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Im Interview mit Fensterbauer PEter Stiborsky

“Schwellenlose Übergänge sind für alle besser“

Ulrike Jocham – Sehr geehrter Herr Stiborsky, Sie sind der zuständige Fensterbauer, der die schwellenfreie Magnet-Doppeldichtung von Alumat im Altbau des Betreuten Wohnens im Espachstift in Kaufbeuren eingebaut hat. Wann haben Sie diese Einbauten durchgeführt?

Peter Stiborsky – Das liegt schon länger zurück – das war bereits im August 1999.

Jocham – Wie konnte dies aus Ihrer Sicht zu so einem frühen Zeitpunkt erreicht werden, nachdem die meisten Ihrer Kollegen bis heute, also fast 20 Jahre später, noch immer und selbst in Sondereinrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe gefährliche 1 – 2 cm hohe Außentürschwellen verantworten?

Stiborsky – Da die Wohnungen im Betreuten Wohnen speziell für ältere Menschen gebaut wurden, war mir klar, dass auch Rollstuhl- und Rollatorfahrer hier wohnen werden. Und gerade Senioren können meistens auch kleine Türschwellen nicht überfahren. Die ideale Lösung für Einrichtungen wie das Espachstift gab es glücklicherweise direkt vor Ort in Kaufbeuren. Ich habe schon vorher mit Harry Frey, dem Erfinder der schwellenfreien Magnet-Dichtungen zusammengearbeitet und schon zahlreiche Magnet-Dichtungen für Innentüren verbaut. Von ihm habe ich erfahren, dass es nun auch eine schwellenlose Lösung für Außentüren gibt. Schon damals galt sein ganzer Einsatz dem Thema Nullschwellen. Von Harry Frey habe ich genaue technische Erläuterungen, Musterecken und Referenzbeispiele erhalten, mit denen es mir gelungen ist, das Interesse der zuständigen Architekten zu gewinnen. Diese haben zuerst generell den Einbau der schwellenfreien Magnet-Doppeldichtung abgelehnt und behauptet, dass sie nicht dicht sein könnte. Mit dem fundierten Wissen von Harry Frey konnte ich schließlich alle Entscheidungsträger überzeugen. Diese Nullschwelle ist für ältere Menschen und deren Pflegeanbieter technisch funktionssicher und gleichzeitig in der Benutzung schlichtweg besser. Sie war schon damals aus meiner Sicht unverzichtbar.

Jocham – An Ihren Terrassen- und Balkontüren im Espachstift ist mir nicht nur der fortschrittliche und innovative Einbauzeitpunkt aufgefallen, sondern insbesondere auch der technisch durchdachte Einbau ohne direkt angrenzende Rinne. Aus welchen Gründen haben Sie sich bereits vor rund zwei Jahrzehnten schon entschieden, diese bis heute leider üblichen Rinnen wegzulassen?

Stiborsky – Die schwellenfreie Magnet-Doppeldichtung enthält ja bereits eine Entwässerung, die eine Rinne ersetzt. Das eventuell bis zu den beiden Magnet-Profilen eindringende Wasser wird unterhalb der beiden Magnet-Profile durch Entwässerungsschlitze in das Entwässerungssystem und von dort durch Entwässerungsstutzen direkt nach draußen geleitet. Das ist die wasserführende Ebene. Wasser hat die Eigenschaft, dass es der Schwerkraft folgt. Ich brauche keinen Kasten davor, der höher gesetzt ist. Das ist doppelt gemoppelt. Deshalb war mir klar, dass eine Rinne bei dieser Nullschwelle und bei einer entsprechenden Planung komplett überflüssig ist.

Jocham – Was bedeutet für Sie eine entsprechende Planung?

Stiborsky – Das Wasser muss weg vom Gebäude! Beim äußeren Anschluss an die von mir eingebauten Fenstertüren habe ich selbstverständlich darauf geachtet, dass die angrenzende wasserführende Ebene unterhalb der Entwässerungsstutzen der Magnet-Doppeldichtung liegt und ein ausreichendes Gefälle weg vom Gebäude aufweist. Der darüber verlegte Fertigfußboden auf den Terrassen und Balkonen musste deshalb folglich wasserdurchlässig ausgebildet werden. Wie der langjährige Einsatz zeigt, funktioniert diese Planung einwandfrei. Außerdem müssen hier nicht viele Hektoliter Wasser abgeführt werden, die Türen sind zusätzlich durch Vordächer geschützt.

Jocham – Die Magnet-Doppeldichtung beweist sich auch in extrem hohen Belastungsgebieten, wie z. B. in den Bergen oder an der Ostsee und das auf Wetterseiten und ohne ausreichend große Vordächer und ohne direkt angrenzende Rinne. Dass diese Technik sogar bei derartigen Anforderungen nachhaltig Stulptüren abdichtet, ist umso beachtlicher. Schauen Sie die Fotos in meinen Publikationen an – würden Sie die Magnet-Dichtung auch ohne ausreichend große Vordächer einbauen?

