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Im Interview mit Martin Miller, HSF

„Genauso vielfältig wie unsere Produkte sind auch unsere Kunden“

Glaswelt – Herr Miller, HSF gehört zur IFN Holding, zu der auch Internorm, Topic, Schlotterer und andere gehören. Wie eng ist der Austausch untereinander? Gibt es Einkaufskonzentrationen?

Martin Miller – Wir tauschen uns auf Führungsebene zu Sachthemen aus, haben auch entsprechende Abstimmungsmeetings. Aber ansonsten agiert jede Gesellschaft für sich autark. Das heißt auch, dass die Entscheidungen über die Zulieferer oder die Investitionen, wenn, dann nur mit den Gesellschaftern abzustimmen sind.

GW – Bei der HSF selbst gibt es zwei Geschäftsführer, wie haben Sie sich die Führungsarbeit aufgeteilt?

Miller – Josef Wolf ist schon länger bei der HSF, kennt das Unternehmen aus der Innensicht sehr gut und ist für die Produktionsthemen verantwortlich. Da das Unternehmen stark gewachsen ist, war eine zweite Geschäftsführerposition für den Vertrieb und das Marketing nötig geworden, die ich jetzt seit drei Jahren innehabe.

GW – Wie viele Einheiten wurden im letzten Jahr produziert?

Miller – Wir haben 145 000 PVC- und Aluminium-Einheiten gefertigt, der Umsatz beläuft sich auf rund 50 Mio. Euro. Die Mitarbeiterzahl insgesamt beträgt 290.

GW – Kommen wir auf die Anfänge des Unternehmens zu sprechen. Wie und wo fing alles an?

Miller – Gegründet wurde HSF 1994 vom Helmut Sailer aus Deutschland. Schon von Anfang an waren die westlichen Märkte im Fokus und lange Zeit wurden hauptsächlich die Schweiz und Österreich beliefert. Die hohen Anforderungen dieser Märkte haben uns auch stets geholfen unsere Produkte auf dem höchsten Qualitätslevel zu halten und alle Bereiche permanent weiter zu entwickeln..

GW – Wie ist HSF aufgestellt, was ist das entscheidende Geschäftsmodell?

Miller – Früher ging es bei uns um „gut und günstig“. Das, was uns heute ausmacht, beruht auf vier Säulen: Wir verfügen über günstige Produktionskosten und haben eine starke Kundenbindung, darüber hinaus punkten wir durch einen überdurchschnittlich hohen Servicegrad und nicht zuletzt profitieren wir und auch unsere Kunden durch die Zugehörigkeit zur IFN, dem internationalen Fensternetzwerk.

Im PVC-Bereich kommen die Profile vom Sytemgeber aluplast. Aluminiumsysteme werden hauptsächlich von Schüco verarbeitet. Kundenwünsche mit Wicona- oder aluprof-Systemen können aber ebenso erfüllt werden.

Foto: HSF

Im PVC-Bereich kommen die Profile vom Sytemgeber aluplast. Aluminiumsysteme werden hauptsächlich von
Schüco verarbeitet. Kundenwünsche mit Wicona- oder aluprof-Systemen können aber ebenso erfüllt werden.

GW – Sie sprechen die starke Kundenbindung und den hohen Servicegrad an – macht sich das auch in Form von angepassten Lieferzeiten bemerkbar?

Miller – Unser Status bei den Lieferzeiten wird jede Woche aktualisiert und ist grundsätzlich für alle gleich. Aktuell sprechen wir von rund 3 Wochen Lieferzeiten bei Kunststofffenstern. Etwas anders verfahren wir bei größeren Aufträgen über 20 000 Euro.

GW – Da geht es dann um die Objekteure, die brauchen doch präzise Zusagen für ein bestimmtes Zeitfenster für ihr Projekt?

Miller – Unsere Kunden mit Objektausrichtung lassen sich für einzelne Projekte entsprechende Kapazitäten in der Produktion reservieren. Sie teilen uns dann auch mit, welche Produkte und welche Oberflächen benötigt werden, damit wir das Material entsprechend vorhalten.

GW – Wie führen Sie die Logistik von der Slowakei in die anderen Zielländer durch?

Miller – Wir arbeiten mit einer Spedition zusammen, die exklusiv für uns Lkws bereitstellt. Auf der Rückfahrt nehmen diese meist Leergestelle mit.

GW – Funktioniert die Gestellverwaltung?

Miller – Wir haben unsere Gestelle jetzt gechipt, arbeiten dabei mit dem Unternehmen Box ID zusammen. Das klappt wirklich sehr gut, seitdem wir das eingeführt haben.

GW – Box ID bietet neben der Gestellverwaltung die Digitalisierung der Prozesskette an. Gibt es bei Ihnen Pläne, Ihren Fenstern eine eigene Internetadresse zu geben?

