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Im Gespräch MIT JÖRG LENZ VON TECHNOFORM

Was wollen Hersteller von Isolierglas, wenn sie auf Warme-Kante-Systeme umstellen?

Glaswelt – Nach über 30 Jahren bei Technoform sind Sie ein Fachmann in Sachen Warme-Kante. Welches sind die Hauptargumente, die für Warme Kante Abstandhalter sprechen?

Jörg Lenz – Wer den steigenden Anforderungen an die Energieleistung von Isolierglas-Einheiten gerecht werden will, kommt an der Warmen Kante nicht vorbei. Das gilt gleichermaßen für Endverbraucher, Planer und für Isolierglas-Hersteller, die entsprechende Glasprodukte liefern müssen. Hinsichtlich Energieeffizienz sind Warme-Kante-Systeme nach über 20 Jahren am Markt heute “Stand der Technik”, der Marktanteil liegt bei über 70%. Das bedeutet allerdings auch, dass nach wie vor viele Isoliergläser mit Abstandhaltern aus Metall hergestellt und eingebaut werden.

Glaswelt – Warum setzten Bauherren immer noch auf Metall-Abstandhalter?

Lenz – Das hat auf Verbraucherseite sicherlich damit zu tun, dass der traditionelle Glasrandverbund mit Spacern aus Aluminium oder Edelstahl gegenüber der Warmen Kante in der Anschaffung etwas kostengünstiger ist. Dass die Warme Kante langfristig Kosten einspart, wird unter kurzfristigem Spardruck gerne übersehen, hier ist viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Damit sich Warme-Kante-Systeme weiter verbreiten, müssen alle Beteiligten, vom Planer, über den Fensterbauer bis hin zum Isolierglas-Hersteller an einem Strang ziehen.

Glaswelt – Sind Sie hier zuversichtlich?

Lenz – Ja. Das Bewusstsein für Qualität wächst erfreulicherweise, stößt jedoch an Grenzen, wenn es um die Wirtschaftlichkeit in der Herstellung und Verarbeitung geht. Kein Zweifel: Isolierglas-Hersteller müssen effizient produzieren können, damit sie bei dem Gemeinschaftsprojekt Warme Kante mitmachen.

Ein Hersteller, der schon immer Abstandhalter aus Metall verarbeitet hat, überlegt sich sehr genau, ob und wie es sich für ihn rechnet, auf Hybrid-Abstandhalter aus Kunststoff und Metallfolie umzustellen. Dazu kommt: Ohne Produktivität keine Warme Kante, deshalb ist mir das Thema Produktivität so wichtig. Unser Ziel bei Technoform ist es, unsere Partner bei solchen Fragen mit unserer Erfahrung und unserem Know-how zu unterstützen.

Glaswelt – Gibt es das eine Warme-Kante-System für alle Anforderungen? Und worin unterscheiden sich die unterschiedlichen Systeme?

Lenz – Bei der Auswahl des passenden Systems sind für den Isolierglas-Hersteller eine Reihe von Faktoren relevant. Deshalb gibt es auch unterschiedliche Systeme. Vereinfachend kann man zwei Arten von Warme-Kante-Systemen unterscheiden: Da gibt es zum einen die „flexiblen”, man könnte sie auch als die „weichen” Systeme bezeichnen, bei denen der Abstandhalter von der Rolle oder aus dem Fass direkt auf die Glasscheiben aufgebracht wird. Zum anderen gibt es die „starren” Systeme, wie die Hohlkammerprofile von Technoform. Diese sind fast identisch mit gängigen Abstandhaltern aus Metall, außer, dass sie aus thermischem Kunststoff mit einer Metallfolie als Diffusionssperre gegen das Eindringen von Feuchtigkeit in den SZR und gegen Edelgasverlust, hergestellt werden. Zudem sind sie sehr viel energieeffizienter.

Unsere Experten unterstützen den Isolierglas-Hersteller vor Ort bei der Einrichtung und Optimierung von Biegemaschinen, wenn nötig auch bei der Beschaffung von Maschinenteilen.

Jörg Lenz, Produktmanager bei Technoform

Foto: Technoform

Glaswelt – Was zeichnet denn die „flexiblen” Abstandhalter-Systeme aus?

