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Gamechanger für die Branche, Teil 2

Operative Exzellenz als Fundament nachhaltiger Leistungsfähigkeit

Als eine der beiden zentralen Säulen neben der Business Exzellenz bildet die Operative Exzellenz das Fundament nachhaltiger Leistungsfähigkeit – gerade in Zeiten von Baukrise, Fachkräftemangel, steigenden ESG-Anforderungen und Digitalisierungsdruck. Unternehmen müssen ihre Wertschöpfungsprozesse kontinuierlich optimieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei zeigt sich: Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung gelten branchenübergreifend als größte Hebel zur Verbesserung der Unternehmensleistung.

Was versteht man unter Operativer Exzellenz?

Operative Exzellenz bezeichnet einen ganzheitlichen Managementansatz, der sämtliche Wertschöpfungsprozesse systematisch optimiert. Im Kern geht es darum, Effizienz zu maximieren, Verschwendung zu minimieren und höchste Qualität sicherzustellen. Anders als punktuelle Initiativen verfolgt sie einen kontinuierlichen, unternehmensweiten Ansatz mit systemischer Perspektive: Die gesamte Wertschöpfungskette wird end-to-end betrachtet, im Einklang mit der Unternehmensstrategie. Operative Exzellenz ist somit eng mit der strategischen Ausrichtung verzahnt und kein Selbstzweck. Sie dient dazu, die Strategie im Tagesgeschäft konsequent umzusetzen und messbare Wettbewerbsvorteile zu generieren.

Zentrale Prinzipien

Operative Exzellenz basiert auf bewährten Prinzipien, die in exzellenten Unternehmen fest verankert sind und kontextspezifisch für jede Unternehmenssituation angepasst werden:

  • Kundenfokus und Wertorientierung: Alle Prozesse werden darauf ausgerichtet, dem Kunden hohen Mehrwert zu bieten. Was der Kunde nicht bereit ist zu bezahlen, wird als Verschwendung identifiziert. Diese wertorientierte Ausrichtung schafft Zufriedenheit und ist Kern von Lean Management.
  • Ganzheitliche, systemische Perspektive: Exzellente Unternehmen betrachten ihre Organisation als Gesamtsystem. Prozesse sind bereichsübergreifend end-to-end optimiert, ohne lokale Optimierungen auf Kosten des Gesamtziels. Veränderungen werden im Gesamtkontext betrachtet, inklusive aller Wechselwirkungen, dies verhindert Silodenken.
  • Verschwendungsabbau: Im Zentrum steht die Effizienzsteigerung der Kernprozesse. Abläufe werden standardisiert und vereinfacht. Verschwendung wie überflüssige Wartezeiten, Doppelarbeiten oder Ausschuss wird systematisch eliminiert. Lean-Methoden schaffen verschwendungsfreie Prozesse mit kürzeren Durchlaufzeiten.
  • Qualitätsfokus und Fehlerkultur: „Qualität wird im Prozess erzeugt, nicht hineingeprüft“ ist zentraler Grundsatz. Qualitätsmanagementsysteme und Fehlerursachenanalysen senken Fehlerquoten. Wesentlich ist eine positive Fehlerkultur: Fehler werden als Lernchance gesehen, nicht als Schuldzuweisung.
  • Mitarbeiterbeteiligung und Empowerment: Menschen stehen im Zentrum der Operativen Exzellenz. Exzellente Unternehmen fördern werteorientierte Führung und ein Arbeitsumfeld, in dem jeder befähigt wird, Verantwortung zu übernehmen. Teams werden ermutigt, Prozesse zu hinterfragen – kontinuierliche Verbesserung wird gelebter Alltag.
  • Kontinuierliche Verbesserung und Innovation: Operative Exzellenz bedeutet, niemals stehen zu bleiben. Heute besser als gestern, morgen besser als heute. Verbesserungen erfolgen iterativ durch Kaizen-Initiativen oder größere Projekte. Innovation wird gefördert: Exzellente Prozesse bringen Innovationen schneller zur Marktreife.
  • Agilität und Resilienz: Die schnelle Anpassung an veränderte Marktbedingungen ist kritischer Erfolgsfaktor. Moderne Operative Exzellenz balanciert Effizienz und Flexibilität aus. Agile Unternehmen verkürzen Markteinführungszeiten und bauen Resilienz durch robuste Prozesse auf.
  • Datengetriebene Entscheidungsfindung: Integration fortschrittlicher Analytik und KI wird zum Differenzierungsfaktor. Digitale Technologien optimieren bestehende Prozesse und schaffen neue Möglichkeiten für Transparenz, Automatisierung und vorausschauende Wartung.
  • Nachhaltigkeit und ESG-Integration: Nachhaltigkeit ist integraler Bestandteil Operativer Exzellenz. ESG-Integration in operative Prozesse schafft langfristige Wertschöpfung und reduziert den ökologischen Fußabdruck durch Ressourceneffizienz.
  • Adaptive Führung: Adaptive Führung bildet das Fundament nachhaltiger Operativer Exzellenz. Führungskräfte passen sich flexibel an Situationen an und schaffen psychologische Sicherheit für offene Problemansprache und innovative Lösungsentwicklung.
  • Diese Prinzipien greifen ineinander und treiben Organisationen zu stetig besseren Leistungen. Operative Exzellenz entsteht, wenn Kundenorientierung, Prozessdisziplin, Qualität, Mitarbeitendenmanagement und Innovationsbereitschaft zur DNA der Unternehmenskultur werden.

