GW – Herr Grünbeck, können Sie uns bitte einen kurzen Überblick über die Grünbeck GmbH geben? Seit wann produzieren Sie Brandschutzelemente und wie hat sich dieser Bereich entwickelt?
Maximilian Grünbeck – Wir sind ein mittelständisches Familienunternehmen mit Sitz in Plauen, das seit 85 Jahren und mit aktuell 80 Beschäftigten, hochwertige Fenster- und Türelemente fertigt und vertreibt. Durch unser Vollsortiment können wir Kunden materialübergreifend individuelle Lösungen aus einer Hand anbieten. Den Bereich Brandschutz haben wir vor rund 20 Jahren ins Portfolio aufgenommen, die Nachfrage ist in den letzten Jahren stark gestiegen.
GW – Was hat Sie dazu veranlasst, eine eigene Produktwelt für Brandschutz zu entwickeln und sie als „Brandschutzhero“ zu bezeichnen?
Grünbeck – Wir haben festgestellt, dass Brandschutzlösungen oft als Kompromiss wahrgenommen werden – funktional, aber optisch wenig ansprechend. Mit Brandschutzhero wollen wir eine klares Markenbild schaffen, das für geprüften Brandschutz, hohe Verarbeitungsqualität und maximale Gestaltungsfreiheit steht und zeigen, dass Sicherheit und Design keine Gegensätze sein müssen. Zudem erleichtert die Markenstruktur die Ansprache und Sichtbarkeit gegenüber unseren Kunden.
GW – Wie groß ist der Anteil dieser Produktwelt am Gesamtumsatz Ihres Unternehmens?
Grünbeck – Der Bereich macht mittlerweile rund 30 % unseres Umsatzes aus – Tendenz steigend. In den letzten fünf Jahren ist der Umsatzanteil im Brandschutz deutlich schneller gewachsen als unser Standardgeschäft.
GW – Brandschutzelemente sind oft aus Holz. Für den Laien klingt das zunächst widersprüchlich. Können Sie den Widerspruch auflösen? In welchen Holzarten und Oberflächen werden die Brandschutzelemente angeboten?
Grünbeck – Tatsächlich liegt der größere Marktanteil in diesem Segment bei Aluminium-Elementen, die wir auch herstellen. Es stimmt allerdings, dass man bei Feuerwiderstand nicht sofort an Holz denkt. Der natürliche Werkstoff verhält sich im Brandfall jedoch berechenbar: Er bildet eine schützende Kohleschicht, die den darunterliegenden Kern isoliert. In Verbindung mit speziellen Einlagen und Gläsern lassen sich so hohe Feuerwiderstandsklassen erreichen. Wir bieten diese Produkte in den marktüblichen Holzarten an. Dabei ist die Rohdichte wichtig, aber auch Kiefer und Fichte sind möglich. Das breite Spektrum der Oberflächenlackierungen bei den Holzfenstern bleibt erhalten. Ausführungen mit Aluminiumschale sind ebenfalls möglich.
GW – Brandschutzelemente werden in Feuerwiderstandsklassen eingeteilt. Früher galt die DIN 4102, aktuell ist jedoch die DIN EN 13501 gültig. Sind die Klassifizierungen untereinander vergleichbar? Welche Feuerwiderstandsklassen decken Ihre Produkte ab?
Grünbeck – Die alte DIN 4102 und die europäische DIN EN 13501 nutzen unterschiedliche Klassifizierungssysteme, verfolgen aber das gleiche Ziel: die Festlegung, wie lange ein Bauteil im Brandfall seine Funktion erfüllt. Während die DIN 4102 beispielsweise mit „T30“ oder „F30“ arbeitete, verwendet die EN 13501 Kürzel wie EI30 oder EI60.
GW – Bis zu welcher welcher Widerstandsklasse bieten Sie Ihre Brandschutztüren an?
Grünbeck – Unsere Brandschutztüren und -fenster aus Holz und Aluminium decken aktuell die Klassen EI30 bis EI90 ab.
GW – Sind auch Rund- oder Segmentbogentüren mit diesen Widerstandsklassen möglich?
Grünbeck – Diese Elemente sind technisch aufwendiger, aber auch hier bieten wir Lösungen an. Sonderformen wie kreisrund oder oval gehören mittlerweile zu unserem Standardprogramm.
GW – Welches Glas verwenden Sie für Ihre Brandschutzelemente und inwiefern unterscheidet es sich von herkömmlichem Glas?
Grünbeck – Wir verwenden spezielles Brandschutzglas, das mindestens eine brandhemmende Schicht beinhaltet, im Brandfall ’aufschäumt’ und eine opake, isolierende Fläche bildet. Dadurch wird die Ausbreitung der Flammen verhindert, und die Wärmeübertragung wird stark reduziert. Normales Float-Isolierglas würde hier bereits nach kurzer Zeit versagen.
