GW: Herr Heidan, warum ist die schnelle chemische Verfestigung ein so großer Schritt für die Glasindustrie?

ReViSalt GmbH
Michael Heidan: Weil nun die industrielle Fertigung möglich wird, da wir den Prozess extrem beschleunigt und zudem einen Weg erarbeitet haben, das Verfahren zu automatisieren. Mit unserem Verfahren lässt sich Glas in nur 5 bis 30 Minuten verfestigen, statt in bis zu 24 Stunden. Das eröffnet völlig neue Möglichkeiten für Fassaden- und Solarglas. Dünnes Glas wird dadurch stabil, bleibt aber gleichzeitig optisch klar und nahezu verformungsfrei. Damit lassen sich Sicherheitsgläser für z.B. leichte Fassaden, gebogene Konstruktionen und auch hochtransparente Solarmodule wirtschaftlich fertigen.
GW: Was für Vorteile ergeben sich konkret für Fassadenkonstruktionen?
Heidan: Für den Fassadenbau entstehen neue Spielräume, etwa für filigranere oder gewichtsoptimierte Konstruktionen, zudem lassen sich dadurch Kosten einsparen. Für den Solarsektor lassen sich 0,7 mm dünne Deckgläser umsetzen, die mehr Sonnenlicht durchlassen und so die Module effizienter macht.
GW: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit insgesamt bei Ihrer Technologie?
Heidan: Sie ist ein Kernpunkt. Wir sparen nicht nur Energie, sondern auch Material. Dünneres Glas kann dort eingesetzt werden, wo bisher dickere Scheiben nötig waren. Das reduziert Rohstoffeinsatz, Gewicht und CO₂-Emissionen in Herstellung und Transport.
GW: Was bedeutet das Verfahren für die industrielle Fertigung, auch gegenüber früher?
Heidan: Klassische Batchanlagen sind zu langsam und energieintensiv. Wir haben deshalb modulare Anlagenkonzepte entwickelt, die kurze Taktzeiten ermöglichen und sich in automatisierte Linien integrieren lassen. So kann das Verfahren im industriellen Maßstab umgesetzt werden. Zusätzlich konnten wir den Energieverbrauch des Verfahrens um bis zu 95 % senken – ein enormer Kosten- und auch Nachhaltigkeitsvorteil
GW: Welche Rückmeldungen erhalten Sie aktuell aus der Praxis?
Heidan: Das Feedback ist sehr positiv. In Pilotprojekten mit Glasherstellern konnten wir zeigen, dass unsere Technologie marktreife Lösungen ermöglicht. Besonders die Kombination aus hoher Glasqualität, Prozessgeschwindigkeit und Energieeinsparung überzeugt die Partner.
GW: Wie ordnen Sie ReViSalt ein – sind Sie ein Anlagenbauer oder Technologiegeber?
Heidan : Wir verstehen uns als Systemintegrator. Unsere Stärke ist die Kombination aus Verfahrensentwicklung und Anlagendesign. Im Rahmen der Entwicklung re-optimieren wir dann wiederum vom Produkt aus die Anlagentechnik. So stellen wir sicher, dass die Technik nicht nur im Labor funktioniert, sondern direkt in die Produktion übertragen werden kann.
Das Gespräch führte Matthias Rehberger
Tipp der Redaktion: Weitere Details zum schnellen chemischen Glasverfestigungsverfahren von Revisalt lesen Sie im Oktober-Heft der GLASWELT.

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