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Im Interview mit Klaus Niggemeier

Jetzt kommt die Fachschule für Fenstermontage

Glaswelt – Herr Niggemeier, wollen Sie ein neues Fortbildungsangebot in Deutschland ­etablieren?

Klaus Niggemeier – Nein, es gibt genug Anbieter in unserer Branche, die eine professionelle Aus- und Weiterbildung für Fenstermonteure anbieten. Was aber fehlt, ist eine Organisation, die aufzeigt, welche Schulungsbestandteile zu einer guten Fenstermontage dazugehören. Und es gibt kein Portal, das alle Schulungsangebote sichtbar macht.

GW – Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Fachschule für die Fenstermontage zu gründen?

Niggemeier – Ich selbst war für unseren Betrieb auf der Suche nach Fenstermonteure. Bei der Recherche fiel mir auf, dass es keine Institution für die Fenstermontage-Ausbildung gibt.

GW – Wollen Sie künftig Schuldirektor werden oder weiter Ihren Betrieb führen?

Niggemeier – Mein tägliches Brot ist die Fenstermontage und das soll auch so bleiben. Ich bin nebenberuflich Initiator der Fachschule, mehr nicht. Die Fachschule ist nicht gewinnorientiert.

GW – Bei Ihrem Qualifizierungsangebot hat ein vollständig ausgebildeter Monteur 5 Sterne während seiner Ausbildung eingesammelt. Können Sie das erläutern?

Niggemeier – In unserem Modell bringt jede anrechnungsfähige Fortbildung Punkte. Die Anzahl der Punkte errechnet sich aus den Regelstunden der Fortbildung. Das Erreichen der maximalen Punktzahl wird mit 5 Sternen belohnt. Geringere Punktzahlen werden mit entsprechenden Anteilen – beispielsweise 3,2 Sterne, 4,8 Sterne – versehen.

GW – Warum glauben Sie, dass Sie durch eine Qualifikation mehr Monteure für den Fensterbau gewinnen?

Niggemeier – Wir möchten den Fensterbau attraktiver machen und jedem wird klar, dass sich ein 5-Sterne-Monteur von einem 3-Sterne-Monteur unterscheidet und die persönliche Qualifikation aufgewertet wird. Wir gehen mit unserem Fachschulangebot auf Zukunftsmessen, wo sich künftige Schulabgänger über Berufsangebote informieren können. Es geht darum, dass die ganze Branche für junge Menschen sichtbarer wird.

GW – Welche Zielgruppen sprechen Sie an?

Niggemeier – Beispielsweise die Paketzusteller. Die, die eine normale Handwerksausbildung nicht absolvieren möchten, aber trotzdem sehr leistungsbereit sind, wollen wir für den attraktiven Beruf als Montagefachkraft gewinnen. Die Einstiegsschwelle ist bewusst niedrig, die Qualifikationsmöglichkeiten sehr flexibel. Wir bieten eine tolle Perspektive für diese Menschen.

GW – Welche Zielgruppen haben Sie noch im Blick?

Niggemeier – Wir wollen beispielsweise auch für die interessant sein, die sich bisher auf dem Dach herumgetummelt haben und ihren Standort jetzt verlagern wollen. Auch wollen wir denen ein Angebot machen, die bislang mit Lötkolben und Zange unterwegs waren.

GW – Bestehen Sie bei der Wissensvermittlung auf Präsenzschulungen oder können das auch virtuelle Schulungen sein?

Niggemeier – Natürlich akzeptieren wir genauso auch Webinare und virtuelle Schulungen.

GW – Was hat es mit den drei Säulen in der Fachschule auf sich?

Niggemeier – Es gibt die schon erwähnte Fortbildungs-Säule, den Fanclub und das „Finden“. Im Bereich Finden haben wir eine Datenbank angegliedert mit Kontaktadressen von Monteuren und Unternehmen. Damit werden das Angebot und die Nachfrage im Personalbereich der Fenstermontage noch sichtbar.

