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Meinungsbeitrag von Matthias König

Cash is King (Teil 2)

Nachdem ich in meinem letzten Beitrag über Maßnahmen zur Sicherung der Liquidität im eignen Unternehmen als einem Gebot der Stunde geschrieben habe, nun der zweite Teil des Meinungsbeitrags. Jetzt widme ich mich dem Zusammenwirken mit Lieferanten, Kunden und Finanzierern. Aktuell dürfte die Liquiditätssituation bei den Kunden, wenn man sich im mehrstufigen Vertrieb bewegt, ausreichend gut sein, da die letzten sehr guten Jahre entsprechende Umsätze, Erträge und auch ­Liquiditätspolster mit sich gebracht haben.

Allerdings sehen wir seit Monaten große Probleme bei Projektentwicklern, die reihenweise insolvent werden, weil sie neben den sinkenden Immobilienpreisen, teureren Finanzierungen und gestiegenen Bauerstellungskosten auch unter einer deutlichen Verringerung des Transaktionsvolumens leiden. Das wird Auswirkungen auf die Liquiditätssituation ihrer Geschäftspartner aus dem Handwerk haben und somit auch auf deren Lieferkette in Baustoffhandel und Bauzulieferindustrie.

Die Kunden im Auge behalten

Neben den Mitarbeitenden sind die Kunden das höchste Gut unserer Unternehmungen. In der Krise und auch sonst sollten wir unserer Klientel auch in Fragen der Liquidität eine hohe Aufmerksamkeit widmen, „denn das Geschäft ist erst abgeschlossen, wenn das Geld in der Kasse klingelt“, habe ich vor weit mehr als 30 Jahren als junger Vertriebsleiter von einem Urgestein unserer Branche gelernt.

Welchen Beitrag können Kunden zur Verbesserung der Liquidität leisten?

Das sind hilfreiche Maßnahmen

  • Verbesserung des Debitorenmanagements durch kürzere Zahlungsziele und konsequentes Nachverfolgen der Außenstände, mit dem Ziel der Beschleunigung des Kapitalumschlags. Gespräche wegen offener Posten sind meist ungeliebt und in den Augen vieler Vertriebler das ­Gegenteil eines guten Verkaufsgesprächs. Irrtum! Das Gegenteil ist der Fall, zu einer vertrauensvollen und partnerschaftlichen Kundenbeziehung gehört auch immer das Gespräch über die offenen Posten, gerade dann, wenn der Kunde nicht vereinbarungsgemäß zahlt. Aus meiner Sicht ist das auch keine Sache der Finanzbuchhaltung, sondern die des Vertriebes. Auch sollten ausufernde Zahlungszielvereinbarungen, die in guten Zeiten und unter Wettbewerbsdruck entstehen können, aus Sicht der Liquiditätsbindung auf den Prüfstand gestellt und angepasst werden. Natürlich setzt ein gutes Forderungsmanagement voraus, dass die Unterlagen über die Außenstände stets aktuell und die Aufgaben innerhalb des Teams klar und verbindlich zugeordnet sind. Ergänzend dazu bietet ein strukturiertes Mahnwesen wertvolle Unterstützung.
  • Augenmerk auf das Kreditrisikomanagement! Das Eindecken von Warenkreditversicherungen und Arbeiten mit Zahlungsbürgschaften oder Vorkasseregelungen ist unverzichtbar. Neben der Gewährung von Skonto für den Kunden ist auch das Factoring eine sehr gute Möglichkeit zur Beschleunigung des Zahlungseingangs. Allerdings muss man hier die Factoringgebühren in die Kalkulation einbeziehen. Auch die Vereinbarung eines Lastschriftverfahrens mit dem Kunden trägt zu Liquiditätsverbesserung bei und reduziert Prozessaufwand auf beiden Seiten.
  • Natürlich ist auch der Prozess der Leistungserbringung, -abnahme und -abrechnung ein ganz wesentlicher Punkt für die Liquiditätsentwicklung. Lange Durchlaufzeiten, schlechte oder unpünktliche Lieferungen, verzögerte Abnahmen und verspätete Rechnungslegung sind Performanceprobleme, die einen erhöhten Liquiditätsbedarf verursachen und auch die guten Kundebeziehungen belasten.
  • Mit An- und Abschlagszahlungen kann man das Zahlungsausfallrisiko nicht nur reduzieren, man leistet auch einen positiven Beitrag für die Liquiditätsentwicklung. Nach erfolgter Leistungserbringung bzw. Abnahme sollten die Aufträge nicht nur sofort fakturiert bzw. schlussgerechnet, sondern etwaige Sicherheitseinbehalte durch Bürgschaften abgelöst werden.
  • Im Einkauf liegt der Gewinn

