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Digitaler Produktpass nimmt Fahrt auf

Manches kommt schneller als man denkt

Der digitale Produktpass (DPP) wird das Informationsmanagement für Bauprodukte revolutionieren. Denn künftig sollen alle für die Nutzung, Sicherheit und Nachhaltigkeit relevanten Daten eines Produkts digital, strukturiert und maschinenlesbar verfügbar sein. Der DPP enthält nicht nur Leistungs- und Konformitätsinformationen, sondern auch Sicherheits- und Umweltaspekte, wie zum Beispiel Angaben aus der EU-Chemikalienverordnung REACH.

Dabei geht es ausdrücklich nicht um eine Sammlung von losen PDF-Dokumenten. Der DPP wird als datenbankgestütztes Objekt verstanden, das über eindeutige Produktkennungen und digitale Datenträger wie QR-Codes mit dem physischen Produkt verknüpft ist. Nur so kann er durchsuchbar sein, in digitale Systeme eingebunden werden und künftig eine nahtlose Integration in BIM-Prozesse unterstützen.

Ein gesetzlicher Auftrag mit klarer Zielsetzung

Die neue Bauproduktenverordnung schafft hierzu die rechtliche Grundlage. Unter anderem definieren Artikel 75 bis 80 Anforderungen an Datenstruktur, Schnittstellen, Schutz von Geschäftsgeheimnissen und den Betrieb eines zentralen Webportals, das mit dem DPP der Ökodesignverordnung interoperabel sein muss. Politisches Ziel ist es, den gesamten Lebenszyklus eines Bauprodukts abzubilden, von der Herstellung über Einbau und Nutzung bis zum Rückbau. Mindestens 25 Jahre müssen die Daten zugänglich sein, um Reparatur, Austausch und Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen. Dies betrifft auch Sonnenschutzsysteme, die künftig digital nachvollziehbar dokumentiert werden müssen, einschließlich sicherheitsrelevanter Bauteile, Materialdaten und energetischer Eigenschaften.

Wo stehen die Unternehmen?

Eine Live-Abfrage unter Fenster- und Fassadenunternehmen zeigt: Die meisten Daten sind zwar vorhanden, aber häufig nicht strukturiert, nicht einheitlich oder nicht maschinenlesbar gespeichert. In vielen Betrieben liegen wesentliche Informationen noch immer in Form von Prüfberichten, PDF-Dokumenten oder proprietären Systemen vor, und damit außerhalb einer digitalen Weiterverarbeitbarkeit.

Große Chancen – und ein Stück Unsicherheit

Hersteller profitieren langfristig von digitaler Dokumentation mit mehr Transparenz, weniger Rückfragen, effizientere Abläufe. Auch die Produktqualität und der Gesundheitsschutz sollen gestärkt werden.

Gleichzeitig aber bestehen erhebliche Unsicherheiten, noch fehlen delegierte Rechtsakte, die Details zu Datenumfang, Rollen und Zugriffsrechten konkretisieren sollen. Ohne diese wird es schwierig, zeitnah klare Umsetzungsstrategien zu entwickeln.

Hinzukommt: Für Fenster und Fassaden existieren über 300 wesentliche Merkmale, die künftig durchgängig digital verwaltet werden müssen. Auch der Sonnenschutz ist hier gefordert. Die notwnedigen Investitionen und Umstellungen werden sicher ein Kraftakt für viele, insbesondere für KMU.

BIM – Herausforderung und Schlüssel zugleich

Der DPP soll auch den Weg zur Digitalisierung der Baustelle bei der Verwendung von BIM unterstützen, jedoch müssen hierfür noch praxistaugliche Anwendungsfälle definiert werden. Die zeitlichen Lücken zwischen Planung, Ausführung und Nutzungsphase erschweren aktuell die kontinuierliche Datenbereitstellung.

Mehr als nur digital – auch Papier bleibt

Besonders relevant für den Vertrieb: Auch wenn die Daten digital bereitgestellt werden, müssen Leistungserklärung, Sicherheits- und Produktinformationen auf Verlangen weiterhin in Papierform erhältlich sein. Das zeigt, dass der DPP nicht überfordern, sondern ergänzen soll.

Ausblick und Erfolgsfaktoren

Der digitale Produktpass ist ein entscheidender Schritt in Richtung nachhaltiges Bauen. Er fördert Transparenz, Vernetzung und eine ganzheitliche Betrachtung des Produktlebenszyklus. Gleichzeitig dürfen die Anforderungen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, nicht zur Überforderung führen.

Deshalb braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie, Normung und EU-Kommission, um eine pragmatische Umsetzung sicherzustellen. Der DPP ist kein Selbstzweck: Er wird zum Werkzeug für mehr Qualität, Verantwortung und Zukunftsfähigkeit in der Bauwirtschaft.

Unternehmen, die heute beginnen, ihre Datenbasis zu ordnen und zu digitalisieren, werden morgen weniger überrascht, und klar im Vorteil sein. Zudem entsteht ein neues Ökosystem aus digitalen Services, das Wartung, Modernisierung und Rückbau erheblich erleichtert und wirtschaftliche Chancen eröffnet.

Olaf Vögele

Man sollte vorbereitet sein, um nicht überrascht zu werden!

Der digitale Produktpass kommt mit Sicherheit, und mit ihm neue Anforderungen an Datenqualität, Transparenz und Prozesssicherheit. Wer früh beginnt, seine Informationen strukturiert und maschinenlesbar aufzubereiten, verschafft sich einen klaren Vorteil. Man sollte nicht erst dann reagieren, wenn der Aufwand plötzlich vor der Tür steht, sondern jetzt handeln und vorbereitet sein. Die technischen Textilien stehen bereits für 2027 auf dem Plan.

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