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Im Interview mit Jörg Breuer, Stürtz Maschinenbau

„Wir haben eine umfassende Automatisierungs-Expertise“

Glaswelt – Herr Breuer, wer sind Ihre ­Kunden?

Jörg Breuer – Das lässt sich nicht so leicht eingrenzen: Wir haben Kunden, die sich stark im Neubaubereich betätigen, andere sind Spezialisten für Elemente für den Sanierungsbereich. In Nord­amerika haben wir Kunden, die vor allem Fassaden herstellen, in China gibt es Anwender, die Aluminiumfenster produzieren. Was uns auszeichnet: Wir kennen uns in der kompletten Fensterwelt aus, wir verstehen die Produkte, die auf unseren Anlagen entstehen. Das gilt auch für die völlig unterschiedlichen Öffnungsarten und die völlig verschiedenen Fensterkonstruktionen weltweit.

Stürtz-CEO Jörg Breuer

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Stürtz-CEO Jörg Breuer

Glaswelt – Wie gut hat sich die Stürtz-Gruppe in den letzten Jahren geschlagen?

Breuer – In den letzten 10 Jahren konnten wir unsere Umsätze in der Gruppe mehr als verdoppeln. In den nächsten Jahren planen wir, mit diesen Wachstumsprozess fortzufahren. Das wird nicht einfach werden und kostet viel Kraft, da wir uns aber seit vielen Jahren auf Automatisierung fokussiert haben und dabei sehr international aufgestellt sind, wird uns das etwas leichter fallen.

Glaswelt – Können Sie uns etwas mehr über Ihren Hauptanteilseigner verraten?

Breuer – Die capiton AG ist eine eigentümergeführte Private Equity Gesellschaft mit Sitz in Berlin. Der Fokus liegt darauf, erfolgreiche Unternehmen bei ihrem weiteren Wachstum zu unterstützen.

Glaswelt – Wie sehen Sie die künftige Entwicklung für die Fensterbauer?

Breuer –  Der deutsche Fensterproduktions-­Bereich ist 2022 leicht gewachsen. Auch für das aktuelle Jahr glaube ich eher an eine Seitwärtsbewegung – im Fensterbau und auch begleitend im Maschinenbau für Bauelemente. Trotzdem halte ich unsere Branche für gut gerüstet, verbunden mit guten Perspektiven für die Zukunft.

Glaswelt – In welchen Themen ist bei Stürtz die Nachfrage besonders hoch?

Breuer –  Wir sehen einen starken Bedarf bei der Automatisierung. In der Vergangenheit hat man viel darüber geredet, jetzt wird das umgesetzt, um die Stückkosten in den Griff zu bekommen. Zudem haben wir uns im Thema Digitalisierung als Ad-On-Tool verstärkt. Wir werden in diesem Jahr weitere Produkte vorstellen, welche die Fensterherstellung verbessern.

Glaswelt – Wenn Sie einen starken Automatisierungsbedarf sehen, geht es dann auch um das Thema Robotik?

Breuer – Sinn macht Kollege Roboter da, wo er gleichartige Tätigkeiten erledigen kann – beispielsweise beim Abstapeln von Stäben – oder auch beim Verglasen, wenn es um hohe Gewichte geht. Kunden berücksichtigen das in Ihren Investitionsentscheidungen. Wenn wir heute einen Glaspuffer planen, wird immer auch Platz für einen Roboter gelassen.

Glaswelt – Betrachten wir deutsche Fensterhersteller: In welchen Bereichen gibt es Potenzial?

Breuer – Wir sehen, dass der Kunde in Software und Hardware gerne investiert. Zusätzlich gibt es die Herausforderung, bekannte Daten aus den Produktionsprozessen zu verwerten. Es gibt vielleicht nur eine Handvoll Hersteller, die ihre Daten kennen und umfassend nutzen. In der Effizienz der deutschen Fensterbau-Produktion ist also manchmal noch Luft nach oben. Mit den entsprechenden Daten lassen sich Schwachpunkte erkennen und die Prozesse verbessern.

Glaswelt – Wie steht es mit Ihrer Lieferperformance?

