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Wie die Sonnenschutzbranche auf klimafreundliche Mobilität umsteigt

E-Mobilität als Zukunftsinvestition

Die Diskussion um Klimaschutz, CO₂-Reduktion und nachhaltige Mobilität ist längst keine Zukunftsfrage mehr, sie ist Gegenwart. Innenstädte sperren zunehmend dieselbetriebene Fahrzeuge aus, politische Vorgaben und gesellschaftlicher Wandel setzen Hersteller und Handwerksbetriebe unter Druck. Wer weiterhin wirtschaftlich agieren will, muss seinen Fuhrpark neu denken. Während viele Industriebetriebe noch auf Pilotprojekte setzen, hat das Handwerk in Teilen schon gehandelt: Karlheinz Kirschbaum beispielsweise setzt seit 2014 auf E-Mobilität, Andre Urban, Geschäftsführer von RHP, hat bereits seit 2015 Erfahrungen gesammelt. Das Handwerk zeigt damit: Wer früh beginnt, fährt heute voraus.

Materialtransporte sind unter Beobachtung

E-Mobilität ist eine wichtige Stellschraube zur Reduzierung unseres CO₂-Fußabdrucks“, erklärt Andreas Lindau, Mitglied der Geschäftsleitung bei Warema. Das Unternehmen stellt nicht nur den Fuhrpark sukzessive auf Elektrofahrzeuge um, sondern investiert auch in die dazugehörige Lad­einfrastruktur. Mitarbeiter erhalten auf Wunsch sogar Wallboxen für das Laden zu Hause. Beim Thema Transportlogistik mit großen Lkw beobachtet man aufmerksam die technische Entwicklung, das gilt auch für Zukunftstechnologien wie Wasserstoff und die dazugehörige Ladestruktur.

Die BeluTec-Gruppe zeigt ebenfalls, dass sich Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit nicht ausschließen müssen. Insgesamt 16 vollelektrische Fahrzeuge sind im täglichen Einsatz. Die Entscheidung fiel nicht nur aus Umweltgründen, auch attraktive Herstellerkonditionen und Erfahrungen mit Photovoltaik spielten eine Rolle. Laura Lucas aus der Geschäftsleitung berichtet: „Unsere Mitarbeiter konnten die E-Fahrzeuge ausgiebig testen, viele sind begeistert umgestiegen. Die 0,25-%-Versteuerung macht das Ganze zusätzlich attraktiv.“ Einzig bei Transportern für bundesweite Einsätze sieht man aktuell noch Einschränkungen bei Reichweite und Zuladung.

Das Handwerk macht schon lange mobil

Ein etwas anderes Bild zeigt sich bei RHP in Köln-Porz. Dort setzt Geschäftsführer Andre Urban auf eine Kombination aus Blockheizkraftwerk, PV-Anlage, E-Transportern und E-Fahrzeugen. „Wir denken technologieoffen. Rund um den Kirchturm, im Umkreis von etwa 50 km, gibt es für uns kein Argument gegen Elektromobilität.“ Für große Anhänger oder Langstrecken werden Dieseltransporter der neuesten Euro-6-Norm weiterhin als Zugfahrzeuge genutzt. „Hier gibt es noch keine Alternativen, aber auch hier gilt es so umweltfreundlich wie möglich zu sein“, erklärt Urban.

Ein Vorzeigeprojekt ist die Firma Kirschbaum Fenster & Rollladen in Köln. 2014 elektrisch gestartet, umfasst der Unternehmensfuhrpark heute zehn vollelektrische Fahrzeuge für den Außendienst und acht elektrische Montagefahrzeuge. Acht betriebsinterne Ladepunkte und eine öffentliche Ladesäule stehen auf dem Firmengelände bereit.

Zur Energieversorgung wurde bereits 2011 eine Photovoltaikanlage mit 64 kWp auf dem Dach installiert, 2021 kam eine zweite mit 30 kWp an der Hallenfassade hinzu. Der dort erzeugte Strom versorgt Beleuchtung, Maschinen, IT und Klimaanlagen. Über ein intelligentes Lastmanagement auch die Fahrzeugflotte. Was nicht direkt verbraucht wird, speist Kirschbaum ins Netz ein. Das Unternehmen spart so jährlich rund 32 Tonnen CO₂ ein. Der Bezug von Ökostrom macht das ganze rund.

