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von Franz Freundorfer

Kommentar zum Heizglas

GW hatte den Beitrag auf der linken Seite bereits online publiziert und bei dieser Publikation eine Reaktion von Passivhaus-Berater Franz Freundorfer hervorgerufen. TMP arbeitet (wie auch bei einem vergleichbaren Produkt das Unternehmen Schüt-Duis) mit dem Partner Vestaxx zusammenarbeitet.

Es gibt ein Infoblatt von der Firma Vestaxx, das wir Herrn Freundorfer übermittelt haben. Er schreibt in seinem Kommentar: „Eine aktuell beworbene ‚Heizbeschichtung’ für Fensterglas klingt auf den ersten Blick innovativ – ist aber bauphysikalisch problematisch und führt in der Praxis zu spürbaren Mehrkosten für Endkunden. Dabei wird die innere Scheibe mit einer stromleitenden Metallschicht versehen, unter Strom gesetzt und als Infrarot-Heizfläche genutzt. Was viele nicht wissen: Durch diese Beschichtung sinkt der sogenannte g-Wert – ­also der Anteil der Sonnenenergie, der durch das Glas ins Gebäude gelangt. Im Winter fehlen dadurch wichtige solare Wärmegewinne, die dann mit teurer, direkt-elektrischer Energie ersetzt werden müssen.

Zudem steigt durch die Beheizung die Oberflächentemperatur der Scheibe. Das führt zu verstärkter Luftzirkulation (Konvektion) innerhalb der Glasscheibe – und erhöht den Wärmeverlust. Da Fensterflächen ohnehin die thermisch schwächsten Bauteile eines Gebäudes sind, verschärft sich das Problem genau dort, wo es am wenigsten verkraftbar ist.

Kurz gesagt: Der Heizwärmebedarf des Gebäudes steigt. Aus bauphysikalischer Sicht ist das beheizte Glas eine ineffiziente Lösung. Dass es zudem mit direktelektrischer Energie betrieben wird – also mit einer der ineffizientesten Heizmethoden – verschlechtert die Energiebilanz noch weiter.

Im Winter verhindert das Heizglas mit seinem stark reduzierten g-Wert weitgehend den Eintrag kostenloser Sonneneinstrahlung. Die dadurch fehlende Wärme muss auf anderem Weg ausgeglichen werden – in diesem Fall durch die direktelektrische Heizbeschichtung.

Zusätzliche Fragen wirft für mich auf, dass der Hersteller der stromleitenden Innenglasscheibe bislang keine transparenten und technisch nachvollziehbaren Daten bereitstellt. Das verfügbare Informationsblatt ist kein technisches Datenblatt, da es nicht von einem anerkannten Institut erstellt wurde. Der darin angegebene g-Wert erscheint wie beschrieben zu positiv (also zu hoch).

Wird dieses Heizglas verbaut, so haftet der Fensterbauer für die von ihm zugesicherten Eigenschaften ( g-Wert / U-Wert …). Kann er diese nach dem Einbau nicht nachweisen, so haftet er für den Schaden. Im schlimmsten Fall muss er die Nachrüstung mit einer funktionierenden Heizung bezahlen.

Ich habe für das VestaXX Heizglas noch keine CE-Kennzeichnung gefunden. Kann ein Fensterbauer selbiges nicht vorlegen, so darf er das Produkt ohnehin nicht in Umlauf bringen.“

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