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Im Interview mit Bonifatius Eichwald

Was war Ihnen wichtig, wie fällt Ihr Rückblick aus?

Glaswelt – Herr Eichwald, Sie haben an der Veka-Erfolgsgeschichte mitgeschrieben, immerhin waren Sie seit 1989 ein Teil der Mannschaft und seit 2006 im Vorstand aktiv. Wie fällt Ihr Rückblick auf 30 Jahre „Veka-Familie“ aus? Was war Ihnen wichtig, gab es ein persönliches Motto,
das Ihre Karriere begleitet hatte?

Bonifatius Eichwald – Mir war es immer besonders wichtig, unseren Partnern auf Augenhöhe – als gleichwertige Unternehmen – und mit großer Wertschätzung zu begegnen. Der respektvolle Umgang, Offenheit und Verlässlichkeit im Reden wie im Handeln schaffen Vertrauen und sind die Basis für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit. Neben allen Herausforderungen im Markt war mir der auch menschliche Aspekt immer besonders wichtig. Kurzum: Respekt, Kompetenz, Menschlichkeit – gewürzt mit einer Prise Humor – waren mein Bestreben. Ob mir das in all den Jahren geglückt ist, müssen andere beurteilen.

Glaswelt – Auf der Veka-Party zum 50. Jubiläum im letzten Jahr erinnerten Sie an einschneidende Ereignisse für die Kunststofffensterbranche: Beispielsweise an die PVC-Diskussionen Ende der 1980er-Jahre, in deren Folge Veka das Recycling initiiert hatte. Damals sind Sie gerade zu Veka gekommen. Haben Sie von Anfang an den Siegeszug des Kunststofffensters geglaubt?

Eichwald – Zum ersten Teil Ihrer Frage: Die Diskussion um den Werkstoff PVC war seinerzeit sehr virulent und bedrohlich. Nicht vorhandene Recyclingmöglichkeiten, der Brand im Düsseldorfer Flughafen und mehr verschärften die Diskussion. Es galt zu handeln. Aufklärungskampagnen, Öffentlichkeitsarbeit, die die positiven Eigenschaften unseres Produktes zum Inhalt hatten, wurden initiiert. Ich hätte nie nicht gedacht, dass ich nach meiner Studentenzeit noch einmal auf der Straße für oder gegen etwas protestieren würde (lacht). Aber in Wiesbaden und Düsseldorf haben wir mit vielen Kolleginnen und Kollegen aus der Branche vor dem Landtag lauthals für das Kunststofffenster demonstriert. Aber nicht nur das. Heinrich Laumann beschloss seinerzeit einen geschlossenen Wertstoffkreislauf zu entwickeln und begann mit seinem Team eine vollautomatische Recyclinganlage zu konzipieren und zu bauen. Dies war die Geburtsstunde der Veka UT in Behringen.
Dies hat zusammen mit anderen Maßnahmen sicherlich zur Versachlichung der Diskussion beigetragen und Veka war Pionier ganz im Sinne heutiger Nachhaltigkeitsstrategien.

Glaswelt – Sie schilderten auch, wie die Branche nach dem „Vereinigungsrausch“ auf eine „Betonmauer“ zugefahren sei – die Absätze seien in Deutschland von extremen Höchstständen um mehr als die Hälfte eingebrochen. Wie verkraftet man solch einen Absturz als Mann an der Vertriebsspitze?

Eichwald – Diese Entwicklung war ja nicht nur schwierig für mich alleine oder Veka, sondern für die gesamte Branche eine große Herausforderung. Es galt alles auf den Prüfstand zu stellen, jedes Steinchen umzudrehen und sich in einem schrumpfenden Markt neu auszurichten. Viele unserer Kunden haben dies sehr professionell und erfolgreich getan und stehen heute gefestigter dar als noch vor Jahren. Diese Tatsache macht Mut und gleichzeitig optimistisch, dass Veka sich mit seinen Kunden auch in schwierigsten Marktbedingungen behaupten kann.

Glaswelt – Wenn Sie sich jetzt in die Lage Ihres Nachfolgers Josef Beckhoff versetzen: Wird Ihnen Bange angesichts der Herausforderungen oder würden Sie sich freuen, in dieser verantwortungsvollen Position die Zukunft gestalten zu können? Hat Veka die richtigen Weichenstellungen vorgenommen?

Eichwald – Der starke Verbund von Veka und seinen Partnern, die strategischen Ausrichtungen und Innovationen wie die Spectral-Oberfläche, DBS und andere Entwicklungen, die ich hier noch nicht verraten möchte, lassen mich positiv in die Zukunft blicken. Darüber hinaus sind energetische Sanierung, fehlender bezahlbarer Wohnraum, Smarthome – die Liste ließe sich noch beliebig lang fortsetzen – dringend notwendige Aufgaben mit viel Potenzial für die nächsten ­Jahre.

Glaswelt – Und jetzt? Werden Sie es genießen, nicht jeden Morgen auf den Wecker hören zu müssen? Werden Sie die FENSTERBAU tatsächlich auslassen können? Was sind Ihre aktuellen und nächsten persönlichen Projekte?

Eichwald – Ich bin passionierter Frühaufsteher, daher brauche ich keinen Wecker. Auch am 18. März 2020, dem Eröffnungstag der FENSTERBAU FRONTALE, werde ich, wie jeden Tag, früh aufstehen und mich auf einen spannenden Tag vorbereiten – allerdings mit meiner ganz eigenen Agenda.

Die Fragen stellte Chefredakteur Daniel Mund.