    Standards, Methoden, Werkzeuge

    Das Streben nach Operativer Exzellenz ist kein neues Thema. Es gibt bewährte Management-Standards, Methoden und Werkzeuge, die weltweit erfolgreich eingesetzt werden. Führungskräfte in der Bauzulieferbranche können auf dieses Wissen zurückgreifen und es an ihre spezifischen Bedürfnisse anpassen.

    Das EFQM-Modell (European Foundation for Quality Management) bietet einen ganzheitlichen Unternehmensexzellenz-Rahmen. Es betrachtet verschiedene Kriterien – von Führung, Strategie und Wirken von Mitarbeitenden bis zu Prozessen und Ergebnissen und zeigt deren Zusammenwirken auf. Das EFQM-Modell ist Analyse-Rahmen und Verbesserungsweg zugleich. Es schlägt die Brücke zwischen Operativer und Business Exzellenz.

    Aufgrund der Vielfalt von Methoden und Werkzeugen können hier nicht alle im Detail behandelt werden. In der Tabelle sind die Wichtigsten zusammengestellt. Welche Methoden und Werkzeuge gewählt werden ist immer abhängig vom Einzelfall. Die Auswahl erfolgt situationsspezifisch und ist abhängig von den Zielen, die zu vereinbaren sind und der Situation, die im Unternehmen vorgefunden wird. Die Verankerung Operativer Exzellenz erfordert ein planvolles und konsequentes Vorgehen. Ad-hoc-Maßnahmen reichen nicht aus, stattdessen braucht es einen strategischen Fahrplan, der auf die spezifische Unternehmensstrategie abgestimmt ist. Im ersten Teil dieser Artikelserie bin ich auf diesen „Weg zur Exzellenz“ bereits ausführlich eingegangen.

    Unternehmenskultur und Führung

    Kein Operative-Exzellenz-Programm kann ohne die richtige Kultur und Führung erfolgreich sein. Werkzeuge und Methoden allein genügen nicht, entscheidend sind die Menschen dahinter. Führungskräfte nehmen eine Schlüsselrolle ein: Sie müssen als Vorbilder agieren, die Vision der Exzellenz klar kommunizieren und authentisch vorleben.

    Werteorientierte Führung bedeutet, Entscheidungen an den grundlegenden Werten und Zielen des Unternehmens auszurichten. Im Kontext Operativer Exzellenz heißt das: Qualität vor kurzfristigem Profit, Transparenz vor Kontrolle, Lernen vor Schuldzuweisung. Wenn Führungskräfte diese Werte glaubwürdig vorleben, prägt das die gesamte Organisation nachhaltig.

    Eine exzellenzorientierte Unternehmenskultur zeichnet sich durch Vertrauen, Offenheit und Engagement aus. Mitarbeitende trauen sich, Probleme anzusprechen und Ideen vorzuschlagen, ohne Repressionen zu fürchten. Gleichzeitig herrscht gemeinsames Verständnis, dass Spitzenleistungen wichtig und erreichbar sind. Es entsteht ein „Wir-Gefühl“, bei dem alle an einem Strang ziehen, um kontinuierliche Verbesserungen zu erzielen.

    Solcher Kulturwandel geschieht nicht über Nacht – er muss durch das Management aktiv gestaltet werden. Professionelles Change-Management ist unverzichtbar. Veränderungen stoßen oft auf natürliche Widerstände, besonders wenn eingefahrene Gewohnheiten hinterfragt werden. Wirkungsvolles Change-Management macht Betroffene zu Beteiligten: Mitarbeitende werden frühzeitig eingebunden, umfassend informiert und idealer- und notwendigerweise an der Gestaltung neuer Prozesse beteiligt.