Breuer –  Wir haben in der Vergangenheit nicht nur die Umsätze deutlich erhöht, sondern auch unsere internen organisatorischen Strukturen angepasst. Somit konnten wir unsere Liefertermine gut einhalten. Wir können auch aktuell die Kundenwunschtermine realisieren.

Glaswelt – Was kann Stürtz besonders gut?

Breuer – Wir haben schon immer gut zugehört und die Anlagen mit Kunden zusammen weiterentwickelt. Wir haben eine umfassende Automatisierungs-Expertise und bauen vor allem nicht nur gute Anlagen, sondern blicken gesamtheitlich auf die Anforderungen des Kunden. Gemeinsam mit dem Kunden setzen wir Konzepte um, die genau auf ihn zugeschnitten sind. Dabei decken wir die komplette Kunststofffenster-Produktionskette ab. Das ist unsere Stärke, dass wir die komplette Bandbreite bedienen können.

Glaswelt – Wie kommt Ihre neue Schweiß-Technik bei den Kunden an?

Breuer – Wir setzen auf die dezente Gehrungsfuge. Innerhalb der Produktion entfällt dabei das Verputzen der Sichtflächen. Neben optischen Aspekten steht auch die Produktivitätssteigerung im Fokus: Bei ähnlicher Taktzeit wie im Standardschweißen kann eine enorm verbesserte Optik an der Fensterecke erzeugt werden.

Glaswelt – Hat sich das Hochtemperaturschweißen durchgesetzt?

Breuer – Damit kein falscher Eindruck entsteht: Beim Schnellschweißen geht es nicht allein um die Erhöhung der Schweißtemperatur um wenige Grad. Genauso wichtig ist die Servotechnik: Die Schweißprozesse laufen unter definierteren Drücken und Zeiten ab. So kommt man auf kürzere Taktzeiten und präziser geschweißte Elemente.

Glaswelt – Wie ist Stürtz aufgestellt? Wo werden welche Umsätze erwirtschaftet?

Breuer –  Wir haben unterschiedliche Stärken an verschiedenen Standorten, heute mit mehr als 350 Mitarbeitenden. Hier in Neustadt produzieren wir mit rund 230 Mitarbeitenden die komplexen Anlagen mit Schwerpunkt Stabverarbeitung, Schweißen und Verputzen und Robotik. Außerdem ist hier auch die Entwicklungsabteilung. Es gibt in den USA, in Rumänien, in China, in Polen und in England weitere Stützpunkte und Produktionsgesellschaften. In den USA greifen wir auf Grundmaschinen zurück, die vor Ort weiterentwickelt werden. Der nordamerikanische Markt ist für uns wichtig – wir haben uns dort eine marktführende Position erarbeitet.

Stürtz deckt mit seinen Anlagen die komplette Produktionskette für Kunststofffenster ab.

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Stürtz deckt mit seinen Anlagen die komplette Produktionskette für Kunststofffenster ab.

Glaswelt – Wenn Sie in den USA so erfolgreich sind, gibt es dann auch die Überlegungen, Produktionskapazitäten dorthin zu verlagern?

Breuer –  Viele Betriebe verlagern aktuell ihren Fokus in die Vereinigten Staaten – auch aus politischen Gründen. Das werden wir aber nicht tun, unser deutscher Standort wird immer als Zentrale bestehen bleiben und die für uns wichtigen Märkte in Mitteleuropa direkt mit Vertrieb und Service bedienen. Aber klar ist auch, dass die Kollegen in den lokalen Märkten die Kompetenz für ihren „Local Content“ haben und diesen auch dort weiterentwickeln – das gilt im Übrigen auch für UK, Polen und China.

Glaswelt – Unterscheiden sich die Fertigungsanlagen und damit die Produkte in den USA oder in China wesentlich von denen hierzulande?

Breuer – Das Maschinenprogramm ist mit dem in Zentraleuropa nicht kompatibel. Das ist ein ganz anderer Markt. Die Unterschiede liegen im Fenster, in der Produktart PVC/ Alu, in der Rüst­flexibilität und im Output.

Glaswelt – Vielen Dank für Ihre Auskünfte, viel Erfolg weiterhin!

Das Gespräch führte Chefredakteur Daniel Mund.