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Einsparpotenziale im Blick

Wie Fensterbauer trotz Materialpreisexplosion profitabel bleiben

Die Fensterbaubranche befindet sich in einer paradoxen Situation: Während die Auftragsbücher zum Teil gut gefüllt sind, erodieren die Margen, so Mike Kersting, Vorstand der SMK Group, zur wirtschaftlichen Lage. Aber die Analyse der SMK Group aus über 150 Unternehmensprojekten zeigt: In vielen Betrieben schlummern erhebliche Einsparpotenziale. „Zwischen 20 und 30 % der laufenden Kosten sind in vielen Betrieben reduzierbar – ohne einen einzigen Arbeitsplatz abzubauen“, betont Kersting. Ein wesentlicher Hebel sei dabei ein systematisches Risikomanagement, das in vielen Handwerksbetrieben fehle.

Die erste Kostenfalle entsteht durch „Risikoblindheit im Alltag“. Viele Betriebe verlassen sich auf historische Versicherungspolicen oder gewachsene Beziehungen, ohne ihre tatsächlichen Risiken systematisch zu analysieren. Die Folge: hohe Prämien für irrelevante Risiken bei gleichzeitiger Unterversicherung bei echten Gefahren. Ein Praxisbeispiel zeigt, wie ein Fensterbaubetrieb mit 95 Mitarbeitenden nach einer unabhängigen Portfolioanalyse seine jährlichen Versicherungsprämien von 100.000 Euro auf 70.000 Euro senken konnte – bei gleichzeitig besserer Absicherung existenzieller Risiken.

Die zweite Kostenfalle liegt in kritischen Abhängigkeiten. Laut ZDH gaben über 65 % der holzverarbeitenden Handwerksbetriebe an, dass sie 2023 starke bis sehr starke Lieferschwierigkeiten bei Profilen, Glas oder Beschlägen hatten. Hinzu kommen IT-Monolithen und personelle Schlüsselabhängigkeiten. Ein Fensterbaubetrieb mit 55 Mitarbeitenden konnte durch die Migration von einer lokalen Serverlösung zu einer cloudbasierten ERP-Struktur mit Lieferantenportal seine Produktionsstillstände um 90 % reduzieren und 22.000 Euro/Jahr an Nacharbeit und Eilzuschlägen einsparen.

Die dritte Kostenfalle besteht in kurzfristigen Entscheidungen, die langfristige Verluste verursachen. Besonders bei der Mitarbeiterbindung und strategischen Finanzierung setzen viele Betriebe falsche Prioritäten.

Die Studie zeigt, dass ein Unternehmen mit 80 Mitarbeitenden durch eine Fluktuation von zehn Mitarbeitenden pro Jahr etwa 250 000 Euro an Kosten verursacht. Nach Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle und gezielter Weiterbildung sank die Fluktuation um 60 %.

Digitale Risiken werden unterschätzt

Neben den klassischen betriebswirtschaftlichen Herausforderungen stellen digitale Risiken eine wachsende Bedrohung dar. Laut Bitkom wurden 2023 über die Hälfte der mittelständischen Industrieunternehmen Opfer eines Cybervorfalls. Die Folgen können verheerend sein: Betriebsunterbrechungen mit Ausfällen von bis zu 30.000 Euro – pro Tag. Dennoch verfügen viele Betriebe über keine ausgereiften Notfallpläne oder Datensicherungen außerhalb der Produktionsumgebung.

Fünf Schritte zu mehr Resilienz

Um die wirtschaftliche Stabilität zu verbessern, empfiehlt Kersting einen systematischen Ansatz:

  • Risiken sichtbar machen durch ein unternehmensweites Risikoinventar
  • Bestehende Versicherungsverträge alle ein bis zwei Jahre durch unabhängige Experten prüfen lassen
  • Lieferketten und IT-Infrastrukturen widerstandsfähiger gestalten
  • Liquidität und Bonität strategisch planen mit digitalen Tools und proaktivem Bankendialog
  • In Mitarbeiterbindung investieren durch Weiterbildung und flexible Arbeitsmodelle
  • „Jetzt ist der Moment für entschlossenes Handeln. Nicht für hektischen Aktionismus, sondern für kluge Steuerung“, fasst Kersting zusammen. „Wer heute versteht, wo Risiken entstehen, kann morgen souverän entscheiden. Der Mittelstand hat die Substanz – er braucht nur den Mut, seine Struktur neu auszurichten.“

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