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Interview mit Hans-Joachim Arnold

„Der Innovationsdrang ist in unserer DNA“

Glaswelt – Vor 100 Jahren wurde Ihr Vater geboren, der vor 60 Jahren das Isolierglas mit elastischem Randverbund erfand. Wie gehen Sie als Sohn bzw. Familie mit so einem Erbe um?

Hans-Joachim Arnold – Als Familie und als Unternehmen haben wir einen Drang, Neues anzugehen. Das ist seit Anbeginn ein zentrales Thema von Arnold Glas und damit tragen wir auch das Erbe unseres Vaters fort. Von uns Brüdern, die heute dem Unternehmen vorstehen, ist keiner ein reiner Ingenieur und trotzdem haben wir den Antrieb, uns immer wieder neuen (technischen) Themen und Herausforderungen zu widmen. Dieser Innovationsdrang ist in unserer DNA. So sind wir in der Beschichtung immer ein Impuls­geber gewesen, z. B. mit unseren A-Typen beim Sonnenschutzglas. Oder das Thema Anisotropien, das wird nun auch öffentlich diskutiert.

Glaswelt – Worin sehen Sie den Vorteil, dass Arnold Glas ein Familienbetrieb ist?

Arnold – Als Familienbetrieb sind wir im Denken freier. Wir nehmen uns auch notfalls die Zeit, Ideen über einen längeren Zeitraum nach vorne bis zur Realisierung voranzutreiben, ohne immer die Quartalszahlen im Blick haben zu müssen. So können wir Visionen ganz anders umsetzen. Ein gutes Beispiel ist unser Vogelschutzglas. Da haben wir Durchhaltevermögen gezeigt. Und das hat sich gelohnt, denn es war für uns ein Türöffner in den US-Markt.

Glaswelt – Arnold Glas und die Partner der Isolar-Gruppe sind weltweit aktiv, welche Gewichtung nimmt die DACH-Region dabei ein und welche die weltweiten Märkte?

Arnold – In der DACH-Region liegen heute unsere Hauptmärkte, in denen wir auch gut aufgestellt sind. Aber die Welt rückt enger zusammen und international ist sehr viel Bewegung im Markt. So vertreiben wir manche Produkte überwiegend national andere international. Wir liefern neben den reinen Fertigprodukten auch viele Halbzeuge ins Ausland.

Glaswelt – Also sind Sie weltweit aktiv?

Arnold – Ja, heute muss man weltweit schauen, wo sich neue Wachstumsmärkte auftun, überall finden sich neue Chancen. Wo etwas passiert, da muss man als Unternehmen hin. Wir suchen dort dann Partner, mit denen wir zusammenarbeiten. Und sehr gute Qualität gibt es überall. Schauen Sie, wir sind heute in Indien aktiv, in den Staaten des früheren Jugoslawiens, auf Zypern, in China, in Vietnam sowie in Nord- und in Südamerika.

Glaswelt – Wo sehen Sie künftig Ihre Schwerpunkte im Markt und welche Produkte haben Sie dabei besonders im Visier?

Arnold – Beschichtung ist immer ein zentrales Thema, hier tut sich auch sehr viel. Hier gibt es technische Revolutionen, die der Markt teilweise gar nicht sieht. Immer wichtiger werden individualisierte Produkte, etwa bei der Beschichtung. So fordern die Architekten für einzelne Gebäude bzw. deren Fassaden immer häufiger Gläser mit individualisierten Farben und speziellen technischen Werten. Und das bieten wir an.

International betrachtet spielen klimatische Gegebenheiten gerade beim Isolierglas eine immer wichtigere Rolle. Hier stehen optimierte Isolierglas-Produkte für die jeweiligen Regionen im Fokus.

Glaswelt – Mit welchen Herausforderungen sehen Sie die Branche konfrontiert?

Arnold – Mit Mega-Cities. Denn in den stark wachsenden Städten und Ballungszentren wird auch das bauliche Wachstum stattfinden. Dort werden die Architektur und insbesondere auch das Glas eine zentrale Rolle spielen. An solchen, hoch verdichteten Orten braucht es viel Licht in den Gebäuden und gleichzeitig muss die Privatheit gewährleistet sein. Um diese Privatheit zu schaffen, wird es neue Glasoberflächen und smarte Gläser geben (müssen).

