GW – Wie beurteilen Sie den aktuellen Erfolg der Folienkaschierungen von Continental?
Rainer Irouschek – Wir befinden uns in einer schwierigen Branchensituation. Dennoch sind wir im vergangenen Jahr gewachsen, was aber vor allem auf das außereuropäische Geschäft zurückzuführen ist. Der deutsche Markt ist schwierig, Europa insgesamt auch, mit wenigen Ausnahmen wie Polen - ein klassisches Herstellerland, das in die Nachbarländer und auch in die USA liefert.
GW – Wie sieht es mit dem Start in 2025 aus?
Irouschek – Die ersten drei Monate sind wir wieder im Plus, wobei wir noch stärker vom außereuropäischen Ausland abhängig sind. Der europäische Markt wird schwierig bleiben – ich glaube, das wird so auch noch das ganze Jahr anhalten. Aber: In Deutschland verzeichnen wir ein leichtes Plus.
GW – Welche Farbtrends beobachten Sie derzeit im Markt?
Irouschek – Der Hauptläufer ist immer noch klassisches Anthrazit, RAL 7016. Aber der große Zuwachs kommt jetzt mit schwarz.
GW – Heizt sich ein Fenster mit schwarzer Folie nicht stärker auf als eines mit grauer Folie?
Irouschek – Wenn man sich den TSR-Wert anschaut, dann liegt Schwarz fast gleichauf mit Anthrazitgrau – der Unterschied beträgt nur etwa ein halbes Prozent (Anm. d. Red.: Der TSR-Wert gibt an, wie viel Sonnenstrahlung reflektiert werden kann und damit auch, wie warm oder kalt eine Oberfläche ist).
GW – Schwarze Fenster? Ist das ein dauerhafter Trend?
Axel Schmidt – Das ist ein internationaler Trend, nicht nur hier in Deutschland. Er kommt sogar aus den USA. Dort gibt es übrigens kaum graue Folien, sondern eher braune, dunkelbraune und schwarze. Schwarzbraun war der Vorläufer von schwarz. Trendsetter in Europa sind die Skandinavier, die den Schwarz-Trend schon lange haben. Das sieht man auch in der Inneneinrichtung – Möbelfüße oder Badarmaturen gibt es dort viel in Schwarz.
Irouschek – Wir haben bei mattex Schwarz mit einem extremen Matt kombiniert. Das war die absolut richtige Entscheidung. Diese Wertigkeit in Verbindung mit dem niedrigen Glanzgrad wirkt wie eine Pulverbeschichtung – genau das, was die Industrie schon immer wollte. Früher war Kunststoff in der zweiten oder dritten Liga, was die Wertigkeit anging. Heute spielen wir in der ersten Liga. Es gibt keine optischen Defizite mehr.
GW – Ist der Trend bei Neubau und Sanierung gleich?
Schmidt – Ein Trend ist deshalb ein Trend, weil er breit ist. Ob Sanierung oder Neubau spielt keine große Rolle. Vom Gefühl her ist die Sanierung sogar fast einen Schritt weiter, weil im Neubau jahrzehntelang sehr viel Anthrazitgrau dominiert hat und man sich daran ein bisschen satt gesehen hat. Jetzt ändert sich das, es wird eher schwarz genommen oder es kommen andere Grautöne.
GW – Was sind die Herausforderungen bei dunklen Folien und wie lösen Sie diese?
Irouschek – Mit unserer Cool Colors Plus-Technologie haben wir eine hervorragende Lösung für schwarze Folien. Wenn man ein schönes schwarzes Fenster haben möchte, kann man das nur mit einer hochwertigen Folie erreichen.
Andreas Grueb – Wir sprechen mit unseren Kunden über die genauen Oberflächentemperaturen und was möglich ist. Wir haben hier am Standort einen eigenen Messstand aufgebaut, wo wir fertige Fenster unter realen Bedingungen messen – wo die heißesten Stellen sind und was dort passiert. So können wir Hilfestellung geben. Es gibt so viele verschiedene Systeme auf dem Markt, wir können nicht jedes bewerten, aber wir können Hinweise geben, was wir mit unseren Messungen herausgefunden haben.
GW – Was ist besser: dunkle Folie mit dunklem oder mit hellem Grundkörper?
Grueb – Der helle Basiskörper ist natürlich immer besser, was die Wärmereflexion angeht. Aber bei cool colors Plus mit der weißen Rückseitenfolie schalten wir diesen Einflussfaktor weitestgehend aus. Im Grunde genommen mache ich aus dem dunklen Grundkörper einen weißen. Der Unterschied ist etwa ein Prozent - der Einflussfaktor ist wirklich gering. Deshalb unterstützen wir auch gerne dunkle Grundkörper, wenn man sie mit der passenden Folie kombiniert.
