Das Unternehmen setzt konsequent auf kundenorientierte Entwicklung – vom ersten Konzept bis zum fertigen Produkt werden Kunden in den gesamten Entwicklungszyklus eingebunden.
Christian Kaup, Senior Productmanager Core Window & Doors Systems präsentiert die Digitaldrucktechnologie, die das Potenzial hat, die gesamte Branche zu verändern. „Das ist die Farbgebung der Zukunft“, sagt er mit Überzeugung. Die Technologie funktioniert ähnlich einem herkömmlichen Drucker, die Drucker sind jedoch deutlich größer und komplexer. Der entscheidende Unterschied liegt in den verwendeten Materialien: Während Heimdrucker organische Tinten verwenden, setzt die Digitaldrucktechnologie für Fenster und Türen auf anorganische UV-Tinten. Dies verspricht außergewöhnliche Farbechtheit und Widerstandsfähigkeit gegen Sonnenlicht sowie Witterungseinflüsse.
Die Anwendungsmöglichkeiten sind beeindruckend vielfältig: Neben PVC-Profilen können auch andere Materialien wie Aluminium, Holz oder sogar Glas bedruckt werden. Bereits in anderen Märkten hat sich die Technologie bewährt – von Häuserfassaden über Garagentore bis hin zu Bodenbelägen und Steinplatten. „Wir sehen immer mehr Farbanteile am Markt“, analysiert Kaup die Marktentwicklung. „Die Herausforderung dabei ist, dass es immer mehr Farben gibt und die Menge pro Farbe immer kleiner wird.“ Hier spielt der Digitaldruck seine Stärken aus: maximale Flexibilität auch bei kleinsten Losgrößen.
Der Aufbau einer digital bedruckten Oberfläche zeigt die technische Raffinesse: Auf die PVC-Basisstruktur folgen Primer, eine weiße Grundfarbe, – abhängig von der Grundkörperfarbe – anorganische Tinten und abschließend der UV-Varnish für Kratzbeständigkeit und Wetterbeständigkeit.
Das Ergebnis ist beeindruckend: Farben und Glanzgrad können frei definiert werden. Auch strukturierte Oberflächen können gedruckt werden. So sind beispielsweise Oberflächen möglich, die optisch und haptisch Holzqualität erreichen. Und die Auflösung ermöglicht aufwendige Dekore, die mit hervorragender Schärfe und Detailgenauigkeit beeindrucken. „Jedes Dekor lässt sich individuell gestalten.”
Auf die Frage nach dem zukünftigen Marktanteil gedruckter Fenster sagt Kaup: „Aufgrund der enormen Vielfalt im Hinblick auf die gestalterischen Möglichkeiten sowie der großen Flexibilität in der Produktion sehe ich sehr große Potenziale im Digitaldruck.“
Systemplattform: Effizienz durch Standardisierung
Sven Piller, Productmanager Core Window & Doors Systems präsentierte die konsequente Weiterentwicklung der 80-mm-Systemplattform. „Wir sind schnell zu dem Entschluss gekommen, dass wir uns auf eine 80 mm Systemplattform begeben, weil dort die Möglichkeit besteht, maximale Synergie-Effekte für den Kunden zu heben.“ Jetzt umfasst die Plattform sowohl Drehkipp-Fenster-, Haustüren als auch Schiebeanwendungen. Eine neue Glasleisten-Generation kann systemübergreifend eingesetzt werden, ebenso diverse Zubehörprofile, Bodenschwellen und verschiedene Anbauteile.
„Das bringt höchste Effizienz sowie geringste Komplexität und das in jeder Hinsicht“, fasst der Experte die Vorteile zusammen. Kunden können damit verschiedenste Ansprüche von Synego bis hin zur Premium-Lösung Artevo bedienen – bei maximaler Kompatibilität der Komponenten. Dieser Systemausbau werde fortgeführt, verspricht CTO Frank Zimmermann. „Details zeigen wir auf der Fensterbau Frontale 2026.“
Artevo Haustür: Premium-Design trifft rationelle Fertigung
Verraten wird aber schon jetzt die Neuentwicklung einer Haustür im Artevo-Baukastensystem als Ergebnis von intensiven Gesprächen mit Pilotkunden aus verschiedenen Märkten. Ein besonderes Merkmal ist die neue Armierung, die keine Vorkonfektionierung für die Schlossseite mehr benötigt. Diese Armierung und eine mechanische Verbindung der Haustürfüllung – damit entfällt die 24-stündige Aushärtungszeit bei einer reinen Verklebung der Haustürfüllung – beschleunigt den Fertigungsprozess erheblich.
Die Größenbegrenzung wird auf 1,35 m Breite erweitert, was erstmals Flucht- und Paniktüren im Kunststoffbereich ermöglicht. „Bisher ein Bereich, bei dem der Kunde auf Aluminium oder Holz ausweichen musste“, so Piller.
Der integrierte Kabelkanal im Türprofil ermöglicht die Installation smarter Komponenten und eine eventuell spätere Revision ohne großen Aufwand. „Das Zusammenspiel zwischen unserer bewährten, faserverstärkten Rau-Fipro X Kernrezeptur und unserer neu entwickelten Armierung führt zu einem deutlich reduzierten Verzug und damit zu größeren realisierbaren Türhöhen“, erläuterte Piller die konstruktiven Vorteile.
