Gretsch-Unitas (GU) hat mit seiner Veranstaltung „Einblick, Weitblick“ gezeigt, dass Zusammenarbeit und Dialog die Basis für eine erfolgreiche Transformation sind. Vertriebsleiterin Alexandra Strassl führte durch ein intensives Programm aus Praxis, Strategie und Zukunftsdenken. Der Anspruch war, nicht nur Produkte zu präsentieren, sondern Partnerschaft auf Augenhöhe zu leben. „Partnerschaft ist mehr als Produkte – und ganz sicher keine Einbahnstraße. Wir verstehen uns als Möglichmacher mit Lösungen im System“, sagte Dr.-Ing. Jörg Teunissen, Geschäftsführer von GU-Baubeschläge. Teunissen kündigte dabei an: „Wir wollen uns wieder als Innovationsführer positionieren. Die ersten frischen Ideen werden wir auf der Fensterbau Frontale 2026 präsentieren.“ Gelegenheiten dazu sind reichlich vorhanden, das Portfolio von Gretsch-Unitas deckt immerhin fünf Kompetenzfelder ab: Fenstertechnik, Türtechnik, automatische Eingangssysteme, Gebäudemanagement und Service.
Offene Steckbriefe und ehrliche Gespräche
Ein Element der Veranstaltung waren die „Steckbrief“-Wände: Sichtbar offen präsentierten die beteiligten Produzenten dort ihre Branchenschwerpunkte, Materialien, besonderen Interessen und Erwartungen.
Viele gaben an, in den Bereichen Kunststoff- und Aluminiumfenster tätig zu sein, andere im Bereich Holz-/Alu-Kombinationen. Themen wie die Nutzung digitaler Fertigungsprozesse, papierlose Produktion, nachhaltiges Bauen, Prozessoptimierung und die „Bessere Anbindung digitaler Systeme“ stießen auf Interesse. In einem Strategie-Workshop diskutierten Marktbegleiter gemeinsam Herausforderungen und Chancen – von der Digitalisierung bis zur Personalplanung.
Eine Live-Abfrage unter den Teilnehmern zeigte klar, wo die größten strategischen Herausforderungen liegen: Bürokratie, Personalbeschaffung und Marktentwicklung dominierten die Wortwolke auf der Leinwand. Auch Schlagworte wie Fachkräftemangel, Personalgewinnung und -bindung, Kostendruck und Digitalisierung spiegelten die zentralen Sorgen der Teilnehmer wider. In kleinen Gruppen führten die Teilnehmer schließlich eine strukturierte SWOT-Analyse durch – angeleitet durch die Experten von Ebelhofer Management und Strategy Consultants.
Fensterbauer sind keine KI-Experten
Den Weitblick-Part übernahm Dr. Jens-Uwe Meyer, MBA, mit seiner Keynote zum Thema „Künstliche Intelligenz im Fenster- und Türenbau”. Seine zentrale Botschaft lautete: „KI verändert Märkte fundamental und macht die Arbeit besser – aber nur, wenn man sie richtig einsetzt.“ Meyer räumte mit einem Missverständnis auf: „Sie sind keine KI-Experten. Sie sind Fensterbauer, Sie arbeiten mit Türen. Sie sind doch keine KI-Experten.“ Diese Einstellung sei falsch, man müsse Experte im Bereich KI werden, das sei das neue Normal – wie eine Bohrmaschine oder elektrischer Strom. Meyer machte deutlich, dass es nicht um das Technikverständnis geht. „Sie sind Expertinnen und Experten für Anwendungsfälle“, sagte er zu den Fensterherstellern. KI könne bereits heute in der Qualitätskontrolle eingesetzt werden, beispielsweise zur automatischen Erkennung von Kratzern in Glasscheiben. „Das ist kein Job für Menschen. Der Mensch ist nicht dafür gemacht, stundenlang zu überprüfen, ob irgendwo Glaskratzer sind.“
Der tägliche Reset als Denkwerkzeug
Meyers wichtigster Praxistipp ist der tägliche „Reset“. Diese Denktechnik bedeutet, Prozesse völlig neu zu denken. Die zentrale Frage lautet: „Würden wir diesen Prozess heute noch genauso bauen, wenn es eine KI gegeben hätte?“ Sein Fazit lautet: „A Reset a day keeps stagnation away“ – ein täglicher Reset verhindert Stillstand.
