Mund: Was Bundes-Bau-Ministerin Verena Hubertz mit dem „Bauturbo“ lostreten möchte, klingt zunächst nach genau dem, was die Branche braucht: weniger Bürokratie, geringere Baukosten, mehr Tempo auf den Baustellen. Durch serielles Bauen ließen sich etwa 30 bis 40 Prozent Zeitersparnis bewerkstelligen – aber diese Idee hatte auch schon ihre Vorgängerin. Wenn man dann noch „Normen und Schnickschnack“ weglasse, wie Hubertz es ausdrückt, sogar noch mehr. Klingt ein bisschen nach Harakiri, oder?
Vögele: Klingt eher nach einem dringend nötigen Realitätsabgleich. Wer heute ein Gebäude plant, sieht sich mit einem kaum noch beherrschbaren Geflecht aus Normen, Vorschriften und Zuständigkeiten konfrontiert. Viele davon sind gut gemeint, aber nicht immer sinnvoll. Natürlich darf Entbürokratisierung nicht in Beliebigkeit umschlagen, denn Bauqualität und Sicherheit sind nicht verhandelbar. Aber der „Bauturbo“ hat das Potenzial, längst überfällige Reformen anzustoßen. Serielles Bauen z. B. kann nur dann effizient sein, wenn die regulatorischen Rahmenbedingungen es zulassen. Dafür braucht es aber weniger überkomplexe Vorgaben und viel mehr Mut zu pragmatischen Lösungen. Das ist für mich kein Harakiri, sondern die Chance zum Aufbruch.
Mund: Wenn eine Bundesministerin aber „Normen und Schnickschnack“ in einem Atemzug nennt, werden Normen pauschal als hinderlich dargestellt – fast so, als seien Bauvorschriften reine Last. Dabei sichern sie Qualität, Sicherheit und Wohnkomfort: Niemand will auf Brandschutz, Standsicherheit oder guten Schallschutz verzichten. Aber natürlich gibt es bürokratische Exzesse, die wenig mit Qualität zu tun haben, etwa bei Vorgaben zu Dachformen, Fassadenfarben oder Stellplatzregelungen selbst für autofreie Wohnprojekte. Da lässt sich die Axt ansetzen.
Vögele: Du sprichst zurecht bürokratische Exzesse an und forderst Entlastung im Bauwesen, verteidigst zugleich Normen als Garanten für Qualität und Sicherheit. Doch viele Akteure wie Planer, Behörden oder Bauherren vermeiden Verantwortung und verstecken sich hinter Regelwerken. Wie soll Entbürokratisierung gelingen, wenn niemand Verantwortung übernimmt? Mein Vorschlag: klare Erfüllungsoptionen statt Einzelfallprüfung. Wer Standardlösungen nutzt, plant schneller. Wer abweicht, muss begründen. Würde ein solcher „Regelrahmen mit Ermessensspielraum“ nicht zugleich Qualität sichern und Freiheit schaffen?“ Was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser dazu? Schreiben Sie uns gerne unter