Neue Hebe-Schiebe-Tür für das Artevo-System
Johannes Lassner, Productmanager Core Window & Doors Systems, seit 25 Jahren im Unternehmen und von Anfang an bei der Hebeschiebetür-Entwicklung dabei, freut sich, die nächste Generation im Bereich der Großflächenelemente vorstellen zu können. Das neue Artevo Hebe-Schiebesystem ist für elektrische Antriebe optimiert, insbesondere im Hinblick auf Barrierefreiheit. Die Zusammenarbeit mit Siegenia beim Drive axxent LS System zeigt, wie Flügelprofile ideal für vollintegrierte Systeme ausgelegt werden können. Besonders wichtig: Die Systeme sind nativ Matter fähig, damit problemlos in eine Vielzahl von Smart Home Systemen integrierbar und können so mit den unterschiedlichsten Gebäudekomponenten kommunizieren.
Ein verbessertes Dichtungskonzept mit neuartigen EPDM-Schlauch- und Lippendichtungen von einem Partner aus der Automobilbranche soll Toleranzen besser aufnehmen und Verarbeitungsfehler verzeihen. Gleitdichtungen ersetzen in sichtbaren Bereichen die Bürstendichtungen für langfristig ansprechende Optik. Dazu erleichtern Set-Verpackungen für Form- und Dichtteile die Montage.
Johannes Lassner zeigt, dass auch ein langjähriger Kundenwunsch erfüllt werden konnte: „Jetzt haben wir in der kompletten Systemfamilie die gleiche Optik!“ Rehau Window Solutions stellt die Artevo Hebeschiebetür nun erstmals auf der Fensterbau Frontale 2026 vor.
Besonders stolz ist Johannes Lassner über die „Black Edition“ der Artevo HST: „Dunkle Elemente sind ein Trend, den wir für unsere Kunden und Partner für unsere Lösungen möglich machen. Darum bieten wir die meisten sichtbaren Aluminiumteile in einem speziellen eloxierten Schwarz an“, so Lassner. Die Bodenschwelle gibt es laut Lassner nicht nur in Grau, sondern auch in einem witterungsbeständigen Schwarz – eine spezielle Rezeptur, die bereits jahrelang in verschiedenen Märkten getestet wurde.
Ein besonderes Augenmerk sollte man auf das Laufwagen-Gehäuse legen: „Das ist ein robustes Zink-Druckguss-Teil, das zusätzlich den Flügel stabilisiert.“ Das Systemhaus setzt dabei auf die Premium-Lösung aus dem eigenentwickelten Laufwagengehäuse in Kombination mit großen Standardlaufrollen: „Für unseren Premium-Anspruch ist wichtig, dass Kunden ein langlebiges Produkt haben, das auf Dauer sehr gut funktioniert“, sagt Lassner.
Die 80-mm-Plattform ermöglicht es, mit Artevo zu starten und 2026 alle Vorteile auch Synego-Kunden anzubieten. „Durch die Plattform können wir Innovationen von Premiumlösungen schneller in den Volumenmarkt bringen“, sagt Lassner.
Glaslangfaser-Technologie revolutioniert Profile
Frank Suthoff, verantwortlich für internationales Produktmanagement, präsentiert mit Rau-Infinio eine bahnbrechende Innovation: einen glaslangfaserverstärkten Werkstoff, hergestellt mittels thermoplastischer Pultrusion. Dabei werden nahezu endlose Glasfasern von Kunststoff umhüllt und zu fertigen Profilen verarbeitet – ein patentierter, kontinuierlicher Prozess, der sich grundlegend von der PVC-Extrusion unterscheidet.
Die Verarbeitung erfordert neue Ansätze, da Schweißen aufgrund des hohen Glasfaseranteils nicht möglich ist. Stattdessen kommen Eckverbinder aus Glasfaser-Compound zum Einsatz, die im Spritzguss-Verfahren automatisiert gefügt werden. Dies ermöglicht Fensterbauern effiziente Fertigungsprozesse und Investitionen in neue Technologien, die größere, stabilere Elemente erlauben. Die mechanischen Eigenschaften sind beeindruckend: Die E-Module von Rau-Infinio erreichen nahezu das Niveau von Aluminium-Verbundprofilen und übertreffen PVC-Profile deutlich.
Besonders bei großen Profilen zeigt sich der Vorteil: „2,90 m Elementhöhen sind unser Startpunkt.“ Während Aluminium durch breitere Dämmstege an Schubfestigkeit verliert, bietet Rau-Infinio monolithische Stabilität ohne Schwachstellen. Zudem ist es doppelt so widerstandsfähig gegen thermische Ausdehnung und bietet Vorteile bei dunklen Farben, schlanken Profilen und großen Elementen.
Ein entscheidender Unterschied zu herkömmlichen Glasfaser-Produkten liegt im Bindemittel: Statt duroplastischer, nicht recycelbarer Harze nutzt Rau-Infinio Thermoplaste, was Recycling ermöglicht. Das Ziel ist klar: Hochfunktionale, nachhaltige Profile mit hochwertigen Oberflächen auf Aluminium-Niveau.
Mit Rau-Infinio positioniert sich das Systemhaus als Vorreiter für Anwendungen, die bislang Aluminium vorbehalten waren, und kombiniert dabei die Vorteile von Kunststoff in Wärmedämmung, Nachhaltigkeit und Verarbeitung.
Investitionen in Zukunftstechnologien
Die Präsentation machte deutlich: Rehau Window Solutions ist ein agiler Systemanbieter für das komplette Fenster. Von der revolutionären Digitaldrucktechnologie über durchdachte Plattform-Strategien bis hin zu völlig neuen Werkstoffen – das Unternehmen investiert massiv in Zukunftstechnologien. „Bei all den Entwicklungsaktivitäten steht bei uns der Kunde im Mittelpunkt“, sagt Zimmermann. Das Systemhaus macht sich und seine Verarbeiter damit fit für die Herausforderungen einer sich wandelnden Fensterbranche.