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Von Wegen „Old School“: Lehrkunst trifft Baukunst

Keine Kompromisse bei der Lüftung

Durch Fenster mit Lamellen wird eine schnellere Ableitung der verbrauchten Luft in Räumen, mit gleichzeitig guter Versorgung durch natürliche Frischluft gewährleistet. Der CO2-Gehalt kann somit auf einem gesundheitlich und hygienisch unbedenklichen Niveau von bis zu 900 ppm gehalten werden.

Lamellenfenster vereinen aber nicht nur hinsichtlich des Raumklimas herausragende Eigenschaften in sich, auch in Sachen Ästhetik und optimaler Nutzung des Raumes können sie punkten. Vor allem Architekten schätzen die attraktive Optik der Lamellenfenster in Verbindung mit einem geringen Installations- und Wartungsaufwand.

Die besondere Form der Lamellenfenster sorgt außerdem für innovative und vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten bei Gebäuden und setzt besondere Akzente in der Fassade. Zusammen mit der Langlebigkeit und dem Vorteil der Nutzung als natürlicher Rauch- und Wärmeabzug, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für Architekten und Gebäudeplaner.

Das war „Old School“: Ein Foto, bevor die Sanierungsarbeiten an der Realschule ­gestartet sind.

Foto: Dierks Blume Nasady Architekten BDO

Das war „Old School“: Ein Foto, bevor die Sanierungsarbeiten an der Realschule ­gestartet sind.

Im Interview sprechen Christian Nasedy (Architekt), Jan Siemon (Einkaufsleiter, Feldhaus Fenster + Fassaden) sowie Henning Röper (GF EuroLam) über das Sanierungsprojekt Siebenpfeiffer-Realschule in Haßloch, die Hintergründe der energetischen Sanierung der Fassade, Vorgehensweise sowie Zusammenarbeit.

GLASWELT – Welche Vorgaben hatten Sie bei dem Projekt von der Stadtverwaltung Bad Dürkheim erhalten? Welche Besonderheiten gab es?

Christian Nasedy Von Seiten der Kreisverwaltung wurde großer Wert bei der Umsetzung und Bearbeitung des Projektes auf den Umbau des Bestandes bei laufendem Betrieb gelegt. Die Schule sollte trotz des massiven Eingriffes in die Außenhülle zum Großteil voll funktionsfähig bleiben. Hierzu wurde unter anderem die gesamte Sanierung in Bauabschnitte unterteilt und es der Schule ermöglicht, Ausweichflächen zu nutzen.

Grundkonzept war deshalb, die Bestandsfassade mit Verglasung unangetastet zu lassen. Die neue Fassade sollte mit der Bestandsfassade eine „Doppelfassade“ bilden. Somit konnte gewährleistet werden, dass der Betrieb im Innenraum nur minimal beeinträchtigt wurde. Für die energetischen Berechnungen konnten beide Fassaden herangezogen werden.

Aus unserer Sicht konnte den Anforderungen am besten eine vorgefertigte, elementierte Fassade gerecht werden, die punktuell an der Bestandsfassade befestigt wird. Dieser Fassadentyp fand hauptsächlich Anwendung in Bereichen mit Fensteröffnungen. Größere geschlossene Bereiche konnten mit anderen Systemen bekleidet werden.

Das STG-Lüftungsfenster, wie es bei diesem Projekt zum Einsatz gekommen ist.

Foto: Eurolam

Das STG-Lüftungsfenster, wie es bei diesem Projekt zum Einsatz gekommen ist.

GLASWELT – Herr Siemon, Sie sind für den Umbau der Fassade der Real­schule beauftragt worden. Wie kann man sich den Ablauf zwischen der Beauftragung und den ersten Baumaßnahmen im Unternehmen Feldhaus vorstellen?

Jan Siemon Wir haben unser Angebot auf einer öffentlichen Plattform abgegeben und den ersten Platz bei der Submission erhalten. Danach konnten wir die gesamten Auftragsunterlagen sichten und mit der technischen Bearbeitung, inklusive der Festlegung von Systemgeber und Nachunternehmerleistungen, wie beispielsweise dem Lamellenfensterlieferanten EuroLam GmbH, beginnen. Zudem erfolgte parallel das geodätische Aufmaß der Bestands-Waschbetonfassade.