E-Autos bieten mehr Vorteile, als man denkt

Für Hersteller und Handwerk bringt die Elektromobilität eine ganze Reihe finanzieller als auch strategischer Vorteile. Einer der bedeutendsten Aspekte ist die Reduzierung der laufenden Betriebskosten. Der Strompreis pro gefahrenem Kilometer liegt in der Regel deutlich unter dem von Diesel, insbesondere wenn der Strom teilweise oder vollständig aus eigener Photovoltaik stammt. Die KFZ-Steuer entfällt komplett, und auch die Wartungskosten sind erheblich geringer, denn Elektromotoren benötigen keine Ölwechsel, keine Abgasreinigung, und haben weniger Verschleißteile. Versicherungen bieten Sonderkonditionen. Dadurch lassen sich je nach Fahrzeugtyp und Nutzung über die Lebensdauer mehrere Tausend Euro einsparen.

Hinzu kommen attraktive Förderprogramme von Bund, Ländern und teilweise auch Kommunen. Über Bundesförderungen, das KfW-Programm „Ladeinfrastruktur für Unternehmen“ oder z. B. das Landesprogramm ­progres.nrw Mobilität (für NRW) werden nicht nur der Kauf von E-Fahrzeugen, sondern auch die Anschaffung von Ladepunkten mit Förderquoten von 30 bis 80 % Prozent finanziell unterstützt. Wichtig ist hier die Beratung vor der Antragstellung (z. B. durch Energieagenturen oder HWKs)Darüber hinaus profitieren Betriebe von steuerlichen Vorteilen: Für privat genutzte Firmenfahrzeuge mit Elektroantrieb gilt die reduzierte Dienstwagenbesteuerung von nur 0,25 % des Listenpreises (bis 70.000 €), statt 1 % wie bei den Verbrennern. Auch indirekt wirkt sich E-Mobilität positiv aus: Viele öffentliche Ausschreibungen oder Großaufträge schreiben heute CO₂-neutrale Mobilität explizit vor oder honorieren sie im Vergabeverfahren. Zudem werden Zufahrtsberechtigungen in Umweltzonen für Diesel-Fahrzeuge zunehmend eingeschränkt. Betriebe mit E-Fuhrpark können hier ungehindert weiterarbeiten. Insgesamt ergibt sich so ein klarer Wettbewerbsvorteil für Unternehmen, die frühzeitig auf klimafreundliche Mobilität umsteigen.

Olaf Vögele

Wallboxen für die Mitarbeiter und Gäste stehen auf dem Warema Betriebsgelände, und auch bei den Mitarbeitern zu Hause zur Verfügung stellen.

Foto: Warema

Wallboxen für die Mitarbeiter und Gäste stehen auf dem Warema Betriebsgelände, und auch bei den Mitarbeitern zu Hause zur Verfügung stellen.
Wenn es in ­seltenen Fällen mal not­wendig ist, lädt ­Daniel Urban auch mal an der HPC-­Säule. Gut geplant lässt sich das mit der ­Pause kombinieren, so dass kein Zeitverlust entsteht.

Foto: RHP

Wenn es in ­seltenen Fällen mal not­wendig ist, lädt ­Daniel Urban auch mal an der HPC-­Säule. Gut geplant lässt sich das mit der ­Pause kombinieren, so dass kein Zeitverlust entsteht.
Vom Vertrieb bis zur Montage wird bei Kirschbaum mit 18 Fahrzeugen zu einem großen Teil elektrisch gefahren. Zwei PV-Anlagen sorgen für den Strom.

Foto: Kirschbaum

Vom Vertrieb bis zur Montage wird bei Kirschbaum mit 18 Fahrzeugen zu einem großen Teil elektrisch gefahren. Zwei PV-Anlagen sorgen für den Strom.
Insgesamt 6 elektrische Kundendienstfahrzeuge wurden bei Kirschbaum durch eine Förderungsmaßnahme (Land NRW) so zusagen in einem Rutsch bestellt.

Foto: Kirschbaum

Insgesamt 6 elektrische Kundendienstfahrzeuge wurden bei Kirschbaum durch eine Förderungsmaßnahme (Land NRW) so zusagen in einem Rutsch bestellt.
Andre Urban hat schon seit 2015 mit der E-Mobilität gestartet, und hat auch seine Montagefahrzeuge mit verschiedenen Fabrikaten nach und nach ausgetauscht.

