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Interview mit Christian Futterlieb von VR Equitypartner

„Unser Ziel ist es, Betriebe weiterzuentwickeln“

Glaswelt – Was hat sie dazu bewegt, in einen Betrieb der Glasbranche zu investieren?

Christian Futterlieb – Wir sind ein Investor, der sehr stark im Mittelstand aktiv ist, gerade auch für kleinere Unternehmen. Die Glasbranche passt für uns, da dies ein Markt ist, der sich konsolidiert und wir können hier Betrieben helfen, die sich fit für die Zukunft machen wollen. Genau auf solche Unternehmen, die etwas bewegen wollen, richten wir unser Augenmerk.

Aktuell arbeiten wir mit Glas Strack aus Bochum zusammen. Dieser Glasveredler ist u. a. auf Sicherheitsgläser (ESG und VSG), Designgläser, Glasdruck sowie auf Spezialgläser fokussiert. Der Betrieb verfügt über eine große Fertigungstiefe, da er sehr viele Prozessschritte selbst umsetzen kann und zudem auch viele individuelle Glasprodukte anbietet. Glas Strack ist gut im Ruhrgebiet positioniert und liefert deutschlandweit aus. Dazu kommt eine sehr flexible Logistik sowie der eigene Fuhrpark. Das waren für uns gute Gründe, in Glas Strack zu investieren.

Glaswelt – Sie kaufen also keine Betriebe auf, um sie nach 1 bis 2 Jahren wieder abzustoßen?

Futterlieb – Nein, ganz im Gegenteil. Wir investieren in Betriebe, um sie aufzubauen und nachhaltig fit und stark zu machen. Dazu investieren wir auch hohe Summen, z. B. in neue Maschinen. Unser Engagement geht in der Regel über mehrere Jahre. Wir haben einen langen Atem und keine Shareholder im Nacken, die jährlich hohe Renditen erwarten. Kurz gesagt, wir suchen immer Unternehmen, die mit einer guten Perspektive nach vorne gehen wollen.

Glaswelt – Welche Potenziale sehen und suchen Sie, um einen Betrieb zu übernehmen?

Futterlieb – Interessant sind Nischenanbieter wie Glas Strack. Neben einem soliden Betrieb mit ansprechenden Produkten bewerten wir auch dessen Kundenumfeld. Bei Glas Strack sind die Kunden Bauhandwerker, die über den eigenen Fuhrpark beliefert werden. Damit ist klar, dass der Betrieb die Logistik-Kette im Griff hat und so schnell bei seinen Kunden ist. Das ist ein Asset und erleichtert den Handwerkern die Arbeit. Weiter sehen wir gute Chancen, dass Glas Strack seine Strategie weiterentwickelt, z. B. mit dem Online-Shop. Alles in allem ein erfolgversprechender Betrieb.

Christian Futterlieb ist Managing Partner und Geschäftsführer bei der VR ­Equitypartner Beteiligungsgesellschaft.

Foto: VR Equitypartner

Christian Futterlieb ist Managing Partner und Geschäftsführer bei der VR ­Equitypartner Beteiligungsgesellschaft.

Glaswelt – In welchem Umfeld von Unternehmen werden Sie als Investor aktiv?

Futterlieb – Die Mehrheit unserer Investitionen machen wir im Bereich der Unternehmernachfolge. Wenn es etwa in Familienbetrieben keine eigenen Nachfolger gibt, unterstützen wir beispielsweise Mitarbeiter dabei, den Betrieb zu übernehmen und damit am Laufen zu halten. Gleichzeitig sind die neuen Geschäftsleiter mit an der Firma beteiligt und werden damit zu Unternehmern.

Glaswelt – Welches Input geben Sie in die Betriebe?

Futterlieb – Wir helfen dabei, die neuen Unternehmen zu strukturieren und bauen sie mit Blick auf die kommenden fünf Jahre auf. Die Geschäftsführung eines handwerklichen Betriebs ist in der Regel sehr stark ins Tagesgeschäft eingebunden. Wir als Investor unterstützen bei der strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens, u. a. mit Workshops, dazu kommt der Aufbau eines Reportings etc.

Ganz wichtiger Punkt: Das operative Tagesgeschäft bleibt immer in der Verantwortung der Betriebsleitung. Hier ist maximale Freiheit gegeben.

Glaswelt –Was unterscheidet Sie von anderen Investoren?

Futterlieb – Wir sehen uns als Mittelstand-Finanzierer, nicht als Investmentbanker. Unsere Gesellschaft ist eine Tochter der DZ Bank AG, die wie die Volks- und Raiffeisenbanken zur Genossenschaftlichen Finanzgruppe gehört. Ganz wichtig: Wir haben keine externen Investoren und sind auch keinen Fonds angeschlossen. Wir investieren ausschließlich bankeigene Mittel. Das bedeutet, wir müssen keine Rendite für Investoren bieten.

Als Teil des genossenschaftlichen Finanzverbunds wollen wir die Betriebe langfristig entwickeln (8 – 10 Jahre), damit sie stark werden. Dazu kommt, dass wir für die Betriebe auch dann noch da sind, wenn keine Beteiligung mehr besteht.

Glaswelt – Wie sehen Sie die strategische Ausrichtung von Glas Strack heute?

Futterlieb – Wir sind sehr zufrieden damit, wie die Anfangsphase bei Glas Strack angelaufen ist. Trotz Coronakrise gab es keine Lieferschwierigkeiten, im Gegenteil, die Lieferantenbasis konnte erweitert werden. Die Maschineninvestitionen (Glasbearbeitung) hatten wir bereits angesprochen, ebenso die in die Logistik.

Darüber hinaus wird gerade in Software und den Online-Shop investiert (online Bestellmöglichkeit mit Produkt-Konfigurator). Im Gespräch sind auch weitere mögliche Standorte.

Glaswelt – Sind Sie daran interessiert, in weitere Betriebe aus der Glasbranche zu investieren?

Futterlieb – Das Handwerk hat Zukunft, und hier wollen wir den Betrieben – falls notwendig – Hilfestellung geben. Wir suchen deshalb immer aktiv nach Unternehmen, dabei stehen für uns auch die Betriebe aus der Glasbranche im Fokus.

Das Interview führte Matthias Rehberger.

Zur Person

Christian Futterlieb ist Managing Partner und Geschäftsführer bei der Frankfurter Beteiligungsgesellschaft VR Equitypartner. In dieser Rolle verantwortet er die Akquisition und Wertsteigerung ­von Direktbeteiligungen von bzw. bei mittelständischen Unternehmen sowie Mezzanine-Finanzierungen. Vor seinem Einstieg bei VR Equitypartner arbeitete als Prokurist in unterschiedlichen Positionen bei PricewaterhouseCoopers.

Christian Futterlieb ist Diplom-Betriebswirt und Certified Public Accountant (CPA). Er hat an der Universität Mannheim studiert.

VR ­Equitypartner

VR Equitypartner ist ein führender Eigenkapitalfinanzierer in der DACH-Region und begleitet mittelständische (Familien-)Betriebe bei der strategischen Lösung komplexer Finanzierungsfragen. Beteiligungsanlässe sind Wachstums- und Expansionsfinanzierungen, Betriebsnachfolgen, u. a. werden Mehrheits- und Minderheitsbeteiligungen sowie Mezzanine-Finanzierungen angeboten. Als Tochter der DZ BANK stellt VR Equitypartner die Nachhaltigkeit der Firmenentwicklung vor kurzfristiges Exit-Denken. Das Portfolio umfasst ca. 60 Engagements mit einem Investitionsvolumen von 400 Mio. Euro
www.vrep.de