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Im Gespräch mit Stefan Löbich

„Wir verfügen über alle Werkzeuge, um erfolgreich zu sein“

Glaswelt – Herr Löbich, Sie sind jetzt über 240 Tage im Amt als CEO bei Weru. Welchen Eindruck konnten Sie bislang von dem Unternehmen gewinnen?

Stefan Löbich – Ich kenne Weru schon sehr lange, ich bin in der Region aufgewachsen. Nach Einblick in das Unternehmen bin ich der Meinung, dass Weru sich unter Wert verkauft. Eine schöne Herausforderung stellt unser Marktanteil im einstelligen Bereich dar: Der lässt sich noch deutlich ausbauen, wir haben ein riesiges Potenzial. Die Mitarbeiter sind hier offen für neue Ansätze, das gibt mir Mut für eine neue Aufbruchsstimmung.

Auch bei Unilux sehe ich vertriebsseitig großes Potenzial. Gerade mit dem Fassadensystem ­FineLine sind wir gut positioniert und aufgestellt. Wir müssen jetzt mit viel Fleiß und Akribie unsere Kunden ansprechen und überzeugen und dafür Sorge tragen, dass u. a. die Wohnungswirtschaft diese Produkte bei uns kaufen.

Glaswelt – Sie sind kein alter Branchenkenner, sondern sammelten Erfahrungen bei Würth, im Automotivebereich und dem Modelleisenbahnhersteller Märklin. Wie leicht fiel es Ihnen, die Branche zu verstehen?

Stefan Löbich – Ich komme aus einer Handwerkerfamilie, mein Großvater hatte einen Malerbetrieb. Eine gewisse Affinität zum Bau ist mir sozusagen in die Wiege gelegt worden. Bei Würth war ich daran beteiligt, die Division Baustelle aufzubauen. Ich hatte Kontakt mit den großen Bauunternehmen, weiß wie die ticken. Der Sprung von C-Teilen bei Würth zu Fenster und Türen bei Weru ist gar nicht mehr so groß. Würth ist dazu ein Big Player beim Thema Qualität und Service. Das Credo, dass man eine Kundenbeziehung sorgfältig pflegen muss, habe ich von dort mitgebracht.

Bei Märklin habe ich gespürt, was es heißt, einen Markenwert zu haben und diesen nicht aufs Spiel zu setzen. Bei Weru war und ist es verlockend, sich auf die starke Marke zu verlassen. Vielleicht haben wir das Gespräch und den Austausch mit unseren Kunden etwas vernachlässigt. Das wollen wir ändern. Wir müssen uns bei Weru auch gut überlegen, in welche Märkte wir reingehen. Wir haben schließlich einen gewissen Qualitätsanspruch und stehen zu unseren Produktionsstätten in Deutschland. Im Premiumbereich sind wir gut aufgehoben, hier können wir uns auch noch etwas mehr abheben von unseren Marktbegleitern.

Glaswelt – Das partnerschaftliche Verhältnis zu den Fachhändlern war früher einmal sehr eng – hat aber zuletzt auch gelitten. Wie gewährleisten Sie, dass die Argumente der Fachhändler wieder gehört werden im Hause Weru?

Löbich – Ich bin im engen Austausch mit unseren Kunden. Der eingerichtete Händlerbeirat liefert uns zusätzliche wertvolle Ansätze. Wir kommunizieren darüber hinaus unsere Kernthemen direkt an die Händler, berichten über unsere Ziele und unsere Chancen.

Glaswelt – Ihr Vorgänger hatte einen tiefgreifenden Erneuerungsprozess unter dem Stichwort „Weru 2020“ angestoßen, der auch viel Investitionssummen verschlungen hatte. In welchem Takt setzen Sie die Pläne fort?

Löbich – Wir setzen natürlich an den Themen, die bereits angestoßen wurden, an. Vor Jahren war der Fokus eher in Richtung Hardware, diese Projekte sind aber größtenteils abgeschlossen. Ich bin vertriebsorientiert und setze einen etwas anderen Schwerpunkt: Wir greifen jetzt an den Software-Themen und an der Vertriebsarbeit an.

Um es auf den Punkt zu bringen: Die Hardware ist modernisiert, der Vertrieb ist neu justiert, das Sortiment ist da: Wir haben jetzt alle Werkzeuge, um erfolgreich sein zu können. Jetzt müssen wir fleißig sein. Vertriebsarbeit ist Fleißarbeit!

Glaswelt – Gibt es eine Vision „Weru 2030“?

Löbich – Bei Visionen bin ich vorsichtig, aber wir haben natürlich schon unsere Ideen. Ja, wir wollen wachsen, das ist klar, und wir wollen die Marke wieder präsenter machen. Machen muss man es halt. Wir haben uns einzelne Themen rausgegriffen, die wir jetzt anpacken und richtig machen wollen. Das Signal möchte ich auch meiner Mannschaft vermitteln: Lieber drei Ansätze richtig machen, als sich 20 Themen vornehmen, aber sich dann verzetteln.

Glaswelt – Sie wollen die bestehende Strategie weiterentwickeln und die Kunden- und Serviceorientierung vorantreiben. Können Sie mir Einzelheiten dazu benennen?