Miller – Wir sind daran interessiert, unsere Fenster mit einem QR-Code zu versehen. Wie wir das gestalten und wie wir das mit unserer Partner-Area verknüpfen, müssen wir noch endgültig entscheiden. Aber schon jetzt können unsere Kunden in ihrem persönlichen Zugang die Gestellverwaltung vornehmen.

GW – Was kann man sonst noch in der Partner-Area durchführen?

Miller – Dort hat der Kunde die Übersicht über seine Angebote, Aufträge, seine Lieferorte und individuellen Vereinbarungen. Wir arbeiten dabei mit einem CXM-System, also einem Customer-­Experience-Management-Tool, das sich auf Kundenbindung, Kundenzufriedenheit und Customer-Experience konzentriert. Wir füttern es mit Informationen genauso wie der Kunde – die transparente Kommunikation funktioniert ­perfekt!

GW – Kommen wir auf den Umzug Ihres Standortes zu sprechen. Sie haben jetzt ein neues Firmenareal bezogen?

Miller – Richtig. Es stehen uns jetzt insgesamt 20 000 m² Hallenfläche zur Verfügung und können hier unseren Energiebedarf selbst decken: Die Kombination aus PV-Anlage, einer guten Wärmedämmung, modernsten Luftwärmepumpen und LED-Beleuchtungtechnik macht das möglich. Es war uns ein großes Anliegen nicht nur Produkte zur CO2-Reduzierung zu bauen, sondern auch ein Gebäude zu haben in dem wir uns selbst mit Strom versorgen und damit auch zur Umweltverbesserung beitragen.

Mit dem neuen Standort ist eine Kapazitätserhöhung verbunden. Neben den bestehenden Anlagen ist noch Platz für eine dritte Produktionslinie.

Foto: Daniel Mund / GW

Mit dem neuen Standort ist eine Kapazitätserhöhung verbunden. Neben den bestehenden Anlagen ist noch Platz für eine dritte Produktionslinie.

GW – Was war der Anlass für die neue Standortwahl?

Miller – Wir waren einfach zu beengt hier, hatten keine Chance, uns zu vergrößern. Mit dem neuen Standort ist auch gleich eine Kapazitätserhöhung verbunden, wir werden hier eine dritte Produktionslinie etablieren. Ein weiterer Vorteil: Unser Glaslieferant Interpane hat sich dort unter dem gleichen Dach bei uns eingemietet.

GW – Das heißt, Interpane produziert dort ausschließlich für die HSF Isoliergläser?

Pavol Vavrica (Leiter Einkauf und Logistik)– Rund 95 % der Produktionsmengen landen gleich bei uns in der Produktion. Damit sind wir der größte Einzelkunde bei Interpane. Jetzt ist auch die Investitionsentscheidung in einen ESG-Ofen gefallen. So können wir künftig hier Sicherheitsgläser direkt beziehen.

GW – Wie sind Sie technologisch ausgestattet?

Vavrica – Wir setzen auf einen sehr modernen Maschinenpark. Gerade Ende letzten Jahres haben wir noch mal kräftig investiert und eine komplette Kunststofflinie aus der Schweiz vom Hersteller 4B mit Anlagen von Schirmer und Urban übernommen. (Anm. d. Red.: Das Unternehmen die Entscheidung getroffen, seine Kunststoffsparte aufzugeben.)

GW – Kommen wir auf weitere Zulieferer zu sprechen. Im PVC-Bereich

Miller – … arbeiten wir ausschließlich mit aluplast zusammen. Bei uns heißt die Kunststoff­marke Life. Wir bieten 70er-Bautiefen (Ideal 5000) oder 85er-Bautiefen (Ideal 8000) an. Auch haben wir das neue neo-Profil von aluplast ins Programm genommen. Es erschließt uns einen Kundenkreis, der auf modernes, kubisches Design setzt. Wir bieten ein eigenes Aluschalen-Konzept, welches nicht direkt aufgeklipst wird, sondern am PVC-Profil mit Abstandhaltern befestigt ist. Bei den Hebeschiebetüren setzen wir ebenfalls auf aluplast. Die Beschläge kommen bei den Fenstern von Winkhaus, im Schiebebereich verwenden wir GU-Beschläge.

GW – Sie liefern in unterschiedliche Länder – stellen Sie sich dann mit den Produkten auf die Länderspezifika ein?

Miller – Das müssen wir! In der Schweiz geht es um besondere Wetterschenkellösungen und durchgehende Stulpleisten. Wenn du das nicht hast, bist du dort am Markt nicht relevant. In Deutschland ist beispielsweise die Rollladenführungsschiene ein „Must-have“! Deutschland ist darüber hinaus ein Folienland – in Österreich kommt viel häufiger die Aluminiumschale zum Einsatz.

