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Im Interview mit Holger Ebert von AGC Glass Europe

„Es wird auch wieder aufwärts gehen“

GW – Herr Ebert, seit Juli 2023 sind Sie in Ihrer neuen Position tätig. Wie haben Sie sich eingearbeitet, was machen Sie anders als Ihr Vorgänger?

Ebert – In den vergangenen Monaten habe ich mich intensiv mit meiner neuen Position vertraut gemacht und mich mit den verschiedenen Teams und Abteilungen bei AGC Glass Europe ausgetauscht. Ich habe die bestehenden Prozesse und Strategien analysiert und mich auf die Stärkung der Zusammenarbeit und Effizienz konzentriert. Dabei habe ich auch meinen eigenen Schwerpunkt auf die Kundenbeziehungen und den Ausbau des Serviceangebots gelegt, um die Kundenzufriedenheit weiter zu steigern.

GW – Die heimische Glasbranche ist aktuell mit einigen Herausforderungen konfrontiert, u. a. der stockende Neubaumarkt. Wie sehen Sie die Aussichten für das laufende Jahr?

Ebert – Die Einbrüche im Neubaumarkt sind eine große Herausforderung. Wir müssen jedoch auch den Renovierungsmarkt in Betracht ziehen, der die Möglichkeit bietet, ein gewisses Maß an Kompensation zu erreichen. Dennoch wird sich nach meiner Einschätzung die Lage noch in 2024 wieder stabilisieren und verbessern.

GW – Wie viel von diesen Einbrüchen kann der Renovierungsmarkt kompensieren, und wie sieht die Lage im Objektgeschäft aus?

Ebert – Der Renovierungsmarkt könnte einen Teil der Einbrüche ausgleichen, allerdings sehen wir derzeit auch hier einen Rückgang von rund 20 Prozent, der aufgrund von politischen Fehlanreizen und dem Heizungsgesetz entstanden ist. Wir müssen uns diesen Herausforderungen stellen, daran geht kein Weg vorbei.

GW – Können Sie uns mehr zu den drei Säulen sagen, auf denen AGC Glass Europe aufbaut, und deren Bedeutung für das Unternehmen?

Ebert – Die drei Säulen sind: ein volles Sortiment, unser Servicecenter und die IBP-Berater. Die erste Säule, also unser volles Sortiment umfasst Floatglas, Beschichtungen und VSG. In Europa haben wir fünf Werke, die das ­volle Sortiment anbieten. Damit kann AGC überall die gleiche Qualität und Produktpalette gewährleisten. Sollte es in einem Werk zu Verzögerungen kommen, können die anderen Werke diese ­Lieferungen übernehmen. Diese Flexibilität und Verfügbarkeit sind essentiell, um den Kunden­bedürfnissen gerecht zu werden und Wettbewerbsvorteile zu erzielen.

GW – Und die zweite Säule?

Ebert – Die zweite Säule ist unser Servicecenter mit seinem hochmotivierten Team. Dieses Team sitzt in Osterweddingen, quasi direkt an der Floatlinie und kann somit direkt Einfluss auf die Produktion nehmen. Zusätzlich dazu haben wir eine Reihe an Außendienstmitarbeitern, die die Kunden vor Ort besuchen und sie intensiv beraten. Das Servicecenter und die Außendienstmitarbeiter spielen eine zentrale Rolle für die Kunden­zufriedenheit und für den verlässlichen Service.

Coating on Demand ist ein ­spezieller ­Service, den wir ­anbieten, um maßgeschneiderte ­Beschichtungen für Sonnenschutzglas ­bereitzu­stellen. Das spricht ­Architekten an.
Holger Ebert, Sales Director Upstream DACH AGC Glass Europe

Foto: Ebert Anne Orthen / AGC Glass Europe

GW – Und was leistet die dritte Säule

Ebert – Die dritte Säule ist das Team unserer IBP-Berater. IBP steht für „Integrated Building Project“ und bezieht sich auf die kompetente Beratung von Planern und Architekten bei großen Bauprojekten durch speziali­sierte Berater. Diese unterstützen die Kunden bei der Planung und Umsetzung der Projekte. Die IBP-Berater tragen dazu bei, dass AGC in maßgeschneiderte Lösungen und innovative Produkte investiert und den Kunden ­einen echten Mehrwert bietet. Alle drei Säulen sind für AGC Glass Europe von großer Bedeutung. Sie ermöglichen eine flexible und qualitativ hochwertige Produktion, ein hervorragenden Kundenservice und eine enge Zusammenarbeit bei großen Bauprojekten. Zusammen tragen sie dazu bei, dass wir wett­bewerbsfähig bleiben, um den hohen Anforderungen des Marktes gerecht zu werden.

