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Was steht am Ende einer Restrukturierung?

Jörg Stahlmann
Jörg Stahlmann
Jörg Stahlmann ist Schreinermeister und war bis 2006 selbst Chef einer Schreinerei. Danach arbeitete er als Projektmanager zahlreicher Objekte mit Holz-, Holz-Alu- und Kunststoff-Fenstersystemen sowie Pfosten-Riegel-Fassaden und als Produkt- und Produktionsmanager in Spanien. Seit 2010 leitet er die Stahlmann-Consulting GmbH. Die Fragen an Jörg Stahlmann stellte Daniel Mund, Fensterexperte und stellv. Chefredakteur der GLASWELT.

Das Interview ist für die Darstellung im Newsletter gekürzt. Die ungekürzte Version lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der GLASWELT, in der es im Titelthema um die Holzfenster-Fertigung geht.

GLASWELT:  Sehr geehrter Herr Stahlmann, Sie haben im In- und Ausland viele Fensterbauer in Bezug auf ihre Fertigungsabläufe beraten. Was ist der häufigste Anlass, warum Sie zu den Unternehmen gerufen werden?

Jörg Stahlmann:_ In erster Linie geht es meinen Kunden um den Aufbau und die Optimierung von Prozessabläufen. Meist stellen sich diese Fragen in Zusammenhang mit geplanten Neuinvestitionen in Produktionsmittel oder in der Gestaltung neuer Produkte. In weiteren Anfragen geht es meinen Kunden um die Problemlösung nach getätigten Investitionen. Hier kristallisieren sich oft Engstellen heraus, denen vor und während der Investitionstätigkeiten keine, oder nur geringe Bedeutung zugeordnet wurden. Gerade bei individuellen Produkten und semi-industriellen Produktionsprozessen werden diese Abläufe sehr oft zur Kostenfalle.

© Daniel Mund / GLASWELT
GLASWELT: Hat der Fensterbauer mit einer Investition in eine neue Maschinenanlage auch automatisch die Nase vorn?

Stahlmann: Ja und nein. Ja, wenn mit der Neuinvestition eine qualitative Verbesserung des Produkts einhergeht. [...] Nein, wenn sich die Investition nicht wirtschaftlich rechnet. Dies gilt vor allem, wenn Nachfinanzierungen getätigt werden müssen, da man die Rahmenbedingungen, die eine neue Produktionsmethode benötigt, nicht oder nur unzureichend berücksichtigt hat. [...]

GLASWELT: Was steht am Ende einer Restrukturierung in einem Betrieb? Werden automatisch die Kapazitäten erhöht, oder gibt es auch andere Wege?

Stahlmann: Am Ende einer Restrukturierung oder Optimierung steht immer der Unternehmenserfolg. [...]

GLASWELT: Die Einzelteilfertigung ist momentan in aller Munde. Wo liegen hier die Vorteile, was sind die Nachteile?

Stahlmann: Der dominante Vorteil der Einzelteilfertigung liegt in der Komplettbearbeitung der Bauteile bei reduziertem Aufwand des innerbetrieblichen Transports. Man sollte nur unterscheiden, ob es sich um eine CNC gesteuerte Fertigungsanlage mit fixiertem Werkstück oder um eine Durchlaufanlage handelt. Gleichwohl liegt ein großer Vorteil in der umlaufenden Applikation von Holzschutzmaßnahmen vor der Montage der Bauteile. [...] Nachteile ergeben sich in der Argumentationskette für die Einzelteilfertigung nicht. Allerdings sind die Produktionsverfahren im weiteren Verlauf nach der maschinellen Bearbeitung vielfältig unterschiedlicher als bei konventioneller Rahmenfertigung. [...] 

GLASWELT: Und wie beurteilen Sie den Einsatz der modifizierten Hölzer – z. B. Accoya oder das Thermoholz – für das Holzfensterprodukt?  

Stahlmann: Prinzipiell haben modifizierte Hölzer – dazu zähle ich auch thermobehandelte Hölzer – Ihre Berechtigung, wenn sie auch konsequent und zweckorientiert eingesetzt werden. [...]

GLASWELT: Ist für Sie das Holz-Alu-Fenster das bessere Holzfenster?

Stahlmann: [...] Es existieren nach wie vor Holzfenster- und Holz-Aluminium-Systeme, die ich als technisch grenzwertig einstufe, da konstruktiv wichtige Merkmale einfach nicht bedacht sind. [...]

GLASWELT: Vor allem kleine Fensterbaubetriebe fühlen sich aufgrund der normativen und gesetzlichen Vorgaben in ihren Möglichkeiten stark eingeschränkt. Teilen Sie diese Klagen?

Stahlmann: Ich teile diese Klagen, aber nicht zu 100 Prozent. [...]

GLASWELT: Hat für Sie das Holzfenster Zukunft?

Stahlmann: Das Holzfenster hat definitiv eine Zukunft. Meines Erachtens sogar eine sehr große! Nehmen sie sich nur die Stichpunkte „Nachhaltigkeit" und „CO2-Bilanz" heraus. [...] Es gibt durchaus genug Kunden, die gerne bereit sind, weit mehr zu bezahlen als das, was sie an „Standardprodukten" bekommen. Die Kundenorientierung im Hinblick auf ehrliche Kommunikation sowie fachliche und qualifizierte Ausführung und ein ausgefallener „after-sales-service" stellen ein ungeahntes Potenzial an Chancen für kleinere Betriebe dar. [...]

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