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Türöffner zu skalierbaren digitalen Vertriebskanälen

fensterversand.com geht an IFN HoldinG

Glaswelt – Herr Klinger, zu welchem Termin ist die mehrheitliche Übernahme wirksam?

Christian Klinger – Es ist mir ganz wichtig zu betonen: Es handelt sich hier nicht um eine Übernahme, sehen uns als strategischen Investor und ersetzen einen Finanzinvestor. Wir haben die Chance hier am Projekt Neuffer Fenster mitzuarbeiten. Wir haben mit Unterschrift vom 8. November 74,2 Prozent der Anteile übernommen und natürlich ist das Ganze noch Vorbehaltlich der Wettbewerbsbehörden.

Glaswelt – Wer hält die verbliebenen gut 25 Prozent der Anteile am Unternehmen? Was passierte mit den Anteilen der Investmentfirma Latour, die sich 2015 an Neuffer beteiligt hatte?

Philipp Neuffer – Ich persönlich halte die restlichen gut 25 Prozent. Die Anteile von Latour sind jetzt an die IFN Holding übergegangen.

Klinger – Wir haben nicht nur die Anteile des Finanzinvestors übernommen, sondern zusätzlich dem Unternehmen Kapital zur Verfügung gestellt und dadurch auch unseren Anteil entsprechend gesteigert. An dieser Stelle möchte ich ergänzen, dass wir mit den beiden online-Händlern Skanva und jetzt Neuffer unsere Position im digitalen Fensterhandel deutlich gestärkt haben und zum führenden Online-Händler in ganz Europa aufgestiegen sind – mit einem Umsatzvolumen von jetzt 55 Mio. Euro.

Glaswelt – Warum war Neuffer Fenster für Sie so interessant, Herr Klinger?

Klinger – Neuffer ist die geniale Kombination von 150 Jahre Fenstergeschichte und Fenster-Knowhow mit der ganzen online-Kompetenz und der Start-Up-Kultur mit einer klaren Vision. Wir selbst haben probiert, im E-Commerce-Bereich etwas aus bestehenden traditionellen Unternehmen aufzusetzen, mussten aber erkennen, dass das nicht so einfach ist. Unser IFN-Netzwerk ist ausgelegt als eine Art Kooperation unter Unternehmen, die Experten sind in ihren Bereichen. Manchmal macht es Sinn, sich weitere Experten ins Netzwerk zu holen und es nicht selbst anzupacken. Aber ich betone: Wir werden uns nicht in die Unternehmensführung der Firma Neuffer einmischen, solange der gemeinsam entwickelte Businessplan weitestgehend eingehalten wird.

Glaswelt – Wie sieht denn dieser Plan aus?

Neuffer – Wir arbeiten seit einiger Zeit an einer ganz neuen IT-Architektur – wir nennen das „Neuffer Next Generation“, kurz NNG. Technologisch werden wir damit ein ganz anderes Level erreichen. Das System wird sicherer und wesentlich flexibler sein und erleichtert uns die Skalierbarkeit. Das ermöglicht uns eine schnelle Internationalisierung. Wir möchten 2025 somit die 100 Mio. Euro Umsatzmarke knacken. Zugleich werden wir die Mannschaft hier in Stuttgart auf 85 Mitarbeiter ausbauen. Wir planen eine Multi-Shop-Strategie: Neben Fensterversand.com werden wir Fenster.com mit einem komplett anderen Shopping­erlebnis etablieren, dass an dem Massenmarkt orientiert ist. Die Zielgruppe wird offline angesprochen, über klassische TV-Werbung oder Boulevard-Medien mit einem sehr bekanntem Testimonial.

Glaswelt – Werden Sie auch in Zukunft mit Ihren Partnern zusammenarbeiten, auch vor dem Hintergrund, dass diese Partner im Bereich der Haustüren, der Fenstersysteme und vielem mehr zugleich Wettbewerber von Internorm, Topic und anderen Playern unter dem Dach der IFN Holding sind. Wie passt das zusammen?

Klinger – Die Firma Neuffer darf und soll auch weiterhin alleine entscheiden, bei wem Sie ihre Produkte einkauft und mit wem Sie Lieferantenbeziehungen aufrecht hält. Es ist nur eine Sache ausgeschlossen: Zu Internorm darf sie keine Lieferantenbeziehungen aufbauen und die Geschäftsmodelle bleiben ganz klar voneinander getrennt.

Neuffer – Wir haben mittlerweile knapp 20 Lieferanten, zu denen wir enge Geschäftsbeziehungen pflegen. Wir sind dankbar für die Partnerschaften, gerade beispielsweise mit Ideal Weinstock und aluplast. Auch für diese Lieferanten tun sich jetzt große Chancen auf, denn wir werden im Verbund wesentlich schneller wachsen. Die Lieferkette soll also nicht ausgetauscht sondern, im Gegenteil, sogar noch intensiviert werden.

