Die Stürtz Maschinenbau GmbH und die Stürtz Holding GmbH haben am 18. Juli 2025 beim Amtsgericht Neuwied Insolvenzantrag gestellt. Das international tätige Unternehmen, das sich auf Maschinen und Automatisierungslösungen für die Herstellung von Kunststoff-Fenstern spezialisiert hat, wird seinen Geschäftsbetrieb jedoch vollumfänglich fortführen. Das Amtsgericht bestellte Rechtsanwalt Jens Lieser und Rechtsanwalt Dr. Alexander Jüchser von Lieser Rechtsanwälte zu vorläufigen Insolvenzverwaltern.
Die rund 240 Mitarbeitenden wurden bereits im Rahmen einer Betriebsversammlung von den Insolvenzverwaltern und Geschäftsführer Jörg Breuer über die aktuelle Situation informiert. Die Löhne und Gehälter sind für die kommenden drei Monate über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Die Geschäftsführung geht zudem davon aus, dass der Betrieb für die nächsten Monate durchfinanziert ist.
Voller Auftragsbücher, trotzdem Finanzierungsprobleme
Trotz der finanziellen Herausforderungen steht das operative Geschäft auf stabilen Beinen: Die Auftragsbücher sind voll, und das Unternehmen ist bis Mitte 2026 ausgelastet. Produktion, Kundenservice und internationale Aktivitäten laufen uneingeschränkt weiter. Die Auslandstöchter in den USA, England, Polen, Kanada, Rumänien und China sind von der Insolvenz nicht betroffen.
Als Hauptgrund für die Insolvenz werden Finanzierungsprobleme genannt, die durch Weiterverkäufe im Private-Equity-Bereich entstanden sind. "In Folge dessen war der jetzige Gesellschafter nicht mehr bereit, Stürtz weiteres Kapital zur Verfügung zu stellen, um es zu finanzieren", heißt es in der Mitteilung des Unternehmens.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Alexander Jüchser sieht dennoch gute Perspektiven: "Stürtz ist ein hochspezialisiertes innovatives Maschinenbauunternehmen mit einer starken Marke, gut qualifizierten Beschäftigten und internationalen Kundenbeziehungen. Das sind gute Voraussetzungen für eine Sanierung im Interesse aller Beteiligten."
In den kommenden Wochen werden die Insolvenzverwalter gemeinsam mit der Geschäftsführung die Sanierungsoptionen prüfen, Gespräche mit Gläubigern führen und nach einer Investorenlösung suchen. Hierzu wird kurzfristig ein M&A-Prozess aufgesetzt.
Strategischer Investor gesucht

Daniel Mund / GW
Das 1946 gegründete Traditionsunternehmen mit Sitz in Neustadt/Wied-Rott zählt zu den führenden Anbietern von Maschinen, Software und Systemlösungen für Fensterbauer weltweit. Das Portfolio reicht von Einzelmaschinen bis zu vollautomatisierten Komplettlinien – von der Stabbearbeitung über Schweiß- und Putztechnik, Beschlagmontage und Glashandling bis hin zur vollintegrierten Materiallogistik. Die hauseigene "Stürtz Cloud"-Software sorgt dabei für maximale Prozesssicherheit.
"Unsere Belegschaft ist die treibende Kraft hinter dem Erfolg von Stürtz. Viele unserer Mitarbeitenden begleiten das Unternehmen seit Jahren mit großem Engagement und technischer Expertise", betonen die beiden Geschäftsführer Jörg Breuer und Udo Erath. Ziel des Verfahrens sei es, eine wirtschaftlich tragfähige Lösung zu erarbeiten und einen strategischen Investor zu gewinnen.
Die Capiton AG hat Stürtz Maschinenbau GmbH im Jahr 2021 übernommen. Die Übernahme wurde im Rahmen der Strategie von Capiton durchgeführt, mittelständische Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial zu unterstützen. Stürtz wurde dabei von dem vorherigen Eigentümer, der CGS Management AG, einer Schweizer Beteiligungsgesellschaft, übernommen.

Daniel Mund / GW