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Interview mit Gottfried Brunbauer, CEO der Lisec-Gruppe

Der neue Mann am Steuer von Lisec

GLASWELT – Herr Brunbauer, Sie sind seit Kurzem CEO von Lisec, wie steht das Unternehmen da und was sind Ihre vorrangigen Aufgaben?

Gottfried Brunbauer – Wir stehen sehr gut da und sind bestens aufgestellt. Das gilt für unsere Produkte ebenso wie für unseren weltweiten Vertrieb. Und wir haben ein sehr starkes Team. Unsere Mannschaft besitzt jahrzehntelange Erfahrung und Kompetenz im Maschinenbau für die Flachglasindustrie und in der zugehörigen Software. Ich sehe meine vorrangige Aufgabe in der nächsten Zeit darin, das Unternehmen effizienter und flexibler auszurichten, um unseren Kunden in noch höherem Maß jene Leistung zu bieten, welche sie von der Marke Lisec erwarten: top Funktionalität, top Qualität, modernste Technik und top Service. Dazu werde ich zum einen die internen Strukturen straffen und noch stärker auf den Markt und die Kunden ausrichten, zum anderen werden die marktgerechte Weiterentwicklung der Produkte und Leistungen sowie Innovation einen noch höheren Stellenwert haben als bisher.

Glaswelt – Was sind Ihre nächsten Ziele?

Brunbauer – Unsere und insbesondere meine Aufgabe ist es, die Effizienz, die Innovationskraft und vor allem den Kundenfokus in der Gruppe weiter zu schärfen. Wir haben viele Verarbeiter, die sehr treu zu Lisec stehen und das von Anfang an. Hier gibt es eine große, ausgeprägte Loyalität. Und diese werden wir festigen und für die Zukunft nach Möglichkeit weiter befeuern.

Glaswelt – Wie steht es um die Entwicklung eines von einem Besitzer geführten zu einem managementgetriebenen Unternehmens?

Brunbauer – Eine derartige Entwicklung ist für jedes Unternehmen schwierig. Mein Vorgänger hat diese Transformationsphase begleitet, mit viel Einsatz die erforderlichen Strukturen in der Gruppe geschaffen und auf diese Weise Großes für Lisec geleistet. Damit haben wir eine gute Basis für unseren künftigen Weg.

Glaswelt – Wird es Veränderungen für Ihre Kunden geben, wenn ja, welche?

Brunbauer – Ja, es wird Veränderungen geben, und wir werden intensiv daran arbeiten, dass es nur positive sind: Wie erwähnt werden wir uns noch stärker darauf ausrichten, die Anforderungen und Bedürfnisse unserer Kunden zu erfüllen, und wir werden Produktweiterentwicklungen und Innovationen zielgerichteter und schneller auf den Markt bringen.

Glaswelt – Wie schätzen Sie die Lage für Glasverarbeiter in Europa ein, welche Trends sehen Sie und wo sind die boomenden Märkte?

Brunbauer – Als wichtigen Trend sehe ich zum einen den Wunsch der Architekten und der Endkunden nach immer größeren und damit schwereren Isolierglas-Elementen und nach perfekter Verarbeitung, auch optisch. Dies sind Anforderungen, wo unser Know-how gefragt ist, diese auch produktionstechnisch umzusetzen. Zum anderen sehen wir eine deutlich steigende Nachfrage nach Sicherheitsglas, d. h. sowohl nach vorgespanntem Glas als auch nach Verbundglas.

Ein dritter Trend, den wir feststellen, ist die zunehmende Nachfrage nach Automatisierung und Turnkey-Lösungen: Wir werden immer häufiger damit beauftragt, bestehende Anlagen zu verketten bzw. gesamte Werke zu planen und auszustatten und nicht nur einzelne Anlagen zu liefern.

Die Märkte mit steigendem Bedarf in Europa sind neben Polen Länder wie Bulgarien, Rumänien und die Balkanländer.

Glaswelt – Sie sind weltweit aktiv, welche Dynamik haben die Märkte in Süd- und Nordamerika sowie in Asien? Welche Wachstumsstrategie verfolgen Sie international?

Brunbauer – Südamerika verzeichnet Wachstum, aber auf einem niedrigen Niveau. Die USA hingegen zeigen getrieben durch die zunehmende Nachfrage nach höherwertigen Endprodukten ein starkes Wachstum und haben auch sehr viel Potenzial. Märkte wie Indien und Südostasien entwickeln sich sehr stark. Zur Wachstumsstrategie: Wir halten an unserer Wachstumsstrategie Lisec 2024 fest, welche u. a. beinhaltet, dass wir den Umsatz bis 2024 auf 400 Mio. Euro steigern wollen. Diese Umsatzsteigerung ist als Zielrichtung zu sehen. Grundsätzlich ist in erster Linie wichtig, nachhaltiges und ertragreiches Wachstum zu erreichen. Wenn es also ‚nur‘ 350 Mio. sein werden, sind wir auch zufrieden.