GW – Der- oder diejenige, die sich in der Schule eingeschrieben haben, bekommen demnach einen Steckbrief auf der Findenseite?

Niggemeier – Ja und wir machen dadurch die Bewerbung ganz einfach: Der Schüler kann einen Link seiner Qualifikation zum Unternehmen schicken. Wir statten also die Schüler mit einer eigenen Homepage mit Vita und Sterne-Niveau aus, die wir für ihn pflegen. Auch kann der Schüler dort sein cooles Projekt aus dem Social-Media-Bereich posten – auch das schafft Attraktivität für unseren Berufsstand.

GW – Die Montagebetriebe können sich dort ebenfalls präsentieren?

Niggemeier – Über diese Plattform bieten wir für diese Unternehmen eine ganz einfache Möglichkeit, mehr über sich zu erzählen, mehr von dem zu zeigen, wie cool es ist, ein Teil des Teams zu sein.

GW – Und dann gibt es noch die dritte Säule Ihrer Fachschule, den Fanclub …

Niggemeier – … der Fanclub ist alles, was den Fensterbau attraktiver macht. Hier haben wir schon sehr viele Ideen gesammelt. Hier wollen wir beispielsweise eine coole Berufskluft etablieren. Oder vielleicht eine Grillsauce für Fensterbauer platzieren. Diese könnten wir in Kartuschen verpacken, die wie Silikontuben aussehen.

GW – Sie grenzen sich durch den Begriff Fachschule für die Fenstermontage zu anderen Gewerken klar ab. Ihnen geht es nicht um die Montage von Sonnenschutzelementen?

Niggemeier – Nein, wir wollen präzise und klar auftreten. Wenn die Sonnenschutzbranche von dem Konzept überzeugt ist und Ähnliches aufbauen möchte: Unsere Türen für Gespräche und Kooperationen sind ganz weit offen.

GW – Kommen wir auf die Schulgebühren zu sprechen – mit was muss ein Schüler rechnen?

Niggemeier – Wir werden die Schulgebühr durch Sponsoren besonders niederschwellig halten. Der Schüler oder die Schülerin sollte nicht mehr zahlen müssen als für einen durchschnittlichen Handy-Vertrag. Auch denken wir daran, die Schulgebühr an den Schüler wieder zurückzuerstatten, wenn er innerhalb von drei Jahren die 5 Sterne eingesammelt hat. Wir möchten ja nicht sein Geld, sondern seine Arbeitskraft in die Branche bringen. Und mit dem ersten Seminar soll der Schüler auch sofort begeistert werden für den Fensterbauer.

GW – Wie wollen Sie das schaffen?

Niggemeier – Es wird ein Welcome-Seminar geben von Armin Leinen, der sicher dafür sorgen wird, dass die Schüler die Berufsaussichten lieben werden. Auch werden sie in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt und dann voller Stolz über ihren Beruf sprechen.

GW – Sie sprachen von Sponsormöglichkeiten?

Niggemeier – Wir werden jetzt Partner einsammeln, die die Fachschule finanziell und auch durch Leistungen unterstützen, damit wir die weiteren Schritte gehen können. Da wird es Sponsormöglichkeiten und Partnerbeiträge geben.

GW – Welches Ziel haben Sie sich für die Fachschule gesetzt?

Niggemeier – Ich hätte gerne eine Marktdurchdringung von 50 Prozent – in rund 5 Jahren. Wenn wir das nicht schaffen, sehe ich die Idee als gescheitert an.

GW – Wie geht es jetzt weiter mit der Fachschule?

Niggemeier – Wir sammeln gerade aktive Unterstützer und Partner mit verbindlichen Finanzierungszusagen ein. Wenn wir eine kritische Masse überschritten haben, können wir die nächsten Schritte für die Online-Programmierung beauftragen. Richtig Gas können wir erst geben, wenn wir ein festes Budget haben.

GW – Im Sinne der Branche: Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit der Fachschule!

Das Gespräch führte Chefredakteur ­Daniel Mund.