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Im GEspräch mit den Experten von Continental

Design und Haptik – die Zukunft der Fensterfolien

GW – Wie erleben Sie die Marktsituation – man spricht im Allgemeinen ja von deutlichen Rückgängen?

Rainer Irouschek Ja, die Rückgänge sind da und betreffen wohl jeden in der Branche, den einen mehr, den anderen weniger. Aber man muss in dem Zusammenhang auch über die Lagerbestände bei den Fensterherstellern sprechen, die jetzt angepasst werden. Wir haben es 2023 mit Rückgängen im untersten zweistelligen Bereich zu tun. Die Lagerbestände sind jetzt wieder auf einem normalen, neutralen Niveau. Für das nächste Jahr muss man sehen, die Voraussetzungen für Wachstum sind derzeit jedenfalls nicht in Sicht. Einen Einschnitt wird es vor allem im Neubau geben. Unsere Kunden, die in diesem Bereich tätig sind, erwarten für 2024 ein noch schwierigeres Jahr als 2023, da man im letzten Jahr noch von einem guten Auftragsbestand leben konnte. Inwieweit das Sanierungsgeschäft diese Ausfälle kompensieren kann, ist noch offen. Grundsätzlich gilt aber: Wir brauchen Wohnraum in Deutschland, es muss also etwas passieren.

GW – Konnte Continental seine Marktpräsenz in den letzten Jahren ausbauen, und welche Marktanteile strebt das Unternehmen in den nächsten Jahren an?

Irouschek – Ja, wir haben unsere Marktanteile weiter ausbauen können. Schließlich haben wir uns deutlich besser entwickelt als der Markt. Wir sind mit unserem Portfolio am Puls der Zeit und das wird honoriert: Der Markt geht weg von den vielen klassischen alten Holzdekoren hin zu Unifarben oder neuen, sehr matten Oberflächen, unter dem Namen ­mattex und ­woodec laufen.

GW – Gibt es den Klassiker Golden Oak immer noch?

Irouschek – Ja, das Dekor gibt es noch, aber die Mengen gehen deutlich zurück. Die Folie wird vor allem für Teilsanierungen nachgefragt.

Der Bauelementehandel ­honoriert, wenn Folien flächendeckend ­verfügbar sind.

Rainer Irouschek, Geschäftsbereichsleiter Exterior Living bei Continental.

Foto: Daniel Mund / GW

GW – In welchen Bereichen sehen Sie Continental ganz vorne?

Irouschek – Vor allem im Uni-Bereich wie Weiß, Grau und Schwarz sehen wir uns als Marktführer.

GW – Weiß auf Weiß – macht das Sinn?

Irouschek – Profile mit einem hohen Glanzgrad können mit einer Folie optisch angepasst werden. Außerdem können Unregelmäßigkeiten im Profil, die durch den Produktionsprozess entstehen, beseitigt werden. Mit einer weißen Kaschierung wird das Profil noch homogener.

Andreas Grüb – Ein großer Markt für weiße oder cremefarbene Folien ist zum Beispiel Italien. Dort sind über 50 Prozent der Fenster auf der Innenseite weiß foliert. Die Vorteile liegen in der Haptik und im besseren Reinigungsverhalten einer Folie gegenüber einem blanken PVC-Fenster.

GW – Wie hoch schätzen Sie den Farbanteil in Deutschland?

Irouschek – Er nimmt auf jeden Fall stetig zu. Ich schätze ihn derzeit auf 40 bis 50 Prozent.

GW – Und wie hoch ist der reine Folienanteil?

Irouschek – Ich denke, er liegt bei etwa 40 Prozent.

Mit dem Folienangebot ­versetzen wir Kunststofffensterbauer in die ­Lage, ein Kunststofffenster im Holz-Alu-Look ­anzubieten.

Andreas Grüb, Leiter Produktmanagement Exterior Living.

Foto: Daniel Mund / GW

GW – Es gibt auch immer mehr Aluminiumschalen für Kunststofffenster. Verlieren Sie von dieser Seite Marktanteile?

Irouschek – Das sehen wir nicht so. Es gibt mittlerweile sogar Systemgeber, die in ihrer Kommunikation nicht mehr auf die Kunststoff-Aluminium-Kombination setzen, sondern unsere mattex Folien favorisieren. Mit einer Aluminiumschale wird das Fenster einfach sehr teuer.

GW – Was verlangt der Markt, was sind die wichtigsten Trends, die Sie berücksichtigen?

Irouschek – Der Markt verlangt nach Standardisierungen. Insellösungen bei Dekoren sind insofern schwer durchzusetzen. Der Bauelementehandel honoriert, wenn Folien flächendeckend auch für Haustüren oder andere Elemente der Gebäudehülle verfügbar sind. Daher sind neue Dekore nicht immer einfach im Markt zu platzieren – es ist wichtig, eine breite Infrastruktur für ein Design anzubieten. Denken Sie zum Beispiel auch an die Zubehör­hersteller. Die wollen nicht 300 verschiedene Folien auf Lager haben, die zudem nur eine begrenzte Haltbarkeit haben.

Continental stärkt stetig den Produktionsstandort Weißbach bei Heilbronn. ­Kürzlich wurde ein neuer Kalander für die Folienherstellung in Betrieb genommen. Im Bild hier zu sehen: eine neu installierte Prägeanlage, mit der drei Folien in einem Arbeits­gang verbunden werden können.

Foto: Daniel Mund / GW

Continental stärkt stetig den Produktionsstandort Weißbach bei Heilbronn. ­Kürzlich wurde ein neuer Kalander für die Folienherstellung in Betrieb genommen. Im Bild hier zu sehen: eine neu installierte Prägeanlage, mit der drei Folien in einem Arbeits­gang verbunden werden können.