    Mit unseren Lieferanten pflegen wir oft über viele Jahre eine partnerschaftliche Geschäftsbeziehung – auch wenn es oft nicht leicht fällt, sollte man die alte Kaufmannsweisheit „im Einkauf liegt der Gewinn“ nicht außer Acht lassen. Gerade in der aktuellen Situation liegt hier ein großes Potenzial, das gehoben werden muss. Es gilt die in der Regel gute Partnerschaft zu den Lieferanten und Dienstleistern zu nutzen, um gemeinsam gut durch die Krise zu kommen, dazu können folgende Maßnahmen einen Beitrag leisten:

  • Ständiges und intensives Verhandeln der Preise der Vorlieferanten und Dienstleister, die Erzeugerpreise sinken in den meisten Bereichen seit Monaten, hier ist einiges herauszuholen, was sich nicht nur positiv auf die Liquidität, sondern auch auf die Rohertragsmarge auswirken wird.
  • Bei der Gestaltung der Zahlungskonditionen muss die Balance zwischen Skonto, und damit positivem Beitrag zum Rohertrag, und langem Zah­lungsziel, und damit unmittelbarem Beitrag zur Liquidität, immer wieder neu gefunden werden – im Zweifel für die Liquidität. Auf jeden Fall ­gehören die Zahlungskonditionen auf den Prüfstand und dabei geht es darum Zahlungsfristen, Skontofristen und Höhe des Skontos aus­zuweiten. Auch die Steuerung der Zahlungstermine ist ein wichtiger Punkt, der kontinuierliche Abstimmung in unseren Unternehmen ­erfordert. Wer zu früh zahlt, belastet die Liquidität unnötig und wer zu spät zahlt, schadet seiner Reputation.
  • Mit den Lieferanten Vereinbarungen über die Rückführung von überzähligem Material abzuschließen, ist eine wichtige weitere Maßnahme zur Working Capital Optimierung.
  • Die Umstellung auf Konsignations- oder Kommissionslager ist eine weitere Möglichkeit, die mit den Lieferanten geprüft werden sollte, dabei muss natürlich der Einrichtungsaufwand betrachtet werden und die Prozesse müssen stimmen.
  • Kreditinstitute sind interessiert an der Businessstory

    Abschließend wollen wir uns nun kurz den Finanzierern, fokussiert auf die Kreditinstitute, widmen. Nach meiner Erfahrung tragen neben guten Unternehmenszahlen sowie validen Planungen hohe Verlässlichkeit und Transparenz dazu bei, dass die Zusammenarbeit mit Finanzierern gut verläuft. Auch die Finanzierungsstruktur ist ein wesentlicher Punkt, der gerade in ­Zeiten der Krise intensiv geprüft werden muss, dabei ist die rechtzeitige ­Ansprache der Finanzierer zur Sicherstellung ausreichender Spielräume für die Deckung kurzfristigen Liquiditätsbedarfs unerlässlich. Generell kann ich folgende Verhaltensweisen im Umgang mit Kreditinstituten empfehlen:

  • Bankenkontakte generell pflegen, offene Kommunikation auch mit Instituten, mit denen noch keine Zusammenarbeit besteht.
  • Diversifikation der Finanzierungsquellen sichert nicht nur Risikover­teilung bei Finanzierern, sondern auch bei den Kreditnehmern.
  • Schärfen der Businessstory – Warum sollte das Kreditinstitut in unser Unternehmen „investieren“?
  • Sicherstellen der Aktualität und Belastbarkeit der Businesspläne und pünktliche Abgabe aller geforderten Reports (Monats-, Quartals-, Jahresabschlüsse) mit den erforderlichen Erläuterungen bei Abweichungen, immer auch mit entsprechenden Gegenmaßnahmen versehen.
  • Die Einholung eines Bankenratings nach Prüfung des Jahresabschlusses durch das Institut zeigt uns auf, wo wir stehen aus Sicht des Instituts und ist eine gute Basis für Verbesserungsaktivitäten.
  • Eigentlich dürften alle hier beschriebenen Möglichkeiten und Maßnahmen den Unternehmern, Führungskräften und Mitarbeitenden durch Erfahrung oder Ausbildung hinlänglich bekannt sein. In der Unternehmenspraxis habe ich jedoch immer wieder festgestellt, dass die richtigen Maßnahmen zwar bekannt sind, aber am Ende nicht oder nicht richtig umgesetzt werden. Um hier nochmal den Fokus zu schärfen und die Aufmerksamkeit zu erhöhen, habe ich diesen Meinungsbeitrag verfasst und wünsche gutes Gelingen. 

    Matthias König
    ist Diplomökonom und seit mehr als 25 Jahren Geschäftsführer in der Bauzulieferindustrie. In dieser Zeit hat er mehrere Unternehmen in der Restrukturierung sowie in Wachstumsphasen geführt, dabei waren u. a. Saint Gobain Deutsche Glas und MEA-Bausysteme. In den letzten fünf Jahren war er Sprecher der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe Alfred Bohn. Er ist Inhaber der Firma Prodatio Consulting. Bei Fragen oder Anregungen:
    matthias.koenig.privat@gmx.de
    linkedin.com/in/matthias-könig-312b4318

    Foto: Matthias König

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