Schmidt – Die angepasste Grundkörperfarbe ist vor allem dort wichtig, wo keine Folie ist, damit der Kontrast nicht so groß ist. Das ist letztlich eine Designfrage.
GW – Wie hoch schätzen Sie den Farbanteil in Deutschland ein?
Irouschek – Wir müssen zwischen dem Farbanteil und dem Folienanteil unterscheiden. Ich würde für den Farbanteil eine Größenordnung von 40 Prozent annehmen. Das ist aber nicht offiziell erhoben, wir haben das bei Kunden abgefragt. Im Ausland, zum Beispiel in Italien, haben wir einen Folienanteil von 70 bis 80 Prozent. Dort wird auch viel weiß auf weiß kaschiert, was hier nicht so häufig vorkommt. In Holland ist es Cremeweiß, in Norddeutschland eher Kunststoffweiß.
Schmidt – Der Folienanteil nimmt auf jeden Fall weiter zu. Wenn ich mir anschaue, wie sich ein weißes Profil im Vergleich zu einem beschichteten Profil entwickelt hat, dann entwickelt sich das Foliengeschäft auf hohem Niveau weiter – in kleinen Schritten, aber es wird eher mehr als weniger.
GW – Wie schätzen Sie die Entwicklung bei Kunststoff mit Aluminiumdeckschale ein?
Irouschek – Das wird deutlich zurückgehen. Das ist eine hochwertige Nische, die es immer geben wird. Es gibt Unternehmen, die hier weiter investieren. In jedem Markt gibt es ein Hochpreissegment. Aber die neuen Kunststoffsysteme kommen dem Aluminiumfenster von der Geometrie her schon sehr nahe. Ich glaube, dass der Bedarf zurückgeht, weil man es durch ein adäquates Produkt ersetzen kann.
Schmidt – Der Siegeszug von PVC ist in der Welt der Architekten und Planer noch nicht überall angekommen. Es wird immer noch Architekten geben, die sagen, Aluminium ist Aluminium. In der Fachbranche ist das Bewusstsein für die Folie als Alu-Alternative schon eher da – auch weil inzwischen jeder Systemgeber ein scharfkantiges, schmales Profil entwickelt hat. Aber bis sich jeder Architekt sagt, dann kann ich auch mit PVC-Fenstern arbeiten, wird es noch dauern.
Irouschek – Am Ende ist der Preis das Entscheidungskriterium. Wenn das Geld keine Rolle spielt, wird man weiterhin Aluminium nehmen. Aber wenn man mit seinen Fensterelementen einen bestimmten Preispunkt treffen muss, dann ist das beschichtete Kunststofffenster die erste Wahl.

Foto: Daniel Mund / GW
GW – Sind die technologischen Möglichkeiten bei Folien wie Cool Colors Plus ausgereizt oder gibt es noch Entwicklungspotenzial?
Irouschek – Es gibt Grenzen. Nehmen wir das Beispiel Schwarz: 50 Prozent der Energie kommt aus dem sichtbaren Bereich, 50 Prozent aus dem nicht sichtbaren Bereich. Wenn wir 100 Prozent Reflexion im nicht sichtbaren Bereich hätten, dann hätten wir 50 Prozent TSR. Heute sind wir bei 37. Es gibt also rein physikalische Grenzen. Wir qualifizieren immer neue Pigmente, aber wenn ich ein schwarzes Fenster haben will, dann habe ich 50 Prozent Absorption im sichtbaren Bereich – da komme ich nicht drum herum, sonst ist es nicht mehr schwarz.
GW – Wie steht es um die Langlebigkeit der Folien?
Irouschek – Das war der Ausgangspunkt unserer gesamten Entwicklungsarbeit. Vor 20 Jahren waren etwa 10.000 Bewitterungsstunden das Ziel, und wenn man das erreicht hatte, war man zufrieden. Heute sind wir bei etwa dem Dreifachen, bis ein Versagenskriterium in der künstlichen Bewitterung gefunden wird.
GW – Wie schneidet die Folie im Vergleich zu einer Lackierung ab?
Irouschek – Lack ist in der Haltbarkeit deutlich schlechter als Folie. Das hängt immer mit der Anzahl der Pigmente zusammen, die verwendet werden können. Ein Lack hat nur eine sehr dünne Schicht und damit eine begrenzte Anzahl von Pigmenten. Bei einer Folie ist das immer deutlich besser. Außerdem hat die Folie noch die UV-Filterschicht oben drauf, also die Acrylatfolie, was auch zur Haltbarkeit beiträgt.