GW – Deutschland ist Ihr größter Einzelmarkt. Können Sie die Flaute hier durch gute Geschäfte in anderen Ländern ausgleichen?

Irouschek – Deutschland und Polen sind unsere beiden größten Einzelmärkte, die beide mit Marktrückgängen zu kämpfen haben. Sehr interessant ist für uns auch beispielsweise der US-Markt, wo die Nachfrage deutlich steigt. Insgesamt beliefern wir 500 Kunden in 55 Ländern – wir sind also breiter aufgestellt und insgesamt gleichen sich Rückgänge und Zuwächse weitgehend aus. Für 2024 planen wir insgesamt mit einem leichten Plus.

GW – Können Sie uns einen Einblick in die aktuellen Produktentwicklungen bei Fensterfolien geben? Welche Innovationen tragen zur Differenzierung am Markt bei?

Grüb – Relativ neu ist unsere mattex Linie, auf die wir derzeit stark setzen. Die Folien sind nicht nur optisch besonders interessant – schließlich sehen sie einer pulverbeschichteten Aluminiumoberfläche zum Verwechseln ähnlich. Mit dem Folienangebot versetzen wir Kunststofffensterhersteller auch in die Lage, mit einer mattex Folie außen und einer woodec Kaschierung innen ein Kunststofffenster im Holz-Alu-Look anzubieten.

Irouschek – Bei mattex ist das sogenannte Anschmutzungsverhalten noch vorteilhafter. Die Folie ist sehr widerstandsfähig und kann sogar mit Lösungsmit­teln behandelt werden, wenn Fenster in der Bauphase verschmutzt wurden.

GW – Ist in einer dunklen Mattex-Folie immer auch die cool colors Technologie enthalten, die dafür sorgt, dass sich der Kunststoffrahmen nicht zu sehr aufheizt?

Grüb – Wir stufen immer den cool colors Einsatz ein, je nachdem wie dunkel eine Folie ist. Gegebenenfalls kommt auch unser cool colors plus zum Einsatz.

GW – Wie steht es generell bei den Farbtrends? Liegt Grau noch im Trend?

Irouschek – Anthrazitgrau 7016 hat vielleicht seinen Zenit erreicht – aber immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Das wird auch in den nächsten Jahren die Hauptfarbe sein, weil alles, was man rund ums Fenster kaufen kann, in diesem RAL-Farbton erhältlich ist. Das reicht von Haustüren, Briefkästen, Rollladenkästen bis hin zu Gartenmöbeln. DB 703 ist das etwas modernere Grau, sieht dem 7016 aber sehr ähnlich. Stark im Kommen sind wärmere Grautöne und schwarze Folien. Unser ‚jet black‘ ist hier sehr erfolgreich. Aber natürlich muss es mit allem kombinierbar sein.

Wir freuen uns sehr auf den ­Branchentreff in Nürnberg und ­haben interessante neue Folien im Gepäck.

Axel Schmidt ist der Leiter Kommunikation im Geschäftsfeld Surface Solutions.

Foto: Continental

GW – Wie wichtig wird die haptische Qualität der Kunststoffoberfläche?

Irouschek – Ein Fenster fasst man ja nicht oft an. Aber dennoch: Nutzer achten immer mehr auf die Haptik ihrer Fenster. Daran bewerten diese die Wertigkeit eines Produktes. Matte Oberflächen werden wegen ihrer Kompatibilität mit Pulverbeschichtungen geschätzt.

GW – Welche Schritte unternimmt Continental in Sachen Nachhaltigkeit?

Irouschek – Wir sind als erster Folienlieferant der Rewindo-Vereinigung beigetreten. Fenster mit Folien können ganz normal dem Recyclingkreislauf zugeführt werden.

Grüb – Continental bietet über den Konzern eine eigene Homepage mit sehr vielen Informationen zum Thema Nachhaltigkeit und den Zielen des Konzerns.

Axel Schmidt – Für unsere Bedürfnisse in der Produktion bieten alternative Energieträger leider keinen vollständigen Ersatz. Aber wir investieren in ein Projekt, um künftig mit grünen Wasserstoff produzieren zu können. Wo es möglich ist, sind auf Dachflächen PV-Anlagen installiert.

GW – Welche Bedeutung hat die Teilnahme an der FENSTERBAU für Continental?

Schmidt – Wir freuen uns sehr auf den Branchentreff in Nürnberg. Hier treffen wir vor allem die Kunden unserer Kunden und erhalten wichtiges Feedback aus dem Markt. Darüber hinaus hilft uns natürlich auch die Internationalität der Messe, unsere Reichweite zu erhöhen.

GW – Können Sie uns einen Ausblick auf geplante Messeauftritte und -schwerpunkte geben?

Schmidt – Wir wollen diesmal auch die Anwendung unserer Folien auf den unterschiedlichsten Materialoberflächen thematisieren. Unsere Folien werden ja auch für Fassaden, Haustüren, Garagentore, Haustürkästen und andere Bauelemente eingesetzt. Natürlich werden wir auch unsere mattex Folie besonders hervorheben und wir haben ein Dekor mit einem Grünstich im Gepäck. Außerdem haben wir zwei neue woodec Dekore in der Pipeline.

GW – Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch, wir ­sehen uns auf der FRONTALE!­

Das Gespräch in Weißbach führte Chefredakteur Daniel Mund.

Grau ist der Trend am Fensterprofil – die mattex Außenfolie macht dort durch ihre äußerst matte und ­unempfindliche Oberfläche eine gute Figur.

Foto: Continental

Grau ist der Trend am Fensterprofil – die mattex Außenfolie macht dort durch ihre äußerst matte und ­unempfindliche Oberfläche eine gute Figur.