GW – Wie detailliert können Sie auf Sonderanforderungen reagieren, beispielsweise in denkmalgeschützten Gebäuden oder bei besonders komplexen Architekturprojekten?
Grünbeck – Hier liegt eine unserer größten Stärken: Wir entwickeln maßgeschneiderte Lösungen, die optisch und technisch in das jeweilige Umfeld passen. Dazu arbeiten wir eng mit Architekten, Bauherren und den ausführenden Betrieben zusammen, um auch außergewöhnliche Projekte regelkonform umzusetzen.
GW – Worauf müssen Ihre Kunden bei der Montage besonders achten, um Brandschutzanforderungen zu erfüllen?
Grünbeck – Die fachgerechte Montage ist entscheidend. Schon kleine Abweichungen von den Vorgaben können die Zulassung des Elements ungültig machen. Montagebetriebe müssen über entsprechend qualifiziertes Personal verfügen. Wichtig sind unter anderem die richtige Befestigung, der Einsatz zugelassener Dicht- und Dämmmaterialien, sowie die Einhaltung der Einbauanleitung.
GW – Bieten Sie Schulungen, Montageanleitungen oder Vor-Ort-Unterstützung an?
Grünbeck – Wir bieten Schulungen für Monteure, detaillierte Montageanleitungen und auf Wunsch auch eine Vor-Ort-Begleitung an. Das gibt Sicherheit – sowohl den Monteuren als auch den Endkunden.
GW – Welche typischen Fehler oder Missverständnisse begegnen Ihnen bei Kunden im Zusammenhang mit Brandschutzelementen?
Grünbeck – Häufig wird unterschätzt, wie wichtig die Montage ist. Manche glauben, dass ein geprüftes Bauteil automatisch Brandschutz bietet – unabhängig vom Einbau. Auch die korrekte Wartung wird oft vergessen. Brandschutzelemente sind kein einzelnes Produkt, sondern Teil eines ganzheitlichen Konzepts.
GW – Sie weisen auf individuelle Lösungen und schnelle Lieferzeiten hin. Was heißt das konkret?
Grünbeck – Individuell heißt bei uns: Wir fertigen genau das, was das Projekt erfordert – in Maß, Form, Oberfläche und technischer Ausstattung. Schnelle Lieferzeiten erreichen wir durch schlanke Fertigungsprozesse und eine hohe Fertigungstiefe. Unser Liefergebiet umfasst den gesamten deutschsprachigen Raum und auf Anfrage auch internationale Projekte.
GW – Lüftung und Brandschutz scheinen ein Widerspruch in sich zu sein. Gibt es öffenbare Brandschutzfenster?
Grünbeck – Ja, es gibt öffenbare Brandschutzfenster mit geprüften Beschlägen und speziellen Automatikfunktionen, die im Brandfall selbstständig schließen. Sie verbinden Sicherheit mit Komfort. Allerdings sei der Vollständigkeit halber erwähnt, dass keine Kippfunktionen möglich sind.
GW – Welche Neuheiten plant die Grünbeck GmbH im Bereich Brandschutz?
Grünbeck – Wir arbeiten aktuell an leichteren Konstruktionen mit gleicher Widerstandsfähigkeit und an neuen Oberflächen, die noch mehr Designfreiheit bieten.
GW – Was ist Ihre persönliche Vision für Grünbeck und insbesondere für die Produktwelt „Brandschutzhero”?
Grünbeck – Getreu unserem Motto: „Wir machen Brandschutz einfach.“, möchte ich, dass Brandschutzhero es schafft, die Komplexität des Themas für alle Beteiligten zu reduzieren. Im Kern geht es um Leib und Leben der Menschen, und ich bin davon überzeugt, dass wir durch eine sukzessive Vereinfachung – selbstverständlich ohne Reduzierung der Standards – den Zugang zu und die Notwendigkeit von Brandschutzelementen noch weiter erhöhen können.
GW – Wie sehen Sie die Rolle von Grünbeck in der Bau- und Sicherheitsbranche der Zukunft?
Grünbeck – Wir werden als mittelständischer Hersteller weiterhin den Vorteil nutzen, flexibel, innovativ und kundenorientiert zu arbeiten. Brandschutz bleibt ein wachsendes Segment – und wir wollen mitgestalten, wie Sicherheit und Architektur harmonisch zusammenfinden.
GW – Herr Grünbeck, danke für die Auskünfte und viel Erfolg weiterhin mit den Brandschutzhelden!
Die Fragen platzierte Chefredakteur Daniel Mund