Löbich – Jeder Kunde, der ein Fenster von uns haben will, soll bedient werden – ganz gleich ob es der Fachbetrieb oder ein Endkunde ist. Deswegen liegt mir auch die Schnittstelle zwischen Endkunde und Fachbetrieb am Herzen. Endkunden gehen bei uns oder beim Händler verloren, weil er nicht professionell abgeholt wurde. Und der Endkunde entscheidet sehr spontan: Wenn ihm etwas nicht passt, geht er und ist weg. Das Gleiche gilt für Reklamationen: Hier entscheidet sich, ob ich nur die Ware zurückschicke oder ob der Kunde zurückkommt. An dieser Stelle möchten wir ansetzen und haben jetzt auch organisatorisch eingegriffen: Wir legen Wert darauf, dass jeder Servicetechniker bzw. Gebietsverkäufer einen direkten Ansprechpartner im Innendienst hat: Vorgänge vor Ort müssen auch bei uns ankommen. Zudem wollen wir unsere Fachbetriebe unterstützen, den Endkunden noch direkter zu erreichen. Wir wollen hier bei Weru unser Mindset verändern. Uns allen muss klar sein, dass der Kunde – Fachhandel und Endkunde – unseren Lohn und unser Gehalt zahlt.

Die Weru GmbH (hier ein Bild vom Hauptsitz in Rudersberg) ist einer der führenden Hersteller von Fenstern und Haustüren in Deutschland und nach eigenen Angaben Marktführer bei Kunststofffenstern für den Wohnbau.

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Die Weru GmbH (hier ein Bild vom Hauptsitz in Rudersberg) ist einer der führenden Hersteller von Fenstern und Haustüren in Deutschland und nach eigenen Angaben Marktführer bei Kunststofffenstern für den Wohnbau.

Glaswelt – Sie wollten Akzente in den Bereichen Vertrieb und Marketing setzen. Können Sie uns Beispiele geben?

Löbich – Weru und Unilux sind zu heterogen, das zeigt sich am Kunden. Bei Unilux sind es die holzverarbeitenden Betriebe, bei Weru sind es die Fachhandelspartner mit größeren Ausstellungen und Montagekapazitäten. Entsprechend sind auch die Durchschnittsumsätze bei Weru-Kunden deutlich höher. Schon im letzten Jahr haben wir eine Markentrennung durchgeführt und separieren die Marken in Tonalität und Auftritt. Wir haben zudem Verkaufsgebiete getrennt. Auch im Thema Marketing und Social Media gehen wir neue Wege. Es gilt, die Marke wieder aufzubauen. Der Marke soll man wieder häufiger begegnen. Wichtig dabei ist die Mehrdimensionalität der Aktivitäten. Wir wollen nicht Kostenführer und erst recht nicht Preisführer sein, wir sind Premium und Made in Germany! Der Fachbetrieb kann darauf aufbauend seine lokale Marke in den Vordergrund ­stellen.

Glaswelt – Benennen Sie bitte ein paar Kennzahlen: Umsatz und produzierte Einheiten.

Löbich – Unsere Umsätze haben im letzten Jahr 170 Mio. Euro übertroffen. Wir haben rund 400 000 Fensterflügel und fast 12 000 Haustüren produziert und sind mit der Ertragssituation ­zufrieden.

Glaswelt – 2014 überraschte Weru mit der Unilux-Übernahme. Wird es in nächster Zeit zu einer ähnlichen Schlagzeile kommen?

Löbich – Bei Weru sollte es darum gehen, Dinge konsequent zu tun, ohne sich dabei zu verzetteln. Deswegen glaube ich aktuell nicht an eine solche Schlagzeile.

Glaswelt – Die HIG hält jetzt seit 7 Jahren ihre Beteiligung an der Weru GmbH aufrecht. Gibt es Anzeichen, dass an dem Status Quo sich etwas ändern könnte?

Löbich – Das Geschäftsmodell von Private Equity Unternehmen ist ja, Beteiligungen zu halten und diese dann wieder zu verkaufen. Dieser Prozess wird irgendwann einmal kommen, aber momentan ist das kein Thema.

Glaswelt – Jetzt startet im Juni die FENSTERBAU. Weru selbst ist kein Aussteller und wird es auch in Zukunft nicht sein?

Löbich – Wir überarbeiten gerade unser gesamtes Messekonzept. Auf repräsentativen Messen wollen wir tatsächlich wieder präsenter sein, aber im jetzigen Stadium haben wir noch keine endgültigen Beschlüsse gefasst. Klar ist: Wenn wir etwas machen, wollen wir es g´scheit machen.

Glaswelt – Welche Innovationen sind für Sie momentan besonders interessant und werden schon bei Ihnen im Haus für eine Umsetzung diskutiert?

Löbich – Die Welt wird digitaler, das haben wir im Fokus. Das Smarthome und die Sicherheitstechnik sind für uns ganz wichtige Themen. In diesen Punkten müssen wir schauen, was zu uns passt und vielleicht auch mal strategische Allianzen im Vertrieb generieren.­

Glaswelt – Vielen Dank Herr Löbich für Ihre Auskünfte!

Das Gespräch führte Chefredakteur Daniel Mund.

Letzte Neuheit bei Weru: Mit einer Bautiefe von 76 mm, KlimaTherm-3-fach-Verglasung und einem Uw-Wert von bis zu 0,95 W/(m²K) ist das Castello-plus ein bestens ausgestattetes Allround-Fenster.

Foto: Weru

Letzte Neuheit bei Weru: Mit einer Bautiefe von 76 mm, KlimaTherm-3-fach-Verglasung und einem Uw-Wert von bis zu 0,95 W/(m²K) ist das Castello-plus ein bestens ausgestattetes Allround-Fenster.

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