Die Elemente wurden nach Theorie gefertigt, die Konsolen nach Baustellenaufmaß. Im Anschluss daran erfolgte die Montage der vorproduzierten Fassadenelemente inklusive der EuroLam-Lamellenfenster mittels Hebezeuge. Anschließend wurde der Spalt zwischen der Innenkante der neuen Fassade und der Bestands-Waschbetonfassade mit vierseitigen Laibungsblechen, die nach Aufmaß produziert wurden, von der Raumseite der geöffneten Bestandsfenster montiert. Nach der Konsolenmontage konnten die Raffstoreanlagen des Bestandsgebäudes demontiert und nachträglich neue Markisen als innerer Blendschutz montiert werden.

Des Weiteren wurden neue Lüftungsanlagen eingebaut, die nun eine mechanische Be- und Entlüftung ermöglichen. Auch diese Lüftungsgeräte sowie die Schachtverlängerungen wurden durch Feldhaus geliefert und montiert.

GLASWELT – Lüftungsgeräte vs. Lamellenfenster – was ist am sinnvollsten für ein gutes Raumklima?

Henning Röper Eine natürliche Lüftung sollte immer der mechanischen vorgezogenen werden. Sie ist effizienter, günstiger im Unterhalt und am wichtigsten, sie bekommen natürliche Luft in den Raum, welche nicht durch Filter oder Ähnliches verändert wird. Luftfiltersysteme können eine unterstützende Maßnahme im Kampf gegen Viren sein, ersetzen aber nicht das regelmäßige Lüften. Beim Austausch der Luft durch richtiges Lüften werden nicht nur Viren, sondern auch CO2 und Keime abgeführt.

GLASWELT – Ist das richtige Lüften nur mit Lamellenfenstern möglich?

Röper Lüften kann ich mit jedem Fenster, ob Kipp-, Dreh-Kipp- oder Lamellenfenster. Mit einem Lamellenfenster ist das Lüften nur am einfachsten umzusetzen. Dies liegt an der deutlich größeren Öffnungsfläche des Systems. Ein Lamellenfenster bringt bei gleicher Größe ca. 70 Prozent mehr Öffnungsfläche und erlaubt, aufgrund der Druckdifferenz des Luftdrucks im Innenraum und der Außenluft sowie der Tatsache, dass Zu- und Abluft gleichermaßen zugelassen werden, einen enorm schnellen Luftaustausch. Die Lüftung durch Lamellenfenster ist eine sehr effektive, nein ist die effektivste Weise der natürlichen Lüftung.

Architekt Christian Nasedy

Foto: Dierks Blume Nasedy

Architekt Christian Nasedy

GLASWELT – Eine Frage für den Architekten: Warum wurden bei diesem Projekt hier anstatt DK-Fenstern Lamellenfenster eingebaut?

Nasedy Das ist der Besonderheit geschuldet, eine neue Fassade vor eine voll funktionsfähige Bestandsfassade zu setzen, mit dementsprechend begrenzten Tiefen zur neuen Fensterebene. Nach innen öffnende Dreh-Kippflügel hätten dazu geführt, die Fensterformate stark zu reduzieren und damit die natürliche Belichtung der dahinterliegenden Klassenräume einzuschränken. Ebenfalls hätten die Bestandsfenster nicht erhalten bleiben können. Themen, die hier berücksichtigt werden mussten, waren unter anderem den freien Lüftungsquerschnitt zu erreichen, eine Überhitzung des neu entstandenen Fassadenzwischenraums zu verhindern, eine gestalterische Einheit der Fassade und natürlich eine Alltagstauglichkeit herzustellen. Die Lamellenfenster konnten all diese Themen abdecken.

Durch die motorische Ansteuerung der Lamellenfenster konnten viele notwendige Nutzungs-Szenarien in der Gebäudeautomation implementiert werden. Neben Wetter-Sensorik wurde auch eine Temperaturüberwachung in den Fassadenzwischenraum eingefügt. Per Taster erhält jeder Nutzer die Möglichkeit, für eine individuelle „händische“ Lüftung zu sorgen. In Kombination mit den eingebauten Einzellüftern konnte so in den Klassenräumen ein zeitgemäßer Luftwechsel mit Wärmerückgewinnung realisiert werden.

GLASWELT – Es gibt auch gestalterische Vorstellungen – was sind die Heraus­forderungen gewesen, mit denen Sie umgehen mussten?

