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Interview mit Hans-Joachim Arnold

„Glasverbote für den Vogelschutz machen keinen Sinn“

GLASWELT:  Herr Arnold, Ihr Unternehmen hat vor Jahren das Vogelschutzglas erfunden, was sagen Sie zu dem Vorstoß der Hessischen Regierung, Gläser in ihrer Größe zu begrenzen, um Vogelschlag zu vermeiden?
Arnold :  Glasverbote für den Vogelschutz machen keinen Sinn. Der hessische Gesetzentwurf zeigt aber, dass das Thema Vogelschutz immer mehr in den Fokus rückt. Dass Gesetze dazu erlassen werden, ist an sich zu begrüßen, da die derzeitige Rechtslage zu viel Unsicherheit führt: Im Zweifel berufen sich alle auf das allgemeine Tötungs- und Verletzungsverbot des § 44 Bundesnaturschutzgesetz und in der konkreten Umsetzung stellt jede Naturschutzbehörde eigene Anforderungen auf. Aber die Regelungen im hessischen Gesetzentwurf sind untauglich.


GLASWELT: Warum genau?
Arnold : Die Glasgröße aufgrund der Vogelschutz-Thematik zu begrenzen ist nicht sachgerecht. Zum einen gibt es Vogelkollisionen auch an kleineren Glasflächen, zum anderen tragen verglaste Flächen zum Wohlbefinden der Bewohner bei. Natürliches Tageslicht dient dem menschlichen Organismus und fördert nachweislich die Gesundheit des Menschen. Das Thema Vogelschutz an die Glasgröße zu knüpfen, entspricht nicht dem Stand der Technik.


GLASWELT:  Wenn ich von solchen Gesetzesvorlagen höre, frage ich mich, warum die Politik nicht die Glasbranche mit einbindet? Was meinen Sie dazu?
Arnold : Der Entwurf ist jetzt in erster ­Lesung ins hessische Parlament eingebracht und an den zuständigen Ausschuss verwiesen worden; die Anhörung von Experten und Verbänden ist im Verfahren danach vorgesehen. Der Bundesverband Flachglas (BF) hat sich zusammen mit dem VFF und weiteren Verbänden sofort zu Wort ­gemeldet. Darüber hinaus wird der BF mit seinem Arbeitskreis Vogelschutzglas auch konkrete Vorschläge für gesetzliche Regelungen einbringen. Was mich in diesem Zusammenhang wirklich ­etwas verwundert ist, dass wir seit 25 Jahren ­Lösungen zum Vogelschutz anbieten, die weltweit eingesetzt werden und die Politiker bei uns hier in Deutschland anscheinend nicht kennen.


GLASWELT: Wäre es nicht sinnvoller, bei entsprechenden Bauwerken und großen Glasfassaden solche Vogelschutzgläser verbindlich in Ausschreibungen mit aufzunehmen?


Arnold : Auf jeden Fall! Es sollten jedoch alle Aspekte berücksichtigt werden: Zum einen ergibt sich aus dem Tageslicht-Komfort ein erhöhtes Wohlbefinden der Bewohner. Visuell nahezu unsichtbare Glasbeschichtungen verringern den Vogelanprall und sorgen gleichzeitig für einen hohen Eintritt von natürlichem Tageslicht. Zudem ergeben sich für den Architekten und Bauherren keine Einschränkungen in der Planungsfreiheit. ( … )


GLASWELT: Wie machen das andere Länder, beispielsweise die USA?
Arnold : In den verschiedenen Bundesstaaten der USA gibt es gesetzliche Vorschriften zur Reduzierung von Vogelkollisionen an Glasfassaden. Somit sind dort in gewissen Fassadenbereichen nur noch Verglasungen erlaubt, welche den Vogelschlag.

GLASWELT: Wie lange bietet Ihr Unternehmen jetzt schon Vogelschutzgläser an und welche Produkte sind heute am Markt?

Arnold :  Vor etwa 25 Jahren wurde mit der Entwicklung des ersten transparenten vogelfreundlichen Glases gestartet. Als Visionär erkannten wir schon damals die Relevanz von nachhaltigen Themen und somit war Ornilux mikado das erste derartige Produkt am Markt. Dies ist heute in einer verbesserten Variante die Lösung für viele Projekte weltweit.
 ( … )  Ornilux design print steht für sichtbare Markierungen mit keramischem Oberflächendruck. Die letztere Variante ist wohl die meist verbreitete Art vogelfreundlicher Verglasung mit den architektonisch größten Einschränkungen.

Die Glasgröße aufgrund der Vogel­schutz-Thematik zu ­begrenzen, ist nicht sach­gerecht. Zum einen gibt es Vogel­kollisionen auch an kleineren Glasflächen, zum anderen ­tragen verglaste Flächen zum Wohl­befinden der Bewohner bei.

Hans-Joachim Arnold, Arnold Glas


GLASWELT:  Werden die Vogelschutzgläser bei Ihnen konstant weiter entwickelt, bzw. woran arbeiten Sie aktuell?
Arnold : Selbstverständlich haben und werden wir unsere Produkte den Anforderungen des Marktes anpassen. Ein Beispiel dafür ist Ornilux mikado one. Hier wurde die transparente Beschichtung, die im Regelfall auf Position 2 aufgebracht wird, für die außenliegende Oberfläche weiterentwickelt. Damit können wir auch Baubestimmungen erfüllen, welche den Vogelschutz auf der äußersten Scheibenoberfläche (d. h. auf Position 1) voraussetzen.

GLASWELT:  Wird es künftig voll-transparente Vogelschutzgläser geben, ist das möglich?
Arnold : Dahin geht ganz klar eine Entwicklungsrichtung – auch deshalb ist es nicht sachgerecht, wenn der hessische Gesetzentwurf transparente Gläser verbieten will. Nach 25 Jahren Erfahrung mit dem Thema sind wir davon überzeugt, dass transparente, vogelfreundliche Verglasungen, so wie sie aktuell angeboten werden, eine gute Lösung darstellen. ( … )

GLASWELT:  Wie viel Erfahrung mit Vogelschutzgläsern hat Arnold Glas in der Zwischenzeit gesammelt?
Arnold : In den vergangen 25 Jahren haben wir rund 100 Prüfungen mit unterschiedlichen Laboren weltweit abgewickelt. Zehntausende von Flugtunnelversuche mit zehntausenden Vögeln (keiner kam zu Tode…) sind durchgeführt worden.
Darüber hinaus haben wir von sämtlichen Bauherren, bei denen insgesamt über 100 000 m2 transparente, vogelfreundliche Gläser vom Typ Ornilux mikado verbaut wurden, positives Feedback bekommen.
Wir halten somit nicht nur erfolgreiche Produktprüfungen vor, sondern können auch belegen, dass sich unser Produkt in der Praxis vielfach bewährt hat. ­


Das Interview führte Matthias Rehberger

Tipp: Das vollständige Interview lesen Sie in der April-Ausgabe der GLASWELT.