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Im Interview mit der Unilux-Geschäftsleitung

„Wir als Unilux verantworten unsere eigenen Geschicke“

Glaswelt – Was war die Intention für die Beteiligungsgesellschaft Aurelius, Unilux ins Portfolio zu nehmen?

Konrad Eltz – Das Geschäftsmodell bei Aurelius beruht darauf, Unternehmen mit Entwicklungspotenzial zu übernehmen. Wir sehen den großen und stark fragmentierten Markt, wir sehen bei Unilux stabile Kundenbeziehungen unter den über 1000 kaufenden Fachpartnern, wir sehen ein gutes Produkt und eine gute Marke. Also ein typischer Fall für Aurelius.

Glaswelt – Aurelius hat Unilux von der Dovista Gruppe übernommen. Hat Dovista bei Unilux keine guten Perspektiven gesehen?

Eltz – Dovista hatte mit der Wertbau bereits ein Unternehmen in der Gruppe integriert, das einen starken Holz- und Holz-Aluminium-Fokus aufweist.

Glaswelt – Wer verantwortet die Geschicke bei Unilux? Wie unabhängig kann sich das Unternehmen weiterentwickeln?

Eltz – Die Übernahme durch Aurelius bedeutet die Wiedererlangung der Eigenständigkeit von Unilux. Natürlich unterstützt uns Aurelius in der Weiterentwicklung des Unternehmens. Aber: Wir als Unilux, wir als Führungsteam, wir als Mitarbeiter verantworten unsere eigenen Geschicke und wollen das auch so.

Wir wollen uns deutlich ­steigern und peilen die 100 Mio. Euro ­Umsatzmarke an.

Konrad Eltz

Foto: Konrad Eltz

Glaswelt – Was machen Sie bei Unilux besser, was andere vorher nicht so gut konnten?

Eltz – Die Zielsetzung bei so einer Übernahme ist immer möglichst schnell komplett eigenständige und gut operierende starke Mittelständler zu formieren, die dann langfristig gut aufgestellt sind.

Glaswelt – Wie setzt sich die neue Führungsriege bei Unilux zusammen?

Eltz – Es ist der Aurelius immer wichtig, sehr schnell ein eigenständiges Führungsteam zu entwickeln. Felix Schausbreitner ist ein gutes Beispiel dafür: Er ist nach der Trennung von Weru dazugekommen, er verantwortet jetzt das Marketing, die Konstruktion und Entwicklung und das Produktmanagement. Natürlich setzen wir auch auf den langjährigen Produktionsleiter und technischen Geschäftsführer Carsten Thönnes und ich verantworte die kaufmännische Geschäftsführung.

Glaswelt – Aurelius sah vor gut einem Jahr erhebliches Wachstumspotenzial bei Unilux. Sehen Sie das jetzt mit der Brille eines Insiders auch noch genauso?

Eltz – Absolut. Wir haben im Führungsteam eine Strategie bis 2025 aufgestellt und sehen ein starkes und sich gut entwickelndes mittelständisches Unternehmen. Wir haben Unilux in allen Bereichen im letzten Jahr erheblich weiterentwickelt und kennen unsere Hausaufgaben sehr gut. Wir sind mit viel Leidenschaft dabei, uns kontinuierlich für unsere Fachpartner weiterzuentwickeln, sind auf einem sehr guten Weg und stolz auf das Erreichte. Wir sehen gute Chancen auf Wachstum gemeinsam mit unseren Fachpartnern im In- und Ausland. Wir wollen bei Unilux das Thema Globalität nicht nur aufrechterhalten, sondern auch intensivieren. Wir sehen das Unternehmen mit starken Exportpotenzialen auf vielen Kontinenten – beispielsweise in Nordamerika aber auch in Australien und Japan und hier in Europa: In Spanien, in Italien, in Frankreich und Großbritannien.

Zusammenfassend hat unsere Strategie 2025 folgende Kernelemente: Revitalisierung der Marke Unilux bei Endkunden, Architekten und Fachpartnern, Realisierung von Wachstum im In- und Ausland, Ausbau der Verlässlichkeit im Sinne der Servicequalität von der Anfrage bis hin zur Auslieferung, Stärkung des Qualitätsanspruchs gemeinsam mit unseren Fachpartnern, Beibehaltung des Vollsortiments aus Meisterhand inklusive der Realisierung von individuellen Kundenwünschen und schlussendlich dies alles basierend auf einer soliden Eigenständigkeit.

Glaswelt – Was verstehen Sie unter Servicequalität und Verlässlichkeit?

Eltz – Das fängt bei der Angebotserstellung an: Hier haben wir bereits deutliche Fortschritte erreicht und erledigen Anfragen in spätestens zwei Tagen. Das Gleiche gilt für die Auftragsabwicklung. Diese muss zügig erfolgen, unsere Fachbetriebe müssen schon früh wissen, wann ihre Lieferung ankommt. Auch an unserem Lieferversprechen haben wir hart gearbeitet und die Leistung bereits deutlich verbessert.