Nasedy Die Bestandsgebäude, hier vor allem der erste Bauabschnitt, waren geprägt von Vor- und Rücksprüngen in der Fassadenebene. Im Verlauf der neuen Fassade wurden diese Versprünge großenteils ausgeglichen und teilweise neue Innenräume geschaffen. Somit konnte die Außenhülle homogener gehalten und zusätzliche Nutzflächen gewonnen werden. Um diese gewünschte Homogenität auf allen neuen Fassadenflächen zu erreichen und auch im Detail weiterzuführen, musste die Leitgestaltung der Elementfassade auf alle anderen Fassadentypen übertragen werden. Hierzu wurde vor allem die systembedingte Profiltrennung optisch mittels Schattenfuge übertragen.

GLASWELT – Welche Herausforderung gab es bei den Umbaumaßnahmen?

Siemon Die Baumaßnahme der Siebenpfeiffer Realschule gliederte sich in drei Bauabschnitte, da diese im laufenden Schulbetrieb stattfand. Dafür wurden teilweise die Klassenräume ausgesourct. Die Lärmemissionen waren ebenfalls eine große Herausforderung. Im Wesentlichen wurden die Bohrarbeiten für die Konsolenanker außerhalb der üblichen Schulzeiten, in den Nachmittagsstunden, an Wochenenden oder während der Schulferien ausgeführt.

GLASWELT – Welche Rolle spielt für Sie der Um- bzw. Neubau von Schulen im Hinblick auf eine optimale Lüftung, gerade in Zeiten von Corona?

Nasedy Die Luftqualität ist eine der wichtigsten Anforderungen im Schulbau, auch schon vor Corona. Neben der CO2 Überwachung gilt es auch benutzerfreundliche Temperaturen zu ermöglichen und energetische Themen mit zu berücksichtigen.

Röper Ob vor, mit oder nach Corona, ob in Schulen, Kindergärten, im öffentlichen, gewerblichen oder privaten Bereich, der Bedarf an Frischluft sowie die Qualität der Raumluft ist maßgeblich. Nicht nur, weil diese einen Einfluss auf unsere Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit hat, sondern entscheidend für unsere Gesundheit ist. Wenn es um die Gesundheit unserer Kinder geht, sind Kompromisse bei der Lüftung einfach nur fehl am Platz!

Henning Röper (GF Eurolam)

Foto: EuroLam GmbH

Henning Röper (GF Eurolam)
Jan Siemon (Einkaufsleiter, Feldhaus)

Foto: Feldhaus

Jan Siemon (Einkaufsleiter, Feldhaus)

Fakten zum Projekt Siebenpfeiffer

  • Auftraggeber: Kreisverwaltung Bad Dürkheim
  • Architekt: Dierks + Blume + Nasedy Architekten
  • Metallbau: Feldhaus Fenster + Fassaden GmbH & Co.KG
  • Lamellenfensterhersteller: EuroLam GmbH
  • System: STG ISO 36 BT 50
  • Elementanzahl Lamellenfenster: 364 Stück
  • Fassadenleistung: mittl. einstelliger Mio.-Bereich; Gesamtvolumen: über 6 Millionen Euro.
  • Bauzeit: Juli 2020- November 2021
  • EuroLam GmbH

    Die EuroLam GmbH mit Sitz im thüringischen Wiegendorf ist ein Anbieter für Lamellenfenster, natürliche Be- und Entlüftung, Klimakontrolle, gesunde Raumhygiene bzw. besseres Raumklima sowie Rauch- und Wärme­abzugsanlagen. Das Unternehmen beschäftigt knapp 50 Mitarbeitende.
    www.eurolam.de

    Feldhaus Fenster + Fassaden

    Das familiengeführte Unternehmen (5. Generation) zählt knapp 175 Mitarbeitende. Seit 2014 fokussierte sich Feldhaus ausschließlich auf die ­Realisierung von Großprojekten. Durch den Fokus auf das Multi-Projektmanagement ist Feldhaus einer der führenden Anbieter für Sonder-Fassadenlösungen in Deutschland und setzt das umfangreiche Portfolio von multifunktionalen Fassaden, Fenstern, Türen, Elementfassaden, Sonderkonstruktionen sowie Glasdächern in Projekten in den Metropolen Europas erfolgreich um
    .www.feldhaus.de