    Schulungen und Coachings befähigen die Belegschaft, neue Methoden kompetent anzuwenden. Führungskräfte auf allen Ebenen müssen konsequent kommunizieren, warum der Wandel nötig ist und Erfolge sichtbar machen. Anreizsysteme können angepasst werden, damit sie gewünschte Verhaltensweisen wie Teamarbeit, Vorschlagswesen und Qualitätsbewusstsein unterstützen.

    Die Führungsstruktur selbst sollte Exzellenz fördern. Viele Unternehmen richten Exzellenz-Teams oder ein Operational-Excellence-Office ein, das Verbesserungsinitiativen koordiniert. Auch ein gut aufgestelltes Projektmanagement Office (PMO) kann helfen, diverse Verbesserungsprojekte zu steuern und die Umsetzung diszipliniert nachzuverfolgen.

    Wichtig ist, dass Führung nicht als Mikromanagement verstanden wird, sondern als coachende, befähigende Rolle: Führungskräfte geben Ziele vor, stellen Ressourcen bereit und beseitigen Hindernisse, damit ihre Teams erfolgreich Verbesserungen umsetzen können.

    Mit der richtigen Kultur wird Operative Exzellenz Teil der Unternehmensidentität und somit selbstverständlicher Bestandteil des Tagesgeschäfts.

    Warum Operative und Business Exzellenz zusammengehören

    Operative Exzellenz ist weit mehr als Kostenreduktion, Prozessverbesserung oder das Anwenden einiger Lean-Tools – sie ist eine Grundhaltung im Unternehmen, die kontinuierliches Besserwerden zum Ziel hat. Für die Bauzulieferbranche, die mit engen Margen, hohem Wettbewerbsdruck und volatilen Märkten konfrontiert ist, bildet Operative Exzellenz das stabile Fundament, um auch in stürmischen Zeiten bestehen zu können.

    Unternehmen, die ihre Prozesse im Griff haben, Verschwendung keine Chance geben und ihre Mitarbeitenden zu Mitgestaltern machen, sind wettbewerbsfähiger, profitabler und anpassungsfähiger. Sie profitieren von höherer Kundenloyalität durch zuverlässige Leistung, von gesteigerter Effizienz durch schlanke Abläufe und von einer innovativeren Kultur, die Wandel als Chance begreift. Eine solche organisationale Exzellenz steigert nicht nur die unmittelbare Leistungsfähigkeit, sondern auch den langfristigen Unternehmenswert.

    Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass Operative Exzellenz und strategische (Business) Exzellenz Hand in Hand gehen. Erst wenn exzellente Ausführung mit einer klaren strategischen Ausrichtung und werteorientierten Unternehmensführung verbunden wird, entfaltet sich die volle Wirkung. Operative Verbesserungen müssen stets darauf abzielen, die übergeordneten Ziele zu unterstützen – seien es Wachstum, Profitabilität, Innovation oder Nachhaltigkeit.

    Die verzahnte Exzellenz in Prozessen und Strategie macht den Unterschied zwischen kurzfristigen Effizienzprogrammen und echter, nachhaltiger Unternehmensexzellenz. Während Operative Exzellenz das Fundament legt, bestimmt Business Exzellenz die Richtung und schafft die strategischen Voraussetzungen für langfristigen Erfolg.

    Im dritten Teil dieser Serie werden wir Business Exzellenz als die strategische Dimension der Unternehmensexzellenz beleuchten. Erst das Zusammenspiel beider Dimensionen macht Exzellenz zum echten Gamechanger für die Bauzulieferbranche.

    Methoden und Werkzeuge zur Schaffung Operativer Exzellenz

    Methoden und Werkzeuge zur Schaffung Operativer Exzellenz

    Der Autor

    Mit über 25-jähriger Erfahrung als CEO und GF in der verarbeitenden Industrie hat sich Matthias König besonders in der Bauzulieferbranche als Experte für Transformation, Restrukturierung und Unternehmensexzellenz etabliert. König hat mehrere Unternehmensgruppen erfolgreich durch komplexe Transformations- und Restrukturierungsphasen geführt. Seit 12 Jahren führt er die prodatio consulting, eine auf nachhaltige Unternehmenstransformationen, Restrukturierung und Exzellenzsteigerung spezialisierte Beratungsboutique mit Schwerpunkt Bauzulieferbranche.

    Neben seiner Beratertätigkeit ist er als Beirat in Unternehmen aktiv und veröffentlicht regelmäßig Fachbeiträge zu Themen der Unternehmensexzellenz, Transformation, Organisationsentwicklung und zukunftsorientierter Führung.

    Bild: prodatio consulting

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