Weiter werden wir neue, intelligente Gläser mit speziellen Beschichtungen sehen, die unterschiedliche technische Werte in einer Glaseinheit aufweisen.

Glaswelt – Werden künftig mehr individualisierte Glasprodukte nachgefragt?

Arnold – Auf alle Fälle. Generell werden Gebäude immer stärker an ihre Umgebung angepasst werden. Deshalb wird auch die Individualisierung von Fassadengläsern immer relevanter. Wir bieten das Architekten an, selbstverständlich mit einer entsprechenden Beratung. Hier liegt viel Potenzial für die Fassaden- und die Glasbranche. Dabei muss man bei solchen Projekten von Anfang an dabei sein und den Bauherren/Investoren genau aufzeigen, was Glas leisten kann, um ein Haus zu optimieren. Das ist spannend.

Glaswelt – Und der Sanierungsmarkt?

Arnold – Das ist immer ein wichtiger Markt. Der Energieverbrauch lässt sich am besten durch Modernisierung senken und gute Fenster und Gläser sind die besten CO2 Einsparer. Viele Verwaltungsgebäude aus den 1970er-, 80er- und 90er-Jahren stehen zur Sanierung an, das birgt große Potenziale für die Branche. Ebenso müssen viele Schulen noch saniert werden. Hier gibt es noch jahrelange Arbeit für uns.

Glaswelt – Bei der Firmentocher arcon wurden kürzlich mehrere Millionen Euro investiert, warum gerade dort?

Arnold – Wir hatten es ja schon anfangs angesprochen, im Segment Glas-Beschichtungen stecken große Potenziale. Dazu kommt, dass die Nachfrage nach übergroßen Glasformaten sowie individualisierten Glas- und Beschichtungsprodukten steigt. Daher haben wir die Beschichtungsanlagen nun für Formate bis 3,21 × 12,00 m aufgerüstet. Zudem haben wir das Angebot dort erweitert um dekorative Beschichtungen (Dekorex), um Design Your Coating Produkte, d. h. individuelle Sonnenschutzdesigns sowie dynamische Sonnenschutzgläser, die unterschiedliche Energieeigenschaften in einer Scheibe bieten. Und last but not least können wir unsere Ornilux-Vogelschutzgläser in Übergrößen anbieten.

Glaswelt – Stichwort Vogelschutzglas, wie entwickelt sich dieses Produkt?

Arnold – Ja, diese Eigenentwicklung war sehr wichtig für uns. Heute haben wir zwei Typen im Angebot, Ornilux und Ornilux mikado. Damit haben wir in den USA den Markteintritt geschafft und Ornilux steht dort als Synonym für Vogelschutzglas. Gegenüber Deutschland und Österreich ist der Vogelschlag in den USA beim Bauen ein wichtiges Thema. Bei uns ist das ein Aufregerthema und eher schwierig in der Vermarktung, hier schlummern noch Potenziale.

Glaswelt – Wo sehen Sie besondere Einsatzgebiete für Ihr Vogelschutzglas?

Arnold – Prinzipiell kann man Ornilux überall einsetzen, wo es Vogelschlag gibt. Das gilt auch für kleinere Pfosten-Riegel-Fassaden sowie für großflächige Glasfassaden. Das hängt immer auch von der Umgebung ab. Wir haben hier zwei Gläser im Programm. Ornilux Mikado, welches UV-Strahlung reflektiert und so die Vögel zum Ausweichen bewegt sowie Ornilux mit Siebdruck.

Glaswelt – Welche Rolle wird in Zukunft die Energiegewinnung über die Fassade spielen und wie können die Glasbranche und Arnold Glas hiervon profitieren?