Glaswelt – Wie sieht es mit dem Produkt aus? Gibt es hier noch Optimierungspotenzial im Qualitätsversprechen?

Eltz – Der alte Markenspruch bei Unilux hieß: „Wo Qualität zuhause ist“. Dieses Qualitätsthema wurde in der Vergangenheit vor allem auf das Produkt bezogen. Aber es hilft dem Endkunden nichts, wenn das beste Unilux-Fenster jenseits der Produktion nicht genauso hochwertig behandelt wird. Wir setzen deshalb auch auf eine Qualitätsoffensive bei der Logistik und der Montage. Wir wollen die Qualitätsaspekte auf allen Stationen der Wertschöpfungskette durchdeklinieren. Konkret bedeutet dies, dass wir künftig unseren Kunden auch vom ift Rosenheim zertifizierte Produkt- und Montageschulungen anbieten werden.

Wir sehen uns als wichtiges Bindeglied zwischen dem Monteur und dem Fachpartnerbetrieb, dem Architekten und dem Bauherrn.

Felix Schausbreitner

Foto: Felix Schausbreitner

Glaswelt – Wie sehen Sie das Thema Vollsortimenter? Halten Sie daran fest?

Eltz – Ja, wir wollen unseren Fachbetrieben alles aus einer Hand anbieten können. Mit Unilux geht eben alles, jedes Bauvorhaben kann bedient werden. Natürlich werden auch in der Zukunft die Produkte aus Holz und Holz-Aluminium den Schwerpunkt bei uns bilden – das gehört zu unserer DNA. Aber wir wollen auch ein Partner sein, der alles liefern kann auf höchstem Qualitätsniveau; mit dem der Endkunde jedes Bauvorhaben im privaten Bereich realisieren kann.

Felix Schausbreitner – Wir sehen uns auch als wichtiges Bindeglied zwischen dem Monteur und dem Fachpartnerbetrieb, dem Architekten und dem Bauherrn. Wir können Architekten konstruktiv und Monteure praktisch unterstützen. Wir sind in diesen Punkten auf das Ergebnis sowie die Qualität fokussiert und begleiten die komplette Prozesskette bis hin zur Realisierung.

Glaswelt – Wie sieht es mit den Investitionsaktivitäten aus? Wo legen Sie die Schwerpunkte?

Eltz – Wir haben vor kurzem eine neue Lackieranlage in Betrieb genommen und Strukturanpassungen vorgenommen, um den Produktionsflow zu optimieren. Wir haben in IT-Systeme und in das Marketing investiert sowie weitere Investitionsthemen auf der Roadmap. Beispielsweise prüfen wir auch Investitionen im Bereich unserer Holzbearbeitungsmaschinen.

Glaswelt – Sie haben erwähnt, dass Sie Ziele bis 2025 formuliert haben. Welche Umsätze erwarten Sie in zwei bis drei Jahren?

Eltz – Wir wollen uns natürlich deutlich steigern und peilen die 100 Mio. Euro Umsatzmarke an. Das wollen wir einerseits mit organischem Wachstum und auch mit Zukäufen – in Bezug auf Sortimentserweiterung und regionale Abdeckung – erreichen.

Glaswelt – Wie beurteilen Sie die augenblickliche wirtschaftliche Situation?

Eltz – Wir haben 2022 einen Umsatz von 55 Mio. Euro erzielt. Uns ging es auch um die Erlössituation, die wir optimieren konnten – trotz exorbitant gestiegener Material- und Energiepreise. Dieses Jahr werden wir sicher noch einmal zulegen.

Glaswelt – Wo nehmen Sie die Zuversicht her, 2023 weiter zu wachsen, wo doch viele Experten einen sinkenden Markt prophezeien?

Eltz – Wir sehen großes Potenzial im Export, das werden wir ausbauen. Aber gleichzeitig muss man sehen, dass der Markt sehr fragmentiert ist. In Deutschland haben wir einen Marktanteil von rund einem Prozent. Deshalb können wir über Marktanteilsgewinne deutlich zulegen. Zusätzlich wollen wir mit Neuprodukten auch neue Kunden gewinnen, wie beispielsweise unser neues denkmalschutztaugliches Holzfenster. Damit haben wir gute Voraussetzungen für einen stärkeren Sanierungstrend.

Glaswelt – Als Unilux noch zu Weru gehörte, wurde auch der Vertrieb teilweise zusammengelegt. Wie stellt sich die Vertriebsmannschaft ­heute dar?

Eltz – Wir haben eine gute Vertriebsmannschaft, konnten ausgefallene Positionen mit sehr guten Gebietsverkaufsleitern nachbesetzen. Aktuell sind wir mit neun Außendienstlern in Deutschland unterwegs im Markt.

Schausbreitner – Dazu kommen unsere Vertriebsaktivitäten im Ausland, auch hier sind wir mit Gebietsverkäufern oder dem Innendienst ­aktiv.

