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Kunststofffenster: Woher kommen diese Flecken? Teil II

Das ift Rosenheim wurde vom Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz e.V. beauftragt, Untersuchungen zu einem Schadensfall vorzunehmen. Von Klaus Zinke (Vorstand des Bundesverbands der vereidigten Sachverständigen für Raum und Ausstattung e.V.) wurden Erfahrungen zu einer Veränderung von Rahmenprofilen bei Dachflächenfenstern mit innenliegendem Plissee-Behang gesammelt.

Es wurde analysiert, ob sich der naheliegende Verdacht erhärten lässt, dass eine Wechselwirkung zwischen Einbausituation, Fenster und Plissee besteht. Dafür wurden dem ift zwei schadhafte Dachflächenfenster mit innenliegendem Sonnenschutz zur Verfügung gestellt, um materialtechnische Untersuchungen zur Fragestellung durchzuführen. Die Fenster waren einige Zeit am Bau montiert und eine Rahmenseite war dabei direkt von der Sonne beschienen. Die Rahmenprofile weisen auf der belasteten Seite erhebliche dunkelviolette Verfärbungen auf.

In der Folge wurden Ausschnitte der PVC-Profile einer Wärmelagerung bei 180 °C unterzogen. Weiterhin wurden an den entnommenen Materialien sowie an einzelnen wärmegelagerten Proben thermogravimetrische Analysen und IR-Spektroskopien durchgeführt und die Ergebnisse miteinander verglichen. Aufgrund der Untersuchungen kann davon ausgegangen werden, dass die Verfärbungen auf eine thermische (Über-)Belastung des Kunststoffs zurückzuführen sind.

Der Einsatz des innenliegenden Sonnenschutzes bewirkt also nur indirekt die Veränderungen am Profil. Durch die – prinzipbedingt gewünschte – Abschirmung der Sonneneinstrahlung und damit verbundene starke Aufheizung der am höchsten angeordneten Profilbereiche kommt es zu den auch im Labor mittels Wärmelagerung nachstellbaren Veränderungen. In der Praxis hängt dies stark von den lokalen Einstrahlbedingungen, Abständen vom Sonnenschutz zur Glasoberfläche, dem Glasaufbau etc. ab. Prognosen bzgl. der Auftrittswahrscheinlichkeit sind mit dem derzeitigen Kenntnisstand nicht möglich.

Es wird im Gutachten die Aussage getroffen, dass es kaum wahrscheinlich ist, dass die Verfärbung durch Ausdünstungen oder Ablagerungen aus dem Plissee hervorgerufen wurde. Insbesondere spricht dagegen, dass die stärkste Verfärbung – mit Austritten von öligen Bestandteilen – auch im praktisch vollständig abgeschirmten Falz zwischen Glas und Flügelrahmen festzustellen ist. Weiter konnte mit Hilfe der thermischen Analyse keine chemische Veränderung am Plissee-Stoff festgestellt werden. Die festgestellten Veränderungen bei der Klebung der Lagen sind vermutlich auch auf die hohen Temperaturen zurückzuführen.

Dass der Effekt nur bei einzelnen Herstellern von Dachflächenfenstern auftritt, deckt sich mit Erfahrungen bei Farbveränderungen und Fleckenbildung bei normalen Kunststofffenstern. Da jeder Hersteller auch noch profilspezifisch eigene Kunststoffrezepturen verwendet, können einzelne Profile oder Fenstersysteme in stärkerem Umfang betroffen sein wie andere. Die Verfärbungen der Kunststoffoberfläche können durch abtragende Reinigung beseitigt bzw. abgemindert werden. Allerdings wird dabei die Kunststoffoberfläche nachhaltig beschädigt, was Auswirkungen auf die optische Erscheinung sowie eine erneute Verfärbung schon nach kurzer Zeit wahrscheinlich macht.

Typische Gelbverfärbung am unteren Flügelprofil eines Kunststoff-Fensters. Die Gelbverfärbung endet seitlich auf der Höhe der Schweißnähte.

Jürgen Sieber

Typische Gelbverfärbung am unteren Flügelprofil eines Kunststoff-Fensters. Die Gelbverfärbung endet seitlich auf der Höhe der Schweißnähte.

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