Schmidt – Der einzige Vorteil von Lack ist, dass jeder RAL-Farbton möglich ist. In der Haltbarkeit ist er der Folie deutlich unterlegen.
GW – Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Continental?
Grueb – Den Druck, hier mehr zu tun, machen wir uns selbst. Continental hat klare Vorgaben, bis wann die Produkte CO2-neutral sein müssen – bis 2050 soll das so sein. Dementsprechend gibt es eine Entwicklungsroadmap, auf der wir im Moment gut unterwegs sind.
Bei jeder neuen Produktentwicklung ist Nachhaltigkeit ein fester Bestandteil, den es zu erfüllen gilt: Recyclingfähigkeit, Rezyklatanteil, Abluftfilterung, bio-basiertes PVC – das sind wichtige Attribute. Im Innenbereich wird bio-basiertes PVC bereits eingesetzt, zum Beispiel für Kunstleder. Für Folien wird es derzeit geprüft.
Irouschek – Mit unserer Premium-Partnerschaft bei Rewindo sind wir beim PVC-Recycling ganz vorne mit dabei. Im Jahr 2020 sind wir als erster Folienanbieter dieser Premium-Partnerschaft mit der Recycling-Initiative beigetreten. Bei uns gibt es fast keinen Abfall mehr, alles wird in den Produktionsprozess zurückgeführt, auch die Randstreifen. Bei Lacken haben sie dagegen ein Riesenthema mit Overspray – das ist ja auch in der Automobilindustrie eine große Diskussion. Das gibt es bei Folie nicht.
GW – Werden wir auf der nächsten Fensterbau Neuheiten von Continental sehen?
Irouschek – Wir arbeiten immer an Innovationen. Unser Zyklus ist aber aufgrund der hohen Bewitterungsanforderungen relativ lang. Das bedeutet für uns lange Qualifizierungszeiten. Aber trotzdem möchte ich Ihre Leserinnen und Leser schon jetzt neugierig auf unseren Messestand machen: Ich bin mir sicher, dass wir zur nächsten Fensterbau etwas Neues zeigen werden.
Generell sind die Prioritäten bei Kunststofffenstern klar: Prio 1 ist die Funktion: wie warm wird das Fenster bei dunklen Farben? Prio 2 ist die Farbbeständigkeit: wie lange hält die Farbe und die gesamte Beschichtung? Und erst an dritter Stelle kommt das Design. Die Designtrends bleiben stabil – der skandinavische Trend mit natürlichen Holzoptiken wird bleiben und im Uni-Bereich dominiert weiterhin Matt. Es wird durchdachte Neuheiten geben, wo wir vielleicht die eine oder andere Lücke schließen können.
GW – Meine Herren, vielen Dank für die Informationen und viel Erfolg für den weiteren Jahresverlauf!
Das Gespräch am Conti-Standort in Weißbach führte Chefredakteur Daniel Mund.

Foto: Continental
Das steckt hinter Conti Exterior Living
Der Bereich Exterior Living von Continental umfasst hoch-funktionale und designorientierte Oberflächenlösungen für den Gebäude-Außenbereich. Im Fokus stehen Folienbeschichtungen für Bauelemente wie Fensterprofile, Haustüren, Garagentore, Fassadenverkleidungen sowie weitere Außenanwendungen wie Outdoor-Möbel oder Trennelemente. Continental bietet verschiedene Produktlinien an,
darunter:
Die Oberflächenlösungen sind speziell für den Einsatz im Außenbereich konzipiert und bieten:
Technologische Innovationen
Ein zentrales Merkmal der Exterior Living Produkte ist die patentierte cool colors Technologie, die das Aufheizen der Oberflächen durch Sonneneinstrahlung reduziert. Erreicht wird dies durch spezielle Farbpigmente, die bis zu 80 % der Strahlung im nahen Infrarotbereich reflektieren und so die Oberflächentemperatur um bis zu 15 °C senken.
Für besonders heiße Klimazonen und besondere Beanspruchungen wurde die cool colors Plus-Technologie entwickelt. Diese nutzt einen dreischichtigen Aufbau, um die Wärmeaufnahme insbesondere bei dunklen Oberflächen weiter zu reduzieren.
Ursprünglich wurden die Außenfolien unter der Marke skai vertrieben. Seit 2024 bündelt Continental diese Produkte unter der Marke Conti, um die Außenanwendungen klar von den Innenanwendungen abzugrenzen.
www.continental-industry.com/exterior-films

Foto: Continental
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