Foto: RHP

Andre Urban hat schon seit 2015 mit der E-Mobilität gestartet, und hat auch seine Montagefahrzeuge mit verschiedenen Fabrikaten nach und nach ausgetauscht.
Insgesamt 16 VW ID’s gehören zum Fuhrpark der BeluTec Gruppe, der weiter ausgebaut werden soll. Der Strom steht über eigene PV Module zur Verfügung.

Foto: BeluTec

Insgesamt 16 VW ID’s gehören zum Fuhrpark der BeluTec Gruppe, der weiter ausgebaut werden soll. Der Strom steht über eigene PV Module zur Verfügung.

3 Fragen an Karl-Heinz Kirschbaum, Köln

Kirschbaum Fenster & Rollladen gilt als Vor­reiter: Mit Ökostrom, Photovoltaik und einem konsequent elektrifizierten Fuhrpark zeigt das Unternehmen, dass Nachhaltigkeit und Effizienz kein Widerspruch sein muss.

GW – Was war für Sie der Anstoß, auf E-­Mobilität im Betrieb umzusteigen?

Kirschbaum – Für mich war es eine logische Konsequenz. Ich bin seit 2014 privat elektrisch unterwegs und wollte auch im Unternehmen Verantwortung übernehmen. Der Umstieg begann mit einzelnen Fachberaterfahrzeugen, heute sind es 18 E-Fahrzeuge.

GW – Wie gewährleisten Sie eine zuverlässige Energieversorgung?

Kirschbaum – Das war von Anfang an Teil unseres Gesamtkonzepts. Wir produzieren über zwei große PV-Anlagen auf Dach und Fassade mit insgesamt 94 KWp einen erheblichen Teil selbst. Ein intelligentes Lademanagement sorgt dafür, dass unsere Flotte effizient und CO₂-frei geladen wird, ohne das Stromnetz unnötig zu belasten.

GW – Welche Rückmeldungen erhalten Sie zur Elektromobilität?

Kirschbaum – Sehr positive! Kunden schätzen unser Engagement und sehen, dass Nachhaltigkeit bei uns nicht nur eine Marketingfloskel ist. Die E-Fahrzeuge kommen bei den Mitarbeitenden gut an, vor allem weil sie leise, sauber und zuverlässig sind. Und unsere E-Bikes fördern sogar die Gesundheit im Team, ein schöner Nebeneffekt.

Karl-Heinz KirschbaumGeschäftsführer Kirschbaum Fenster & Rollladen GmbH

Foto: Kirschbaum

Karl-Heinz KirschbaumGeschäftsführer Kirschbaum Fenster & Rollladen GmbH

3 Fragen an Andreas Lindau, Warema

Die Nachhaltigkeitsstrategie von Warema umfasst insgesamt dreißig ehrgeizige Ziele. Die bisher ermittelten CO2-Fußabdrücke – sowohl die Corporate Carbon Footprints als auch die Product Carbon Footprints – sollen kontinuierlich verbessert werden.

GW – Welche Rolle spielt die E-Mobilität in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie

Lindau – E-Mobilität ist eine wichtige Stellschraube zur Reduzierung unseres CO2-Fußabdrucks. Daher bauen wir unsere Fahrzeugflotte und die dazugehörige Infrastruktur – inkl. eigener Stromproduktion – ­immer weiter aus.

GW – Wie führen Sie Ihre Mitarbeiter an die E-Mobilität heran?

Lindau – Wir schaffen ein breites Angebot mit attraktiven Fahrzeugen, das gut in den Arbeitsalltag passt. Dazu gehört auch, dass wir unseren Mitarbeitern Wallboxen für das Laden zu Hause zur Verfügung stellen.

GW – Warema besitzt für den Transport der Sonnenschutzprodukte eine große LKW Flotte. wird auch hier in Richtung E-Mobilität gedacht?

Lindau – Die Ladeinfrastruktur in unseren Hauptmärkten ist noch nicht für einen flächendeckenden E-LKW-Einsatz geeignet. Trotzdem prüfen wir mögliche Optionen permanent. Parallel beobachten wir aufmerksam die Entwicklung der Wasserstoff-Technologie, auch wenn es bis zur Marktfähigkeit noch ­etwas dauert.

