GW – Herr Füldner, wie bewerten Sie die aktuelle Entwicklung der Sonnenschutzbranche? Wo sehen Sie die größten Trends und Treiber für die kommenden Jahre?
Tim Füldner – In diesem Jahr sind keine größeren Impulse mehr zu erwarten, was uns jedoch die Möglichkeit gibt, uns noch gezielter auf die Phase vorzubereiten, in der der Markt wieder anzieht, und damit rechnen wir 2026. Die Deutschen halten ihr Geld derzeit zurück, das Konsumklima bleibt verhalten. Doch sobald das vorhandene Kapital ausgegeben wird, fließt es in die eigenen vier Wände und das direkte Wohnumfeld, wovon auch wir profitieren werden. Zum Thema Klimawandel: Es ist zweifellos komplex und herausfordernd, aber gerade dieser Sommer hat erneut gezeigt, wie sinnvoll Sonnen- und Hitzeschutz in jeder Form ist. Viele Klimaforscher gehen davon aus, dass dieser Trend anhält, und genau das spielt uns in die Karten.
GW – Welche Rolle spielt Weinor innerhalb dieser Entwicklungen? Und wie wollen Sie die Position im Markt weiter ausbauen?
Füldner – Wir bleiben dabei einen etwas exklusiveren Anspruch im Markt zu repräsentieren. Aber wir richten uns dabei noch viel stärker als bisher an den tatsächlichen Bedürfnissen der Kunden aus, die wir zusammen mit den Fachpartnern viel stärker in den Fokus nehmen. Die interne Basis hierfür bildet die neue Unternehmensstrategie, in deren Entwicklung alle im Unternehmen eingebunden waren und die wir aktuell schrittweise umsetzen.
GW – Sie haben vor Ihrer Zeit als CEO bei Weinor vielfältige berufliche Erfahrungen gesammelt. Inwiefern helfen Ihnen diese Erfahrungen heute, Weinor erfolgreich zu führen und die richtigen strategischen Entscheidungen zu treffen?
Füldner – Die Erfahrung lehrt, dass es sinnvoll ist auch in kritischen Situationen nicht hektisch zu werden. Das kann zu unüberlegten oder voreiligen Entscheidungen führen. Man braucht ein Team von kompetenten und zuverlässigen Experten um sich, mit denen Situationen analysiert, Themen gesetzt und Konsequenzen gezogen werden, das gilt für interne wie externe Prozesse. Es ist zudem unabdingbar, alle im Unternehmen mitzunehmen im Sinne von umfassender Transparenz und kontinuierlicher Information. Manchmal kann man Einflussversuche von außen auch gar nicht verhindern. Da gilt dann der Helmut Kohl-Satz: Die Karawane zieht weiter…
GW – Das Thema Innovation ist zentral für Weinor. Wie stellen Sie sicher, dass Forschung und Entwicklung auch in Zukunft auf hohem Niveau weitergeführt werden?
Füldner – Das hat mehrere Dimensionen: Wir analysieren und bewerten den Markt und das Verhalten unserer Kunden. Wir entwickeln Innovationen nicht um ihrer selbst willen, sondern orientieren uns an dem, was sich die Kunden vorstellen und was sie auch kaufen würden. Unsere Mannschaft hat ein unglaubliches Potential und eine starke Motivation, im Markt etwas zu bewegen. Die neue Unternehmensstrategie bildet hierfür ein solides Fundament. Das Team merkt: Es funktioniert. Und mir persönlich macht es ausgesprochen viel Freude, so zu arbeiten und Neues auf den Weg zu bringen.
GW – Neben Produktinnovationen geht es zunehmend auch um Service, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. In welchen Bereichen wollen Sie künftig besonders investieren, um Kunden und Partnern einen Mehrwert zu bieten?
Füldner – Wir investieren in die Digitalisierung, wie in unseren Service, weil wir so unsere Wettbewerbsfähigkeit sichern. Im November werden wir zum Thema digitale Innovationen Konkreteres sagen können. Nachhaltigkeit hängt bei uns mit unserem Qualitätsanspruch zusammen: Wir verkaufen Produkte, die Jahrzehnte funktionieren und nicht nach fünf Jahren die ersten Mängel aufweisen und nach zehn Jahren ersetzt werden müssen. Langlebigkeit und dauerhafte Funktionalität sind die besten Nachhaltigkeitsfaktoren.
GW – Partnerschaft mit dem Fachhandel ist ein Kernpunkt bei Weinor. Wie wollen Sie die Zusammenarbeit mit Ihren Top-Partnern künftig noch gezielter fördern und unterstützen?