Stiborsky – Ja natürlich, denn diese Referenzen sprechen für sich. Das was die Magnet-Nullschwellen alles können, muss dringend bekannter werden! Wenn Beispiele seit Jahren beweisen, dass Rinnen und Vordächer überflüssig sind, ermöglicht diese Technik beachtliche Chancen und Einsparungen. Gerade Rinnen sind meiner Meinung nach optische Killer. Insbesondere bei dem aktuellen Bestreben der Industrie, die Profile immer schmaler und filigraner auszuführen. Direkt angrenzende Rinnen lassen eine Tür plump erscheinen. Und wenn ganze Vordächer nicht gebaut werden müssen, lässt sich viel einsparen.

Jocham – Welches Einsparpotenzial sehen Sie durch Vordächer? Was kostet ein Vordach durchschnittlich?

Stiborsky – Wenn keine einfache Billig-Lösung aus dem Baumarkt angestrebt wird, sind da gleich mal 2000 Euro zusammen. So gesehen ist die Magnet-Doppeldichtung nicht teurer, sondern günstiger.

Jocham – Erfahrungsgemäß mangelt es in der Baubranche noch fast überall an einem Bewusstsein bezüglich der gefährlichen und hinderlichen Auswirkungen von 1 – 2 cm hohen Türschwellen. Dass Sie beim Espachstift an Nutzer von Rollstühlen und Rollatoren gedacht haben, zeichnet Sie als wegweisender Pionier in Ihrer Branche aus. Wurden Sie auch schon mit dem Thema Sturzprävention konfrontiert?

Stiborsky – Nein, leider ist dieses Thema bei Fenster- und Türenbauern viel zu wenig präsent. Weder in der Ausbildung noch in Weiterbildungen wird die Vermeidung von Stürzen durch eine entsprechende Türgestaltung behandelt.

Jocham – Haben Sie gewusst, dass bereits Kinder zu der Hochrisikozielgruppe bezüglich Sturzgefahr zählen und laut einer Veröffentlichung des Deutschen Ärzteblattes jeder 65Plusler ebenfalls?

Stiborsky – Nein, hier besteht ein immenser Wissensmangel in der gesamten Baubranche, vor allem bei einer immer älter werdenden Gesellschaft. Ich habe mich ab dem Jahr 2000 dazu entschieden, mich auf private Altbaumodernisierungen zu spezialisieren. Seitdem habe ich fast ausschließlich Kunden, die zu Fuß sehr mobil sind, z. B. Familien oder Frührentner. Dass auch fitte Fußgänger und damit im Grunde jeder einzelne dringend Nullschwellen benötigt, ist mir erst durch das Gespräch mit Ihnen bewusst geworden. In diesem Bereich gibt es in der Türen- und Fensterbranche noch extrem viel zu tun!

Jocham – Ihre Erfahrungen sind wertvoll, möchten Sie diese zukünftig in Ihrer Branche einbringen?

Stiborsky – Gerne unterstütze ich durch Beratungen mit meinem technischen Know-how alle Baubeteiligten bei einem wirtschaftlich effizienten und einem nachhaltig sicheren Einbau der Magnet-Nullschwellen. Insbesondere Architekten können profitieren, wenn sie Schwellenfreiheit in der Planung von Fassaden im Neubau und bei Sanierungen berücksichtigen. Schwellenlose Übergänge sind für alle besser, sie können nur von Vorteil sein und nie von Nachteil. Gleichzeitig muss die vorhandene langzeitbewährte Technik mit Einsparmöglichkeiten dringend zum Wohle aller Kunden genutzt werden. Die Kosten jedes unnötigen Türschwellenrückbaus stehen in keiner Relation zu der Möglichkeit, gleich, wie z.B. im Espachstift, die Nullschwellen von Anfang an einzubauen.

Jocham – Herr Stiborsky, vielen Dank für das Gespräch.—

Ergebnisse aus dem über 12-jährigen Einsatz für Nullschwellen von Ulrike Jocham gibt es unter: www.die-frau-nullschwelle.de

Eine Stimme aus dem Kuratorium der Stiftung Espachstift

Karin Klinger ist seit 30 Jahren Kuratoriumsmitglied im Kuratorium der Stiftung Espachstift in Kaufbeuren. „Da ich als Kinderkrankenschwester aus der Pflege komme, war mir schon damals 1999 sonnenklar, dass schwellenfreie Außentüren natürlich für unsere Bewohner unverzichtbar sind. 1 – 2 cm hohe Türschwellen stellen eine sehr große Sturzgefahr dar. Und Stürze können gerade bei älteren Menschen fatale Folgen nach sich ziehen“, erklärt das langjährige Kuratoriumsmitglied. Allerdings sei diese vorbildlich frühe Schwellenfreiheit nur aufgrund der guten Beratung möglich gewesen, betont Karin Klinger.

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