Glaswelt – Wie können Sie schnell auf neue Trends aus dem Markt reagieren?

Brunbauer – Einerseits bieten wir die breiteste Produktpalette in unserer Branche, das heißt: Wir kennen jeden einzelnen Prozessschritt und die damit jeweils verbundenen Herausforderungen und haben den Gesamtüberblick über alle Schritte in der Verarbeitung von Flachglas, andererseits sind wir der einzige Maschinen- und Anlagenbauer in der Industrie, der selber unter Wettbewerbsbedingungen Flachglas verarbeitet.

Dieses Setup stellt sicher, dass wir die Anforderungen der Glasverarbeiter verstehen und auf Trends rasch reagieren können: Wir entwickeln Lösungen und können diese schnell im Industrieumfeld unter realistischen Bedingungen testen und bewerten.

Glaswelt – In der DACH-Region sind aktuell Automatisierung und Digitalisierung (Industrie 4.0) die Themen, wie begleitet Lisec das?

Brunbauer – Digitalisierung und Industrie 4.0 werden beim weiteren Wachstum von Lisec eine wichtige Rolle spielen. Die Digitalisierung wird sich sowohl auf der Ebene der eigenen Geschäftsprozesse, auf Ebene der Produkte – Stichwort „Internet of Things“ (IoT) – als auch auf Ebene unseres Geschäftsmodells auswirken.

Lisec hat auf der glasstec 2018 neben dem bewährten Online-Service erste konkrete Konzepte im Bereich Wartungs- und Serviceunterstützung mittels Augmented Reality gezeigt, aber auch konkrete Lösungen im Bereich interaktiver, visueller Remote-Unterstützung. Parallel arbeiten wir an Lösungen, die impliziten Informationen in den umfangreichen Daten, welche beim Betrieb unserer Anlagen anfallen, im Sinne des „Data Mining“ für eine weitere Verbesserung der Verfügbarkeit sowie der Effizienz unserer Anlagen zu nutzen, um zusätzlichen Nutzen für unsere Kunden zu generieren.

Glaswelt – Seit einigen Jahren setzt Lisec auf Business Units, hat sich das bewährt oder wird es hier Veränderungen geben?

Brunbauer – Die Business Units haben sich auf jeden Fall bewährt und wir behalten das Konzept bei. Wir haben dadurch für jeden Produktbereich einen detaillierten Marktüberblick und verfolgen Trends und Entwicklungen über die Business Units stärker fokussiert. Aber auch hier werden wir Maßnahmen planen und umsetzen, um, wie in anderen Unternehmensbereichen, schlanker und noch schneller und effizienter zu werden.

Glaswelt – Welche Neuheiten hatten Sie auf der glasstec 2018 im besonderen Fokus?

Brunbauer – Wir haben auf der glasstec den Fokus auf folgende Neuheiten gelegt: SplitFin – ein neues vertikales 4-Spindel-Bearbeitungskonzept, welches sich an die Optimierung der Gesamtproduktion richtet und über Wasserstrahltechnologie verfügt, ConvectLam 2 – unsere Lösung für das Laminieren von Flachglas, die wir seit über einem Jahr in Österreich entwickeln und bauen und deren wichtigste Merkmale Energieeinsparung und hohe Endproduktqualität sind. Im Bereich Isolierglasfertigung zeigten wir u. a. die vollständig überarbeitete Biegeanlage BSV-B45NK – durch ein neues, patentiertes Verfahren ist es Lisec gelungen, einen spanlosen, materialverdrängenden Herstellungsprozess für die 90-Grad-Biegung zur Serienreife zu entwickeln. Das Highlight dieser Zero Radius Corner (ZRC)-Technologie, die Lisec speziell für faserverstärkte Abstandhalter entwickelt hat, ist die selbstaussteifende Ecke. Damit wird eine formstabile, perfekt gebogene 90°-Ecke hergestellt. Ein weiterer Vorteil dieser Technologie ist, dass die maximal mögliche Butylauftragsfläche in der Ecke erreicht wird.

Glaswelt – Was wünschen Sie der Branche?

Brunbauer – Der Glasbranche wünsche ich, dass es im Verbund von Glasherstellern, Verarbeitern und Maschinenherstellen gelingt, das Potenzial, welches in vielerlei Hinsicht noch im Werkstoff Glas und in den daraus hergestellten Produkten steckt, laufend weiter zu nutzen und damit einen aktiven Beitrag sowohl zur weltweiten wirtschaftlichen und technologischen Entwicklung als auch zur Lösung der globalen ökologischen Fragen zu leisten und auf diesem Weg noch möglichst lange eine gute Branchenkonjunktur aufrecht zu erhalten. —

Das Interview führte Matthias Rehberger.

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