Lenz – „Flexible” Systeme haben den Vorteil, dass sich die maschinelle Verarbeitung sehr gut automatisieren lässt. Die Scheiben durchlaufen den Prozess fast ohne händische Unterstützung. So lässt sich manueller Aufwand einsparen und das Produktionstempo erhöhen, dazu braucht der ISO-Hersteller jedoch zusätzliche Maschinen und Prozesse. Warme-Kante-Systeme mit starren Profilen lassen sich dagegen mit gängigen Maschinen und Verfahren für die Verarbeitung von Metall-Abstandhaltern herstellen. Zudem sind Profilstangen aus Kunststoff sehr biegesteif und stabilisieren so den Randverbund.

Beide Arten von Warme-Kante-Systeme haben je nach Zielsetzung ihre Vor- und Nachteile. Das eine System für alle Anforderungen gibt es nicht, deshalb fahren vor allem große Isolierglas-Hersteller zwei- und mehrgleisig. Ziel sollte es immer sein, höchste Qualität für den Endverbraucher zu schaffen; dem sollten Fragen der Produktivität folgen, nicht umgekehrt. Welche Technologie im Einzelfall strategisch die richtige ist, muss individuell geklärt werden. Auch dabei unterstützen die Experten von Technoform gerne mit viel Erfahrung und Know-how.

Glaswelt – Sie sagen, dass Warme-Kante-Abstandhalter aus Kunststoff für Hersteller, die bisher Metall-Spacer verarbeitet haben, eine „sichere Bank” sind, was meinen Sie damit?

Lenz – Bevor Warme-Kante-Abstandhalter auf den Markt kamen, wurden Isoliergläser mit Abstandhaltern aus Metall hergestellt. Die Metallprofile wurden im Verarbeitungsprozess zugeschnitten, gebogen, mit Trockenmittel befüllt und auf die Scheibe aufgebracht und der Randverbund abschließend abgedichtet.

Die meisten Isolierglas-Hersteller beherrschen diesen Prozess schon seit Jahrzehnten. Da der gleiche Prozess auch für die Hohlkammerprofile von Technoform gilt, ist für sie die Umstellung auf Kunststoffprofile sehr einfach möglich. Die Produzenten bleiben auf der sicheren Seite, weil sie keine neuen Maschinen und Anlagen anschaffen oder Mitarbeiter neu schulen müssen.

Es macht in der Herstellung kaum einen Unterschied, ob man Abstandhalter aus Metall oder Kunststoff verarbeitet, deshalb sind Warme-Kante-Abstandhalter aus Kunststoff und Metallfolie für Hersteller eine sichere Bank und ein Ticket in die Zukunft, denn die Zeichen der Zeit stehen klar auf Warme Kante.

Glaswelt – Mit welchen zusätzlichen Services unterstützen Sie ISO-Hersteller?

Lenz – Wir unterstützen unsere Isolierglas-Kunden vor Ort bei der Anpassung der Biegeanlagen und beraten sie, wenn im Einzelfall neue Maschinenteile angeschafft werden müssen. Das ist jedoch alles mit deutlich weniger Aufwand und Kosten verbunden als die Umstellung auf ein völlig neues System. Darüber hinaus haben wir unser Service-Portfolio dahingehend erweitert, dass wir eine neue Webshop-Plattform bereitstellen, mit der sich für unsere Kunden das Bestellwesen weiter vereinfacht. Zudem bieten wir den Service eines Kanban-Systems an, das auf Kundenseite für eine stetige Lieferversorgung und Verbesserungen der Prozesskosten sorgt. Aufgrund der Einschränkungen der Corona-Pandemie setzen wir beim Kundensupport, neben dem persönlichen Kontakt, auf den Remote-Service und unterstützen unsere Kunden, beispielsweise in der Produktion, mittels verschiedener digitaler Tools. So bleiben wir trotz der räumlichen Distanz nahe am Kunden.

Die Fragen stellte Matthias Rehberger

UMSTELLUNG AUF KUNSTSTOFF-SPACER LEICHT GEMACHT

Der Wechsel von Metall-Abstandhaltern hin zu Hohlkammerprofilen aus Kunststoff ist leicht sowie ohne Risiko und Aufwand zu bewältigen, da Isolierglas-Hersteller, die bisher Metall-Abstandhalter eingesetzt haben, ihre Maschinen und Prozesse vollständig beibehalten können.
www.technoform.com