Wirt.-Ing Erkan Doganay, Gründer der Ares GmbH, der Mutter von Spiegel21
Brauchen Baubetriebe und Bauhandwerker wirklich einen Online-Shop? Antworten auf diese Frage gibt Erkan Doganay, der Gründer des Online-Portals Spiegel21.de. Erfahren Sie hier, was die Basis für einen erfolgreichen Online-Shop ist, und warum man diesen wie einen wichtigen Kunden pflegen muss.
GW – Herr Doganay, Ihr Unternehmenbasiert auf dem Online-Handel via Online-Shop. Wird dieser aus Ihrer Sicht auch für andere Bereiche der Baubranche ein Geschäftsmodell für die Zukunft sein?
Erkan Doganay – Ja, daran kommen die Unternehmen nicht mehr vorbei, und das gilt nicht nur für die Baubranche. Betriebe ohne Online-Shop riskieren, dass ihnen andere – heimische und ausländische Anbieter – Marktanteile wegnehmen. Mit der breiten Einführung von KI wird dieser Effekt noch verstärkt.
Bevor wir über den Online-Shop sprechen, müssen wir uns aber die Basis dafür anschauen, das ist die Unternehmens-Website. Warum? Kunden informieren sich heute immer zuerst online. Viele Baubetriebe haben hier ein Problem, wenn sie keinen repräsentativen Online-Auftritt haben. Dieser muss nicht einmal komplex sein, aber er muss funktionieren und die Kunden ansprechen.
Die Verantwortlichen sollten sich immer bewusst sein, dass diese Online-Präsentation der allererste Kontakt mit einem Neukunden ist, und somit die digitale Visitenkarte des Unternehmens. Das muss sitzen. Der Shop wäre dann der nächste Schritt.
Viele Händler aus dem Baubereich haben zwar (noch) keinen Shop, zeigen aber auf der Website ihr Sortiment und ihre Positionierung, das macht einen guten Eindruck und schafft Vertrauen. Dazu kommt, wer bei SEO (Suchmaschinenoptimierung) gut aufgestellt ist, wird schnell gefunden.
Der Online-Shop ist für uns ein weiterer B2B-Kunde, der wiederum eigene Kunden mitbringt.
GW – Kann der aktuelle Online-Shop von Spiegel21 als Blaupause für andere Produktbereiche der Baubranche dienen?
Doganay – In gewisser Hinsicht ja, denn damit sprechen wir Kunden mit einer Vielzahl an Produkten europaweit an, und das 24/7. Unsere Kunden möchten sehen, was wir machen und was möglich ist. Der Weg zu unserem Angebot und zur Bestellung (d. h. zum Shop) sowie in unsere Ausstellung führt damit automatisch über die Website.
Auch unseren realen Showroom präsentieren wir auf der Website. So machen wir greifbar, was unser Unternehmen leistet, also Spiegel, Spiegelschränke, Duschrückwände, Glastüren, Möbel, u.v.m. Diese vielfältigen Möglichkeiten zeigen wir in einem ansprechenden Umfeld auch in der Ausstellung am Firmensitz in Lünen (siehe S. 86).
GW – Werden Kunden künftig auch bei komplexeren Produkten wie Fenstern oder Isolierglas reine Onlinekäufe tätigen?
Doganay – Ich gehe fest davon aus. Auch wenn immer wieder aus der Branche zu hören ist, das geht bei Bauprodukten nicht. Warum nicht? Vor 20 Jahren hat auch kaum einer geglaubt, dass sich Autos über das Internet verkaufen lassen.
Dazu kommt, dass es heute Montageportale gibt, über die Endkunden direkt Handwerker buchen können. Das bedeutet, sie bestellen oft die Ware selbst und beauftragen dann den Handwerker über ein Portal mit der Montage. Und auch viele Handwerker bestellen direkt bei uns ihre Spiegel.
GW – Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Sichtbarkeit von Spiegel21 zu gewährleisten und das Ranking in Suchmaschinen zu erhöhen?
Doganay – Da der Online-Shop unser Hauptvertriebs-Medium ist, muss unser Web-Auftritt ständig gepflegt werden, und hier investieren wir sehr viel. Wir haben dafür eine komplette Marketingabteilung, eigene Programmierer und Designer, SEO-Optimierer sowie ein Support-Team. Das ist wie ein großes Puzzle – fehlt ein Teil, funktioniert es nicht.
Dazu kommt der Online-Kundenservice, über den wir direkt erreichbar sind. Gelegentlich gibt es auch Reklamationen, z. B. wenn beim Versand etwas beschädigt wird, das kalkulieren wir ein. Wichtig ist dabei, schnell mit dem Kunden zu kommunizieren, um das Problem zu lösen.
GW – Wie würden Sie den strategischen Stellenwert eines Online-Shops auf den Punkt bringen?
Doganay –Der Shop www.spiegel21.de ist für uns ein weiterer B2B-Kunde, der wiederum eigene Kunden mitbringt. Wenn das läuft, macht es auch mir als Unternehmer Spaß. Natürlich entstehen Kosten – aber die habe ich auch, wenn man einen großen Kunden akquirieren möchte. Das sehe ich als notwendige und sinnvolle Investition, die sich für ein Unternehmen auszahlt.
Das Interview führte Matthias Rehberger
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