Arnold – Das ist ein sehr wichtiges Thema. Wir hatten das schon einmal auf der Agenda. Aktive und passive Energiegewinnung in der Fassade wird ein immer wichtigerer Trend werden, denn viel zu viel Fassadenflächen werden heute noch nicht aktiv genutzt. Zudem bedeuten solche Gläser einen Doppelnutzen für den Hausnutzer/-Betreiber: Energiegewinnung und Fassadenschutz. Das sollte für viel mehr Bauherren und Gebäudenutzer ein relevantes Entscheidungskriterium sein.

Glaswelt – Welche Unterstützung bietet Ihre Gruppe den Verarbeitern/Kunden als Service an?

Arnold – Unser Kunde bekommt genau das, was er braucht, und zwar zum richtigen Zeitpunkt, das ist unsere Aufgabe. Auch der Architekt wird adäquat begleitet und erhält immer genau das, was er gerade braucht: von den notwendigen Informationen bis hin zum individuellen Produkt. Den Fensterhersteller versorgen wir mit hoher Qualität und Liefertreue und wir unterstützen ihn, damit er sein Produkt optimieren kann.

Glaswelt – Welche Aktionen planen die Glaswerke Arnold im Jubiläumsjahr?

Arnold – Mit dem Start von „100 Jahre Arnold“ rufen wir jetzt die Arnold Akademie im Geist des Gründervaters ins Leben. Vom Konzept bis zur Umsetzung ziehen wir das Projekt in Eigenregie durch. Dazu bauen wir die „Alte Kelter in Miedelsbach“, in der Alfred Arnold die ersten Isoliergläser fertigte, zum Veranstaltungsort und zur Begegnungsstätte um. Diese Räumlichkeiten stellen wir auch für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde zur Verfügung.

Glaswelt – Was wünschen Sie der Branche?

Arnold – Die Glasbranche ist eine tolle Branche. Eine ISO-Einheit ist ein Hightech-Produkt, in dem sehr viel Know-how steckt und in smarten Gläsern noch viel mehr. Den Glasverarbeitern wünsche ich den Mut, dass sie eines der schönsten Produkte, die es auf der Welt gibt, künftig auch preisgerecht am Markt verkaufen. Weiter wünsche ich Ihnen viel Freude daran, mit Glas zu arbeiten sowie die Weiterentwicklung unseres Werkstoffs mitzugestalten und damit ein Stück Zukunft zu prägen. Ganz im Geist meines Vaters.

Das interview führte Matthias Rehberger.

Der zur Arnold Gruppe gehörende Glasveredler arcon bietet heute Gläser ohne sichtbare Anisotropien an.

Foto: Arnold Glas

Der zur Arnold Gruppe gehörende Glasveredler arcon bietet heute Gläser ohne sichtbare Anisotropien an.
Der von Alfred Arnold entwickelte elastische Randverbund war die Voraussetzung für die industrielle Fertigung von Isoliergläsern.

Foto: Arnold Glas

Der von Alfred Arnold entwickelte elastische Randverbund war die Voraussetzung für die industrielle Fertigung von Isoliergläsern.
In der „Alten Kelter in Miedelsbach“ fertigte Alfred Arnold die ersten Isoliergläser mit flexiblem Randverbund. Nach der Sanierung wird die Kelter der Arnold Gruppe für Schulungen dienen und den Miedelsbacher Bürgern für Feste und Kulturveranstaltungen.

Foto: Sigrid Hintersteiniger Architects

In der „Alten Kelter in Miedelsbach“ fertigte Alfred Arnold die ersten Isoliergläser mit flexiblem Randverbund. Nach der Sanierung wird die Kelter der Arnold Gruppe für Schulungen dienen und den Miedelsbacher Bürgern für Feste und Kulturveranstaltungen.

Über Arnold-Glas

Arnold Glas ist einer der innovativsten Glasveredler Europas mit Sitz in Remshalden und Standorten in Fürstenfeldbruck, Lichtenstein, Kirchberg, Feuchtwangen, Bucha und Klagenfurt sowie in Boston, USA und Hanoi, Vietnam. Das Leistungsspektrum umfasst die umfangreiche Isolierglas-Palette der Marke Isolar, ESG- und VSG, Montagezubehör sowie Dienstleistungen von der Vorplanung bis zur Umsetzung.

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