GW – Planen Sie in 2024 neue größere Investi­tionen, wenn ja, welcher Art?

Ebert – Wir setzen weiterhin auf Investitionen in unsere Standorte, um auch in Zukunft gut aufgestellt zu sein. Um die Qualität und Verfügbarkeit weiterhin sicherzustellen, hat AGC kürzlich in eine neue VSG-Linie in Osterweddingen investiert, die im Frühjahr eröffnet wird. Dieses Werk wird das volle Sortiment an Floatglas, ­Coatings und VSG anbieten und so kürzere ­Lieferwege in Deutschland ermöglichen, was auch positive Auswirkungen auf die Umwelt hat, da CO2 eingespart wird.

GW – Für sie als Hersteller ist Nachhaltigkeit sehr wichtig. Welche konkreten Schritte unternimmt AGC, um die CO2-Belastung bei der Glasproduktion zu senken?

Ebert – Hier haben wir bereits große Fortschritte erzielt, um die CO2-Belastung bei der Glasproduktion zu reduzieren. Heute stellen wir ein Low-Carbon Glas her, das eine 40 % geringere CO2-Belastung aufweist als herkömmliche Gläser. Zudem betreiben wir aktiv Glasrecycling und nutzen ­Abwärme für andere Unternehmen in der Um­gebung.

GW – Das Glasrecycling und die Rücknahme von Altglas ist im Rahmen der CO2-Debatte ein großes Thema. Wie ist AGC hier aktiv?

Ebert – AGC nimmt das Glasrecycling und die Rücknahme von Altglas sehr ernst. Wir haben bereits Projekte, bei denen wir Scherben direkt zurücknehmen und Low-Carbon Glas liefern.

GW – Gerade beim Sonnenschutz bietet AGC mit Coating on Demand einen besonderen ­Service an. Können Sie kurz erklären, was dahinter steckt und wie der Markt dies annimmt?

Ebert – Coating on Demand ist ein spezieller Service, den wir anbieten, um maßgeschneiderte Beschichtungen für Sonnenschutzglas bereitzustellen. Dabei können wir sogar den originalen Farbton von Bestandsgläsern reproduzieren, wie es beim ehemaligen AXA-Hauptquartier in Brüssel der Fall war, wo neue Gläser verbaut wurden. Der Markt nimmt diesen ­Service sehr positiv auf, da unsere Kunden so genau die gewünschte Farbe für ihre Sonnenschutzgläser erhalten. Gerade auch für Architekten ist das ein wichtiger Punkt.

GW – Ein Blick auf die Zukunft: Wie schätzen Sie den Stellenwert von Glas als Baustoff mittel- und langfristig ein? Welche Vorteile bietet es im Vergleich zu anderen Baumaterialien?

Ebert – Glas wird auch zukünftig eine bedeutende Rolle als Werkstoff spielen. Seine viel­fältigen Eigenschaften und Vorteile, wie Transparenz, Haltbarkeit und Nachhaltigkeit, machen es, neben dem Einsatz im Bauwesen, auch zu einem unverzichtbaren Material in anderen Bereichen, wie dem Automobilsektor und bei der Energietechnik. Glas wird die ­Basis für viele innovative Lösungen sein, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können, sei es in Bezug auf Energieeffizienz, Design und Funktionalität.
Kurz gesagt, Glas ist ein zukunftsweisendes ­Material, das sich stetig weiter entwickelt. Und wir als Hersteller werden auch künftig unseren dazu Teil beitragen.­—

Das Interview führte Matthias Rehberger

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