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Im Gespräch mit Marc-Alexander Stachel vom Hegla Fahrzeugbau

5 Antworten zur Handwerker-E-Mobilität

Glaswelt – Herr Stachel, die E-Mobilität führte lange ein Nischendasein. Mit speziellen Reffs hat sich der Hegla Fahrzeugbau auf die elektrischen Fahrzeuge für den Glas- und Fenstertransport eingestellt. Wie ist hier aktuell der Stand?

Marc-Alexander Stachel – Die Nachfrage unserer Aufbauten und Reffs für E-Nutzfahrzeuge ist deutlich gestiegen. Das hat uns insgesamt doch etwas überrascht. Nachdem lange Zeit nur wenig Nachfrage bestand, haben die neu auf den Markt gekommenen Fahrzeuge die Situation verändert. Mit höherer Reichweite und Traglast sind diese für die täglichen Anforderungen gut ausgestattet und erfüllen ihren Einsatzzweck.

Durch unser leichteres Reff bleibt die Traglast bei diesen Modellen hoch, so dass nicht länger die früheren Einschränkungen überwiegen, sondern viel mehr die Möglichkeiten der E-Mobilität. Dennoch gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Klassen. Der Anteil der Elektrofahrzeuge nimmt aktuell vor allem im Bereich bis 2,8 und 3,5 t Gesamtlast zu

Glaswelt – Sehen Sie einen besonderen Grund, weshalb sich die E-Mobilität gerade bei Transporter-Typen der Klasse 2,8 und 3,5 t nach vorne entwickelt?

Stachel – Die Transporter bis 3,5 t sind die Universalfahrzeuge der Glas- und Fensterbranche. Ausgestattet mit einem Außenreff und im besten Fall mit einem Innenreff und Werkzeugschranksystem kann damit fast alles transportiert werden, die Montagematerialien finden ihren Platz und die meisten Aufgaben können mit einem solchen Fahrzeug umgesetzt werden.

Umso höher ist damit auch die Zahl dieser Liefer­wagen, die im Einsatz sind und regelmäßig erneuert werden müssen. Durch die tägliche Verwendung fallen hierbei auch die meisten Kilo­meter an, so dass auch die gestiegenen ­Spritpreise dazu geführt haben, dass noch einmal mehr über den Wechsel zur E-Mobilität nachgedacht wurde.

Darüber hinaus ist hier der Aufpreis für die Transporter-Varianten mit einem Elektroantrieb noch überschaubar gegenüber großen Lkws, die mit einem Elektromotor ausgestattet sind.

Die komplette Umstellung auf ­Elektro sehen wir noch nicht, erst einmal ist ein Mix zu erwarten: ­E-Fahrzeuge für den Innenstadteinsatz und die Tagesmontage. Für lange Fahrten bleibt der Verbrennermotor.

Marc-Alexander Stachel, Geschäftsführer von Hegla Fahrzeugbau

Foto: Hegla

Glaswelt – Hat sich die Reichweite, früher oft der „Pferdefuß“ bei E-Transportern, verbessert.

Stachel – Ja, einerseits werden die Reichweitensteigerungen bei den neuen Modelle der Hersteller positiv aufgenommen, und andererseits die Erfahrungen, die mit diesen Fahrzeugen in der Zwischenzeit gemacht wurden.

Die Fahrzeuge bis 2,8 t werden erst seit 10 Jahren in der Branche eingesetzt, gerade für den Schnelldienst. Da diese sich mit abnehmbaren Reff auch eimmal privat nutzen lassen, ist die Hürde einen solchen Caddy, Kangoo oder Transit Connect zu fahren geringer, da die Größe dem eines Privatautos gleicht.

Zudem ist der Umstieg auf Elektromobilität bei diesen Lieferwagen durch die Förderung in der Gesamtsumme kostengünstiger. Dazu kommt, dass das Angebot in dieser Klasse bereits relativ breit aufgestellt ist.

Glaswelt – Wie geht der Trend bei weiter?

Stachel – Der Trend zur E-Mobilität wird sich bei den Fahrzeugen bis 3,5 t Gesamtlast fortsetzen. Auch wenn bisher die Erfahrungen bei unseren Kunden in Summe positiv sind, zeigt sich Staatlichen Fachschule Weilburg Hadamar Siegerehrung des praktischen Leistungswettbewerb in den kommenden Monaten, inwieweit der tägliche Einsatz diese Einschätzung noch einmal beeinflusst. In 2023 soll die Förderung gekürzt werden, was sicherlich einen negativen Einfluss auf die weitere Entwicklung haben wird. Offen ist, wie sich die Spritpreise verändern, ob sich diese auf dem jetzigen Niveau halten oder doch wieder steigen. Vor allem für den Einsatz in Umweltzonen in den Innenstädten sind E-Transporter und E-Handwerkerfahrzeuge interessant. Zudem könnte auch das Bewusstsein für mehr Umweltschutz die Zahl der elektrischen Fahrzeuge weiter erhöhen. Abzuwarten bleibt, welche dieser Faktoren letztlich überwiegen und wie die Liefersituation für die Modelle sein wird.

Glaswelt – Die E-Mobilität ist eines der meistdiskutierten Themen bei Fuhrparkverantwortlichen sowie in vielen Betrieben. Sehen sie für die nahe Zukunft einen rein elektrischen Fuhrpark?

Stachel – Die komplette Umstellung auf elektrische Fahrzeuge sehen wir noch nicht, auch wenn es vielleicht möglich wäre. Schwierig ist die Umsetzung im Bereich ab 3,5 t Gesamtlast, für den das Fahrzeugangebot doch noch recht gering ist.

Dennoch gäbe es auch hier Lösungen, wenn z. B. der E-Lkw nur auf fest definierten Strecken eingesetzt wird und am Start- und Endpunkt die entsprechende Ladeinfrastruktur bereitsteht und dazu braucht es noch höhere Reichweiten.

Letztlich müssen die passenden Fahr­zeuge für die entsprechenden Aufgaben bereitstehen, so dass erst einmal ein Mix zu erwarten ist. Für vieles sind die neuen Elektrofahrzeuge geeignet, sei es für den Innenstadteinsatz oder die Tagesmontage. Für lange Fahrten wird der klassische Verbrennermotor noch vorzuhalten sein.

Das Interview führte Matthias Rehberger

Dieser Renault Kangoo E-Tech mit ­abnehmbaren Außenreff eignet sich als Lieferfahrzeug für die Innenstädte. Er kann zudem im Handumdrehen für ­Privatfahrten angepasst werden.

Foto: Hegla

Dieser Renault Kangoo E-Tech mit ­abnehmbaren Außenreff eignet sich als Lieferfahrzeug für die Innenstädte. Er kann zudem im Handumdrehen für ­Privatfahrten angepasst werden.