NFC-Chips revolutionieren die Fensterdokumentation
Als Praxisbeispiel für erfolgreiche Digitalisierung präsentierte Markus Walter, GF der Karl Heinrich Walter GmbH & Co. KG, den Digitalisierungspfad seines Familienunternehmens. Der letzte Meilenstein in einer längeren Phase vieler Digitalisierungs- und Automatisierungsschritte: ein NFC-Chip, der in allen Fenstern verbaut wird. Dieser ermöglicht es, technische und objektbezogene Daten wie Herstelldatum, Montageanleitungen, verwendete Materialien und CAD-Zeichnungen direkt vor Ort digital abzurufen.
Walter gab zudem Einblicke, wie sein Betrieb bereits vor zwölf Jahren die papierlose Produktion von Kunststofffenstern umgesetzt hat. Der NFC-Chip entstand in Kooperation mit der Veka-Digitalschmiede DBS zwischen 2019 und 2022.
Neue Hebe-Schiebetür-Technik vorgestellt
Im Workshop „Einblicke“ präsentierte Gretsch-Unitas die HS Spaltlüftung, die Einbruchschutz und optimalen Lüftungskomfort verbindet. Elemente mit diesem Bauteil können RC2-geprüft werden und sind somit auch in der Lüftungsstellung sicher verriegelt. Zudem wurde die komplett überarbeitete HS silentClose/StopUnit vorgestellt. Sie ist nun aus Metall gefertigt, erfordert kein Nachjustieren mehr und bietet einen größeren Toleranzbereich.
Mit der HS LiftUnit wird die Bedienung von Hebeschiebetüren, insbesondere bei hohen Flügelgewichten, enorm erleichtert, da das Drehmoment am Griff um 50 % reduziert wird. Positiv hervorzuheben ist, dass eine Nachrüstung in bestehenden Hebeschiebetüren möglich ist.
Den Teilnehmern wurde bereits jetzt zuteil, was der breiten Masse erst auf der Frontale in Nürnberg präsentiert wird. Ein neu entwickelter Verriegelungsbolzen für Hebe-Schiebetüren. Das unscheinbare, aber entscheidende Bauteil verfügt über zwei definierte Arretierungspositionen. In der ersten Position wird die volle RC2-Sicherheitsverriegelung eingenommen. Mit nur einem Handgriff lässt sich der Bolzen herausfahren und in die Lüftungsstellung bringen. Dadurch ist eine Spaltlüftung möglich, bei der der Flügel leicht geöffnet, aber dennoch stabil fixiert bleibt. Diese einfache und zugleich präzise Bedienlogik sorgt dafür, dass keine Kompromisse zwischen Lüftungskomfort und Einbruchschutz eingegangen werden müssen und herausstehende Beschlagsbolzen den Durchgang nicht behindern.
Ob Steckbrieftafel oder Digitalisierungsinformationen durch den Marktbegleiter – die Veranstaltung machte deutlich, dass die großen Herausforderungen der Branche nur durch Zusammenarbeit lösbar sind. Bürokratie, Fachkräftemangel und Kostendruck bestehen weiterhin, doch digitale Lösungen, NFC-Technologie und KI bieten konkrete Wege nach vorn.
Dr. Jörg Teunissen brachte das Ziel auf den Punkt: „Wir wollen gemeinsam mit unseren Kunden die Zukunft gestalten.“ Mit dem Event „Einblick, Weitblick“ hat die Vertriebsmannschaft der GU unter der Leitung von Alexandra Strassl sowie den Vertriebsleitern Nord und Süd, Thomas Menke und Ulrich Karl, dazu beigetragen, dass dieser Anspruch gelebt wird – praxisnah, partnerschaftlich und zukunftsorientiert.