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Berner Fachhochschule

Glas/Rahmen-Fensterverklebungen simulieren statt prüfen

Die Simulation am Bildschirm ist ein wichtiges Hilfsmittel, um Produkte und Konstruktionen effizient zu gestalten und ohne lange Versuchsreihen auf das Optimum hin zu verfeinern. Die Möglichkeiten, Konstruktionen mit der Finite-Elemente-Methode FEM am Bildschirm zu entwerfen, sind enorm.

Die Berner Fachhochschule BFH erforscht die Anwendung der FEM für geklebte Glas/Rahmen-Konstruktionen an beweglichen Fensterflügeln. Das Augenmerk liegt dabei auf den Kleb- und Dichtstoffen (Acrylat, PU, Silikon), der Fenstergeometrie, der Anordnung der Klebefuge und der Verklebungsart. Im Weiteren geht es um die Modellierung von Materialeigenschaften, statischen Anforderungen sowie um Versagensmechanismen. Das Zusammenspiel all dieser Parameter lässt sich bei einer geklebten Glas/Rahmen-Konstruktion bereits weitgehend am Bildschirm simulieren.

Was ist die Finite-Elemente-Methode FEM?

Nummerisches Modell mit FEM für eine Fensterkonstruktion

Bieler Fachhochschule

Nummerisches Modell mit FEM für eine Fensterkonstruktion

Grundlage ist die sogenannte Finite-Elemente-Methode FEM, ein numerisches Verfahren. Sie ermöglicht Festigkeits- und Verformungsuntersuchungen komplexer geometrischen Formen und Kräfteverhältnisse und berücksichtigt dabei das spezifische Materialverhalten. Indem man Kräfte, Lasten und Randbedingungen für eine endliche Zahl von Elementen erfasst, lässt sich das physikalische Verhalten des Gesamtkörpers abbilden und am Schirm bereits optimieren. Der Nutzen liegt auf der Hand: Kürzere Entwicklungszeiten, weniger Prüfreihen, mehr Produktsicherheit – und damit mehr Schlagkraft am Markt.

Die Forschungsergebnisse werden jetzt noch überprüft und validiert, bevor sie an die Industrie weitergegeben werden. Konkret geht es darum, die zuvor errechneten Verformungswerte unter verschiedenen Lastfällen praktisch nachzuprüfen. Die BFH nutzt dazu modernste Messtechnik.

Mit der 3D-Messung den Verformungen auf der Spur

Die errechneten Werte werden mit dem Messverfahren „Digitale Bildkorrelation“ (Digital Image Correlation DIC) geprüft. Das Verfahren wurde auf der Fensterbau Frontale im Juli 2022 vorgestellt.  Dieses kamerabasierte Verfahren zur berührungslosen Verformungsmessung kommt vor allem bei Materialprüfungen und bei mechanischen Bauteiltests zur Anwendung. Zwei spezielle Kameras zeichnen dabei die Verschiebungen beliebiger Objektgeometrien unter Last auf. Zusammengeführt zeigen diese Bilder dann die dreidimensionale Verformung des Prüfteils.

Relative vertikale Verformung der Fensterkonstruktion unter einer Rackinglast mit DIC (links) und FEM (rechts)

Bieler Fachhochschule

Relative vertikale Verformung der Fensterkonstruktion unter einer Rackinglast mit DIC (links) und FEM (rechts)

Wichtig zu wissen, dass dieses Verfahren nicht nur Rückschlüsse auf die 3D-Verformung zulässt. Es erkennt dank Pixelkoordination auch die Dehnungen in der Bauteiloberfläche. Und noch wichtiger: Die in Biel zum Einsatz kommende Prüfanlage der BFH misst die Verformungen mit einer Genauigkeit im Bereich von 1/100 mm.

Das stützt die Zuverlässigkeit der Forschungsergebnisse: Die bisher gefahrenen Versuchsreihen bestätigen die mittels FEM errechneten Ergebnisse für geklebte Glas/Rahmen-Konstruktionen weitgehend. Die Validierung der Forschung zu modellierten Verklebungen ist damit auf gutem Weg.