Andreas Lindau, Geschäftsleitung Vertrieb Deutschland,  Warema Renkhoff SE

Foto: Warema

Andreas Lindau, Geschäftsleitung Vertrieb Deutschland,  Warema Renkhoff SE

3 Fragen an Laura Lucas, BeluTec

Die BeluTec-Gruppe gilt als äußerst innovativ. Das spiegelt sich auch beim Fuhrpark wieder. Bereits 16 Fahrzeuge der Volks­wagen-Gruppe sind im täglichen Einsatz, und haben sich bewährt.

GW – Man sieht nur ID3 und ID4, hat das einen besonderen Grund?

Lucas – Nein, das ist sicherlich der Tatsache geschuldet, dass wir schon lange Jahre überwiegend Fahrzeuge der Volkswagen-Gruppe nutzen. Und das sowohl im PKW und Transporter Bereich. VW hat uns zudem als Großkunde sehr günstige Vertragskonditionen angeboten, was einen Umstieg sicherlich leichter und kalkulierbarer macht.

GW – Was ist der Grund für den Umstieg auf e-Mobilität?

Lucas – Natürlich muss man auf der einen Seite die Kostenstruktur im Auge haben, auf der anderen Seite geht es um Nachhaltigkeit. Wir ­beschäftigen uns schon länger mit PV-Modulen an der Fassade, da liegt es nahe, auch bei den Fahrzeugen nachhaltig zu denken.

GW – Wie reagieren ihre Mitarbeiter auf die Umstellung?

Lucas – Wir haben ein Konzept erstellt und Testpersonen ausgesucht. Danach haben sich immer mehr Mitarbeiter entschieden, auf ein E-­Auto umzusteigen. Natürlich spielt auch die 0,25 % Regel eine ­wichtige Rolle bei der Entscheidung. Da sich die Reichweiten der Fahrzeuge immer weiter verbessern, werden E-Autos auch für die Mitarbeiter interessant, die am Tag weitere Strecken zurücklegen. Bei den Transportern sind wir noch nicht zufrieden mit den Reichweiten, da unsere Techniker deutschlandweit unterwegs sind.

Laura Lucas, Geschäftsleitung BeluTec Gruppe

Foto: BeluTec

Laura Lucas, Geschäftsleitung BeluTec Gruppe

3 Fragen an Andre Urban, RHP Köln-Porz

Andre Urban gilt als technikoffen, und beschäftigt sich schon lange mit dem Thema Nachhaltigkeit. Eine PV-Anlage und ein Blockkraftwerk schaffen den Strommix für den Betrieb, und versorgen auch die Fahrzeuge mit Energie.

GW – Sie haben schon an vielen Diskussionsrunden zum Thema E-­Mobilität teilgenommen. Was ist ­ihre Meinung dazu?

Urban – Wir haben 100 Solarpanele auf unserem Dach. Ich lebe von der Sonne, so oder so, denn wir verkaufen Sonnenschutz-Produkte um Energie zu sparen, und da ist es für mich selbstverständlich soweit es geht elektrisch zu fahren.

GW – Sie haben viele E-Transporter, funktioniert das immer im täglichen Betrieb?

Urban – Man muss sachlich denken. Wir nutzen auch Euro 6 Transporter um die Hänger zu ziehen. Da sind die Hersteller noch nicht so weit.

GW – Wie sieht die Kostenseite aus?

Urban – Das kann ich schnell beantworten. Die Kosten sind deutlich reduziert. Die Energie bekommen wir durch die Sonne über die PV-Anlage zu einem großen Teil sehr günstig. KFZ-Steuern entfallen, ­Versicherungen bieten Sonderkonditionen, und Wartungskosten sind deutlich geringer. Da sollten viele Betriebe mal drüber nachdenken.

Andre Urban, Geschäftsführer Rolladen Handel Porz GmbH

Foto: RHP

Andre Urban, Geschäftsführer Rolladen Handel Porz GmbH

E-Mobilität wird sich etablieren

Der Umstieg auf E-Mobilität ist für viele nicht so leicht. Früher war die Ladeinfrastruktur das Hauptargument dagegen. Doch das ist seit 2023 nur noch eine Ausrede. Reichweitenängste sind überholt, und die Ladezeiten verbessern sich kontinuierlich. Zugegeben: Wer elektrisch fährt, muss seinen Tag etwas besser planen. Aber vielleicht ist genau das der Vorteil, man nutzt Ladepausen effizient, etwa zum E-Mail-Check oder für kurze Online-Meetings.

Olaf Vögele
Sachverständiger, Journalist und E-Auto Fahrer (ca. 65.000 km/Jahr)

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