In einer Zeit, in der die Bauzulieferbranche vor beispiellosen Herausforderungen steht, gewinnt das Konzept der Unternehmensexzellenz zunehmend an Bedeutung. Baukrise, Fachkräftemangel, Nachhaltigkeitsanforderungen (ESG, EU-Taxonomie), Digitalisierung und internationaler Wettbewerb zwingen Unternehmen, ihre Leistungsfähigkeit kontinuierlich zu steigern. Die von außen einwirkenden Faktoren in der TUNA-Welt (Anm. d. Red.: steht für Turbulent, Uncertain, Novel und Ambiguous), in der wir leben, können durch einzelne Unternehmen kaum beeinflusst werden. Im Unternehmen und am Unternehmen können jedoch vielfältige Verbesserungen vorgenommen werden, deren Umsetzung es ermöglichen, auch in schwierigen Zeiten erfolgreich zu bleiben und nachhaltig die Resilienz zu stärken und im besten Fall Antifragilität auszubilden.
Um in diesem dynamischen und fordernden Marktumfeld langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, ist eine systematische Optimierung des Organisationsdesigns, der Geschäftsstrategien sowie der Geschäftsmodelle erforderlich. Hierbei spielen Operative Exzellenz und Business Exzellenz als zwei entscheidende Dimensionen der Unternehmensexzellenz eine zentrale Rolle.
Was bedeutet Exzellenz und warum ist sie erfolgsentscheidend?
Die Unternehmensexzellenz lässt sich in verschiedene, stark miteinander verwobene Dimensionen unterteilen. Große Bedeutung dabei haben u.a. Operative Exzellenz, Business Exzellenz, Führungsexzellenz, Kundenexzellenz sowie Prozess- und Qualitätsexzellenz. Als Exzellenztreiber und gleichzeitig auch Transformatoren kommen Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsexzellenz dazu. Dabei kann die Digitalisierungsexzellenz allen anderen Exzellenzdimensionen als Multiplikator dienen.
Jede dieser Dimensionen trägt auf ihre Weise zur Verbesserung der Gesamtleistung und Antifragilität des Unternehmens bei. Aus Gründen der Vereinfachung fassen wir die verschiedenen Exzellenzdimensionen hier in Form der Operativen sowie der Business Exzellenz zusammen.
Operative Exzellenz konzentriert sich auf die Optimierung der Wertschöpfungsprozesse unter Berücksichtigung der Prinzipien nachhaltigen Wirtschaftens. Sie zielt darauf ab, Effizienz und Effektivität zu maximieren, Verschwendung zu reduzieren und die Qualität kontinuierlich zu verbessern. Dabei fokussiert sie auf Effizienzsteigerung, Kostenoptimierung und Verbesserung der Prozess- und Produktqualität. In der Bauzulieferindustrie kann dies beispielsweise bedeuten, Fertigungslinien zu optimieren, um Durchlaufzeiten zu verkürzen und gleichzeitig die Produktqualität zu erhöhen oder den Vertriebsprozess zu optimieren, um die Vertriebseffizienz zu verbessern.
Business Exzellenz hingegen verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz zur nachhaltigen Unternehmensführung. Sie umfasst Aspekte wie strategische Steuerung und Führung, Digitalisierung, Kundenorientierung, Innovationsmanagement und nachhaltige Unternehmensentwicklung. Für einen Hersteller von Bauprodukten ist dies beispielsweise die Entwicklung einer langfristigen Strategie zur Erschließung neuer Märkte, die Implementierung eines umfassenden Kundenbeziehungsmanagements oder eines digitalen Beratungsansatzes für die Endkunden.
Prozess- und Qualitätsexzellenz ergänzen diese Bereiche durch fokussierte Verbesserungen in spezifischen Funktionen wie Fertigung, Vertrieb oder Verwaltung. Sie sorgen dafür, dass jeder Schritt in der Wertschöpfungskette – von der Beschaffung über die Produktion bis hin zur Auslieferung – höchsten Standards entspricht.
Die Notwendigkeit von Exzellenz in der Bauzulieferindustrie
Insgesamt ergänzen sich Operative und Business Exzellenz optimal. Während Operative Exzellenz die Effizienz und Qualität des Wertschöpfungsprozesses verbessert, stellt Business Exzellenz sicher, dass diese Verbesserungen mit der Unternehmensstrategie und den Nachhaltigkeits- und Marktanforderungen im Einklang stehen und durch eine passende Unternehmenskultur verstetigt werden.
Hier ein Beispiel zur Verknüpfung verschiedener Säulen der Exzellenz: Ein Hersteller von Fassadensystemen kombinierte Operative und Strategische Exzellenz mit beeindruckendem Erfolg: Durch Lean Manufacturing und Six Sigma wurden die Produktionskosten um 23 % gesenkt. Gleichzeitig erkannte das Unternehmen durch systematische Marktanalyse frühzeitig den Trend zu nachhaltigen Fassadenlösungen und passte seine F&E-Strategie entsprechend an. Ergebnis: Marktführerschaft im wachsenden Segment nachhaltiger Fassaden mit 30 % höheren Margen als bei konventionellen Produkten.
Der Weg zur Exzellenz: Ein strukturierter Ansatz
Phase 1: Standortbestimmung durch umfassenden Exzellenzcheck.
Der Exzellenzcheck basiert u. a. auf dem EFQM-Modell und bewertet die relevanten Dimensionen, hier ein kleiner Einblick:
Operative Exzellenz-Assessment:
Business Exzellenz-Assessment:
Phase 2: Entwicklung einer maßgeschneiderten Exzellenz-Roadmap
Phase 3: Implementierung mit Change-Management und Organisationsentwicklung
Phase 4: Messung und Verbesserung
Exzellenz als kontinuierliche Reise
Die Implementierung von Unternehmensexzellenz ist jedoch kein einmaliges Projekt, sondern eine kontinuierliche Reise. Sie erfordert ein Umdenken in der gesamten Organisation und die Bereitschaft, bestehende Prozesse und Praktiken ständig zu hinterfragen und zu verbessern. Unternehmen, die sich auf diesen Weg begeben, werden feststellen, dass Exzellenz nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit steigert, sondern auch die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden erhöht und das Unternehmen insgesamt zukunftsfähiger macht.
In den folgenden Artikeln werden wir tiefer in die Konzepte der Operativen und Business Exzellenz eintauchen sowie konkrete Methoden und Werkzeuge zur Implementierung vorstellen. Dabei wird deutlich werden, dass der Weg zur Exzellenz zwar herausfordernd, aber für den langfristigen Erfolg in der Bauzulieferbranche unerlässlich ist.