nach Angaben von Martin ein Fünftel der Fertigungskosten bei Holzfensterbauern auf Schleif- und Handlingprozesse entfallen, wird das Potenzial der aktuellen Q-Fin Maschinengeneration deutlich.

Die Q-Fin von Martin ist in der aktuellen Maschinengeneration bei der Tischlerei Pötschke in Löbau an die Stelle der Spezialschleifanlage in der ursprünglichen Konfiguration von 2014 getreten.

Foto: GLASWELT

Die Q-Fin von Martin ist in der aktuellen Maschinengeneration bei der Tischlerei Pötschke in Löbau an die Stelle der Spezialschleifanlage in der ursprünglichen Konfiguration von 2014 getreten.

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