GW – Eine weitere Säule ist Ihr Aluminium­bereich

Miller – Hier verwenden wir das System von Schüco und werden beliefert von AluKönigStahl. Den Schüco-Katalog können wir komplett abbilden – sind aber auch in der Lage, Systeme von Wicona oder aluprof zu verarbeiten. Dabei setzen wir bewusst auf besonders ausgefallenes Design, wie beispielsweise das AWS WoodDesign, die neue Aluminium-Holz-Fenstergeneration, und statten heute mit Aluminium-Panorama-Design-Fenstern Chalets in Kitzbühel und anderen Nobelorten aus – da sind wir nicht mehr bei „gut und günstig“, sondern absolutes Premium.

Spannender Trip nach Malacky: Pavol Vavrica (l., Leiter Einkauf und Logistik) und Martin Miller (r.) zeigen mir die neuen Produktionshallen.

Foto: Daniel Mund / GW

Spannender Trip nach Malacky: Pavol Vavrica (l., Leiter Einkauf und Logistik) und Martin Miller (r.) zeigen mir die neuen Produktionshallen.

GW – Eine erstaunliche Bandbreite in der Produktpalette! Wie teilen sich die Umsätze in den Werkstoffbereichen bei Ihnen auf?

Miller – Wir werden in diesem Jahr rund 12 Mio. Euro Umsatz mit Aluminiumfenstern machen, im PVC-Bereich werden das rund 37 Mio. Euro sein.

GW – Wie sind Sie im Haustürenbereich aufgestellt?

Miller – Im Füllungsbereich setzen wir auf die Qualität und Liefertreue von Adeco, wir verkaufen rund 2000 Haustüren im Jahr.

GW – Gibt es einen typischen HSF-Kunden?

Miller – Nein, wir tanzen auf allen Hochzeiten und genauso vielfältig wie unsere Produkte sind auch unsere Kunden. Uns kann man überall einsetzen: Wir sind sehr stark im Objektbereich, es gibt Händler, die auf die Marke HSF setzen und diese in den Vordergrund stellen. Es gibt andere, die mit ihrem eigenen Namen der Platzhirsch in der Region sind. Es gibt selbst herstellende Unternehmen, die mit uns ihr Portfolio erweitern, und es gibt auch reine Metallbauer, die von uns die Bauelemente beziehen. Denen können wir anbieten, fertig verglaste Elemente zu beziehen – was für den Metallbau eigentlich eher unüblich ist. Wir versuchen, den industriellen Ansatz einer PVC-Fensterproduktion auch in den Aluminiumbereich zu übernehmen.

GW – Bislang saßen Ihre Kunden vor allem in der Schweiz und in Österreich. Ihren Aktionsradius wollen Sie jetzt vergrößern?

Miller – Fast zwei Drittel unserer Fenster liefern wir nach Österreich, 27 % gehen aktuell in die Schweiz. Wir waren in der Vergangenheit schon auch in Deutschland aktiv, fliegen dort aber bislang etwas unter dem Radar. Das wollen wir jetzt ändern und unsere Aktivitäten in Deutschland ausweiten.

GW – In welcher Form wird das geschehen?

Miller – Wir haben jetzt neue Außendienstmitarbeiter eingestellt und freuen uns, weitere Kunden im süddeutschen Bereich für uns gewinnen zu können.

GW – Kommen wir auf die gegenwärtige Marktsituation zu sprechen.

Miller – Im Gegensatz zu unseren Marktbegleitern schaut unser Minus gegenüber Vorjahr recht verhalten aus. Wenn man weiß, dass der Markt im DACH-Bereich heuer um 15 bis 20 % zurückgeht und wir theoretisch 10 % verlieren, sind wir dabei, Marktanteile zu gewinnen. Das ist auch unser Anspruch, wir wollen bei den Marktanteilen weiter wachsen.

GW – Herr Miller, Herr Vavrica, besten Dank für Ihre Auskünfte!

Das Gespräch vor Ort in Malacky führte ­Chefredakteur Daniel Mund.

Steckbrief HSF

Gegründet wurde HSF im Jahr 1994 von Helmut Sailer aus Freiburg. Der Firmenname setzt sich also zusammen aus den Initialen H und S des Firmengründers und einem F für Fenster. 2005 fand der Verkauf der Gesellschaft HSF an die IFN Holding AG statt und damit gehört das Unternehmen zur IFN Holding AG – zu der auch Internorm, Schlotterer, Topic oder fensterversand.com gehören. Der slowakische Spezialist für Kunststoff- und Aluminiumprodukte wuchs im letzten Jahr im Umsatz um 25,6 %.

Der neue HSF-Standort in Malacky ist nur wenige Straßen entfernt von der bisherigen Produktionsstätte.

Foto: HSF

Der neue HSF-Standort in Malacky ist nur wenige Straßen entfernt von der bisherigen Produktionsstätte.