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Solar als Rettung der Glasbranche?

Die Glasbranche wurde durch die Finanzkrise – vor allem beim Automobilglas – hart getroffen. Und was tut die Branche? Sie greift zu ihrem Marketing-Tool Nummer 1: Sie senkt den Preis, um zu retten, was noch zu retten ist. Man ­redet dabei allerdings nicht mehr über Margen und schon gar nicht über Gewinne, sondern nur noch über Cash-flow. Im Gegensatz zu der Automobilindustrie kennt die Glasindustrie anscheinend nicht das Marketing Tool „P“, die Einflussnahme auf die Politik. Die Autobauer haben schon vor langem den Weg nach Berlin gefunden und jammern lauthals darüber, wieviele Arbeitslose es geben wird, wenn man sie nicht finanziell unterstützt. Und wir alle wissen, ­wieviel Angst die Politiker vor steigenden Arbeitslosenzahlen haben. Dass die Autobranche Überkapazitäten von 30 Prozent selbst verursacht hat, scheint dabei unwichtig, es wird einfach ignoriert.

Als rettender Engel für die Glasbranche soll der Solarmarkt fungieren. Man erwartet bereits ab 2012 eine Kapazität von 51,8 Gigawatt, d.h. 3,5 Prozent der Elektrizitäts-Jahresproduktion soll durch europäische Module auf einer Fläche von 370 Mio. m2 erzeugt werden. Das entspricht fast dem jährlichen Isolierglasvolumen in Europa (rund 160 Mio. m2, gerechnet mit zwei Scheiben, plus einige Prozent durch 3-fach-ISO). Die Glasindustrie denkt, sie kann diesen Markt mit eisenarmem Floatglas (mit Antireflexionsschichten) bedienen, was mit höheren Lichtdurchlässigkeiten dieselbe Rendite bringt, wie prismatisches Ornamentglas (das aber viel billiger ist). Die Modulhersteller bekommen heute leider nur noch die Hälfte pro Watt bezahlt als vor einem Jahr, somit rechnet es sich nicht mehr auf Float zu setzen.

Die Glasindustrie sollte besser Marketing in Sachen energetischer Sanierung betreiben. Wenn alle alten Gläser gegen energiesparendes Glas ausgetauscht werden, senkt dies in Europa den CO2-Ausstoß um 625 Mio. t. Dafür muss man die Politiker in Berlin und in ganz Europa interessieren. Statt der Subven­tionierung von Neuwagen mittels Abwrackprämie sollte der umweltfreundliche Glas- und Fenstertausch mit einer Prämie unterstützt werden. Ich hoffe, dass Sie am 07.­ Juni für Europa wählen, denn dann werden die Weichen für die Zukunft gestellt: hoffentlich hin zu Produkten mit hohen Deckungsbeiträgen und einer normalen Betriebswirtschaft.

Ihr Paul Bastianen p.bastianen@planet.nl | Mobil (+31) 6 43 88 87 28

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