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Im Interview mit Kreishandwerksmeister Nicolai Lucks

Ausbildung muss im Vordergrund stehen

Glaswelt – Herr Lucks, erst vor kurzem ist die Ausbildungs- und Schülerfirmenbörse der Kreishandwerkerschaft Köln zuende gegangen. Wurden ihre Erwartungen erfüllt?

Nicolai Lucks – Mit den Ergebnissen und den Besucherzahlen sind wir als Kölner Kreishandwerkerschaft mehr als zufrieden. Besonders unter dem Aspekt, dass die Friseur-Innung leider nicht teilgenommen hat, und das Schulamt die Anzahl der Schulen gedeckelt hat, die unsere Schülerbörse besuchen durften. Leider bekamen so nicht alle interessierten Schüler die Möglichkeit über Ausbildung im Handwerk zu informieren. Auch die ausstellenden Innungen zeigten sich sehr zufrieden, so dass im Ergebnis feststellen kann, dass sich der Aufwand wieder einmal gelohnt hat und unsere Erwartungen übertroffen worden sind.

Glaswelt – Wie sehen Sie die generelle Entwicklung innerhalb der Ausbildungsberufe? Sind hier wie im SHK oder KFZ-Bereich Änderungen zu erwarten?

Lucks – Berufe wie z.B. das SHK-Handwerk sind durch die vielen Themenbereiche innerhalb des Berufsfeldes so stark aufgebläht, dass diese Spreizung schulisch nicht mehr so einfach darzustellen ist. Aber gerade die ausreichende Qualifikation der Handwerker in diesen Bereichen ist in Zeiten der Klimawende besonders wichtig, um das Zusammenspiel mit anderen Handwerken zu gewährleisten. Ich denke hier vor allem an die Bereiche Klima, Lüftung und Sonnenschutz. Bereiche die auf die Energieeffizienz von Gebäuden einen wesentlichen Einfluss haben. Gerade unter dem Aspekt, das diese Bereiche zukünftig mehr und mehr über Smart Home Systeme oder Gebäudeautomation verknüpft sein werden.

Glaswelt – Sollte es weitere Berufsbilder wie z.B. im Bereich der Fenster geben, um die fachliche Qualifikation zu verbessern?

Lucks – Ich tendiere da eher zu einem Nein. Es ist mit erheblichem Aufwand verbunden, ein neues Berufsbild zu schaffen und zu etablieren. Das fängt bei der Erstellung einer Ausbildungsverordnung an, und hört mit Berührungspunkten in andere Berufe auf. Hier sollte wie in ihrer Frage angeführt, der Bereich Fenster eher stärker in die Berufe Tischler und Rollladen und Sonnenschutztechniker ergänzt und geschult werden, um auch hier mehr qualifizierte Handwerker zu bekommen.

Glaswelt – Schon länger werden gezielt Abiturienten angesprochen eine Ausbildung im Handwerk zu machen. Zeigen diese Maßnahmen Erfolg?

Lucks – Ich möchte da zuerst aus eigener Erfahrung in unserem Betrieb sprechen. Wir bilden in unseren handwerklichen Bereichen regelmäßig Abiturienten und Menschen aus, die in ihrem begonnenen Studium nicht ihre Erfüllung gefunden haben. Wir sehen bei diesen Leuten einen gewissen “Werkstolz”, die Zufriedenheit mit den eigenen Händen etwas zu schaffen und zu gestalten. Das bedeutet eine sehr gute Möglichkeit handwerkliches Geschick und Wissen zu vereinen, und damit qualifizierte und motivierte Fachhandwerker in ein erfolgreiches Berufsleben einzuführen.

Glaswelt – Die Kreishandwerkerschaft ist die Heimat von 3000 Innungsfachbetrieben. Wie stellt sich die aktuelle Ausbildungssituation dar?

Lucks – Wenn ich für meine eigene Mitgliedschaft in meiner Tischler-Innung sprechen darf, sehr gut. Das Tischlerhandwerk ist als Ausbildungsberuf gefragter denn je. Auch der Anteil der weiblichen Auszubildenden ist sehr erfreulich und steigend. Auch andere Innungen sind zufrieden mit ihren Ausbildungszahlen. Sorgen machen mir die Friseure in Hinblick auf die Einführung des Mindestlohns im Oktober. Es wird sehr schwer werden, wenn es darum geht zu bei einem Mindestlohnniveau von 12 Euro zu erklären, warum der Meistertariflohn kaum darüber liegt, und wie man dazwischen den Gesellen positionieren soll. Ein hoher Anteil von Schwarzarbeit unseriöser Marktteilnehmer macht es dabei nicht einfacher. Ein anders Beispiel sind die Gold- und Silberschmiede. Mit dem Anheben der Ausbildungsvergütungen sind die Ausbildungszahlen rapide gesunken. Hier müssen unbedingt Gespräche geführt werden, um Ausbildung weiterhin attraktiv zu machen. Natürlich gilt mein Blick auf die Region Köln, andere Regionen mögen sich unterschiedlich darstellen.

Glaswelt – Wie sieht es in ihrem eigenen Unternehmen aus? Können Sie alle Ausbildungsplätze besetzen?

Nicolai Lucks – Wir haben alle Ausbildungsstellen besetzt und werden diese in naher Zukunft erweitern, da der Bereich Sonnenschutz bei uns immer weiter zunimmt. Mit der Einstellung eines Rollladen- und Sonnenschutz-Techniker-Meisters werden wir zukünftig auch in diesem Handwerk ausbilden, um qualifizierte Mitarbeiter für unsere Planung, Beratung und Montage von Sonnenschutzanlagen zu bekommen.

Das Interview führte GLASWELT Redakteur Olaf Vögele

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