Füldner – Wir analysieren unsere Fachpartner und das Geschäft mit ihnen sehr genau, auch die dazugehörigen Entwicklungsprozesse über die letzten Jahre. Daraus ergibt sich eine gewisse Differenzierung, die wir im Vertriebskonzept umsetzen. Pierre Heck, unser neuer Vertriebsleiter, arbeitet an den entsprechenden Strukturen. Dazu gehört unter anderem, dass wir künftig ein Key account Management etablieren. Mit einem so genannten „Store“-Konzept, das wir in unserem Kölner Showroom starten und später auch bei den Fachpartnern vor Ort präsentieren, wollen wir unsere Profikunden in Sachen Kundenkommunikation professionell schulen. Wie läuft ein Verkaufsgespräch mit Endkunden optimal ab, wie lässt über die Ausstellung und Points of sale besser verkaufen sind beispielsweise Themen, die wir wie ein Campus Stück für Stück aufbauen für unsere Fachpartner. Er ist die lokale Marke, er hat den direkten Kundenkontakt und wir wollen ihn in seinem Auftreten beim Endkunden professionalisieren, mit Know-how und speziellem Service. Individualität und Persönlichkeit des Fachpartners bleiben unangetastet, hier spricht der Unternehmer für sich.
GW – Outdoor Living gewinnt sowohl im privaten Bereich als auch in der Gastronomie stark an Bedeutung. Welche Rolle will Weinor in diesen beiden Segmenten spielen, und wie nutzen Sie die Marktchancen?
Füldner – Wir legen den Schwerpunkt ganz eindeutig auf das Privatkundengeschäft, hier sehen wir die größten Marktchancen. Wenn es einmal Schnittmengen mit der Gastronomie gibt, nutzen wir die, aber es ist nicht unser Fokus. Wir wollen uns nicht verzetteln und Zielgruppen vermehren, sondern unser Hauptgeschäft richtig gut machen. Wir wollen gemeinsam mit den Fachpartnern bei den Endkunden das Bewusstsein wecken und stabilisieren, dass sie bei uns eine solide, langlebige Qualitätslösung kaufen. Das ist ein Prozess, der damit beginnt, dass wir fragen „Was braucht der Kunde wirklich“, dass wir dann aufgrund unseres breiten Sortimentes nahezu immer ein passendes Produkt beraten und anbieten können und dass wir schlussendlich mit unserem Fachpartner jemanden haben, der das professionell montiert und auch nach dem Verkauf als Ansprechpartner fungiert.
GW – Wenn Sie fünf Jahre in die Zukunft blicken: Wo sehen Sie die Sonnenschutzbranche, und wo sehen Sie Weinor innerhalb dieses Marktes?
Füldner – Ich sehe den Markt hier zweigeteilt. Markisen als Standardprodukt werden unter Druck bleiben. Tuch aus- und einfahren wird mittelfristig nicht reichen, hier muss die Aufgabe der Branche sein, Zusatznutzen zu generieren, um diesen Bereich erfolgreich zu gestalten. Wie das geht, zeigt das Dachsegment. Wir positionieren uns hier absolut über eine Nutzenargumentation und Details, die von den Kunden verstanden und angenommen werden. Mit diesem strategischen Ansatz erhalten wir bereits heute erstes Feedback, das positiv ausfällt und unseren Kurs bestätigt. Riesensprünge im Markt sehe ich in den nächsten Jahren nicht, aber Wachstum ist über die Best Ager Generation möglich, die sich im Ruhestand etwas gönnt.
GW – Zum Abschluss eine persönliche Frage: Was treibt Sie als CEO an, und welche Vision haben Sie ganz persönlich für die Zukunft von Weinor und die gesamte Branche?
Füldner – Meine Vision für Weinor ist, dass wir zu einer ikonischen Marke werden. Mit einzigartiger Identität, einem starken Image bei den Kunden und mit deren Nutzen im Fokus. Wir streben das an im Schulterschluss mit unseren Fachpartnern, die wir in ihrer Individualität und in ihrer Art der Marktbearbeitung vor Ort stärken wollen. Deshalb ist dauerhafter Dialog so wichtig, auch und gerade persönlich. Zum Schluss geht es um glückliche Momente, für die Endkunden, für die Fachpartner und für uns.
Das Gespräch führte der Ressortleiter Sonnenschutz Olaf Vögele bei Weinor in Köln.