Glaswelt – Wie groß ist seitens Aurelius das Interesse, diese Aktivitäten zu begleiten beziehungsweise daran teilzuhaben?

Eltz – Das Geschäft von Aurelius besteht darin, gute und starke Firmen zu entwickeln. Wir geben Unilux die Zeit für die Entwicklungsmaßnahmen, die es benötigt.

Glaswelt – Eine Frage an Sie, Herr Schausbreitner: Sie sind nicht nur Leiter Marketing, sondern haben auch die Leitung des Produktmanagements inne. Was kann man denn produktseitig von Unilux noch erwarten?

Schausbreitner – Die Bereiche Konstruktion und Entwicklung und das Produktmanagement arbeiten thematisch sehr eng zusammen. Wir werden nicht nur ein ganz neues Denkmalschutz-Fenster launchen in diesem Jahr. Wir haben auch grundsätzlich den Fokus auf die Sanierung gelegt, der Bedarf wird sich hier zuspitzen. Auch im Montagebereich werden wir Dinge optimieren. Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass wir über anstehende Innovationen, die auch patentiert werden, noch nicht sprechen können. Aber ganz klar ist: Wir wollen eigene neue Akzente setzen.

Glaswelt – Sie haben aber auch nicht nur die Märkte vor der Haustür im Blick, oder?

Schausbreitner – Das ist richtig, wir entwickeln für die jeweiligen spezifischen Marktanforderungen individuell Lösungen. Ein Wetterschenkel für die Schweiz muss zum Beispiel stellenweise andere Kriterien erfüllen als in unserem wichtigsten Exportland USA.

Glaswelt – Wie viel Spaß macht Ihnen persönlich die Leitungsfunktion in einem großen Fenster produzierenden Unternehmen, Herr Eltz?

Eltz – Ich bin leidenschaftlich bei Unilux und überzeugt vom Weg den wir eingeschlagen haben. Gemeinsam mit dem starken, erfahrenen und hochmotivierten Expertenteam bei Unilux, die zum Teil seit Jahrzehnten im Fensterbau tätig sind, macht es große Freude, das Unternehmen weiterzuentwickeln. Wir pflegen flache Hierarchien, schnelle Entscheidungswege und tun alles für die Weiterentwicklung.

Glaswelt – Meine Herren, besten Dank für die Auskünfte und ein erfolgreiches 2023 für Sie und Unilux!

Das Gespräch führte Chefredakteur Daniel Mund.

Das Unternehmen produziert ihre Fenster aus den vier Werkstoffen: Holz-Aluminium, Holz, Kunststoff und Kunststoff-Alu. Und das soll auch in Zukunft so bleiben.

Foto: Unilux

Das Unternehmen produziert ihre Fenster aus den vier Werkstoffen: Holz-Aluminium, Holz, Kunststoff und Kunststoff-Alu. Und das soll auch in Zukunft so bleiben.

Wer ist Konrad Eltz?

Konrad Eltz ist Associate Operating Partner bei der Aurelius Gruppe tätig und zugleich Managing Director bei der Unilux GmbH. Er fokussiert sich auf die Geschäftsführerschaft bei Unilux und in diesem Zusammenhang auf die Weiterentwicklung des Unternehmens.

Eltz hat sein Studium an der Universität St. Gallen absolviert und war vorher einige Jahre bei der Boston Consulting Group, sowie in anderen Beteiligungen der Aurelius Gruppe tätig.

Wer ist Felix Schausbreitner?

Felix Schausbreitner ist „Head of Marketing“ bei Unilux. Aber im Unternehmen verantwortet er ebenso das Produktmanagement und die Forschung und Entwicklung. Schausbreitner hat an der Uni Trier Medienwissenschaften und Mediensoziologie studiert und dort mit dem Magister-Grad abgeschlossen. Seine beruflichen Stationen waren zuvor u. a. bei der ­Bitburger Braugruppe und bei CSM Ingredients.

So ticken Unilux und Aurelius

Das Unternehmen Unilux hat eine lange und zuletzt wechselvolle Geschichte: Vor über 50 Jahren gegründet, wurde sie 2014 von der Weru AG übernommen. Im Zuge der Weru-Übernahme durch die Dovista-Gruppe wurde Unilux an den Finanzinvestor Aurelius verkauft. Unilux ist in Europa, USA, Asien und Australien aktiv und erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von mehr als 40 Mio. Euro. Das Unternehmen beschäftigt aktuell mehr als 300 Mitarbeiter.

Aurelius ist eine europaweit aktive Alternative Investment Gruppe. Aurelius verfügt über operative Expertise sowie Erfahrung und ist in der Lage, den Wertschöpfungsprozess in seinen Portfoliounternehmen zu beschleunigen. Kernelement der Investmentstrategie ist das Wachstum der Portfoliounternehmen mit einem Team von fast 100 eigenen operativen Taskforce Experten.