Glaswelt – Kommen wir zum Montage-Thema: Können Sie gewährleisten, dass ­hochwertige Fenster auch wirklich sach- und fachgerecht montiert werden?

Neuffer – Klar ist: Internorm-Fachpartner werden keine bei uns erstandenen Fenster montieren. Klar ist auch: Unser Montage-Netzwerk haben wir deutlich ausgeweitet, in Summe sind das mittlerweile 450 Partner, die unsere Produkte hochwertig montieren können – aber kein Interesse an einem Fenstervertrieb haben. Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass wir uns ausschließlich im Neubau-Segment befinden, wir scheuen eine aufwendige und unvorhersehbare ­Altbausanierung.

Glaswelt – Eine Frage zur Beratungsqualität in den Showrooms. Lässt der Fensterfachhandel einfach zu viele Produktoptionen in der Beratung aus? Kann der Online-Bestell- oder Beratungsvorgang hier diesen Prozess so ergänzen, dass der Kunde wirklich das bekommt, was tatsächlich seinen individuellen Bedürfnissen entspricht?

Klinger – Wir haben bei Internorm den Beratungs- und Verkaufsprozess auf ein sehr hohes Level gelegt. Ich gebe Ihnen Recht, dass der Beratungsstandard in der Branche – nicht bei Internorm – oft von der Internet-Beratung schon übertroffen wird. Gleichzeitig sehe ich auch die großen Chancen für den Fachhandel, sich ebenfalls der Internet-Beratung zu bemächtigen und so beispielsweise in Lockdown-Phasen die Kunden auch online zu erreichen.

Wichtig für uns ist, dass wir im E-Commerce-Thema mitspielen. Hier werden sich nicht so viele Marktteilnehmer etablieren, wie es im offline-Bereich der Fall ist, weil der Vorteil der Lokalität nicht mehr entscheidend ist. Wir wollen auf jeden Fall ein Teil dessen sein!

Ein digitaler Konfigurator ist nicht launisch, gehetzt oder müde. „Online ­werden die Fenster schon jetzt oft besser ausgestattet als offline im Showroom, weil im Internet alle Kaufkriterien abgearbeitet werden“, sagt E-Commerce Experte ­Philipp Neuffer im Interview.   Unten zu sehen die „Premiumpartner“ von Neuffer Fenster. Die Geschäfts­beziehungen zu den Lieferanten bleiben auf jeden Fall bestehen, der neue ­Investor IFN will sich nicht in die Unternehmensführung bei Neuffer einmischen.

Foto: Screenshot fensterversand.com

Ein digitaler Konfigurator ist nicht launisch, gehetzt oder müde. „Online ­werden die Fenster schon jetzt oft besser ausgestattet als offline im Showroom, weil im Internet alle Kaufkriterien abgearbeitet werden“, sagt E-Commerce Experte ­Philipp Neuffer im Interview. 
Unten zu sehen die „Premiumpartner“ von Neuffer Fenster. Die Geschäfts­beziehungen zu den Lieferanten bleiben auf jeden Fall bestehen, der neue ­Investor IFN will sich nicht in die Unternehmensführung bei Neuffer einmischen.

Mehr Informationen zum Deal

Die IFN Holding AG mit Sitz in Traun hat vorbehaltlich der Zustimmung durch das Bundeskartellamt 74,2% die Neuffer Fenster + Türen GmbH übernommen. Das 1872 gegründete Stuttgarter Unternehmen ist nach eigenen Angaben Europas führender Online-Händler und bietet über Shops wie fensterversand.com, fenetre24.com oder windows24.com Fenster, Türen und Sonnenschutz an.

„Die Akquisition von Europas Nummer eins im Online-Fensterhandel ist der nächste logische Schritt unserer Wachstumsstrategie. Wir stärken unsere Kompetenz in alternativen Vertriebskanälen und digitaler Beratung und bauen das wachsende Geschäftsfeld „E-Commerce“ strategisch aus. Mit der dänischen Skanva Group, die ebenfalls ausschließlich im Online-Geschäft für Fenster und Türen tätig ist, haben wir einen ersten Schwerpunkt in Nordeuropa gesetzt und mit Neuffer Fenster + Türen eine perfekte Ergänzung in Mittel- und Westeuropa gefunden. Wir richten uns mit unseren digitalen Vertriebswegen an jene Zielgruppen, die wir bisher über den klassischen Vertriebsweg nicht erreicht haben. Wir sehen deshalb in diesem neuen Kanal die perfekte Ergänzung zum etablierten und starken Vertriebspartner-Netzwerk der IFN-Gruppe“, ist Christian Klinger, IFN-Miteigentümer und Unternehmenssprecher, überzeugt.

„Darüber hinaus wird durch den Zugang zu digitaler Technologie, vertrieblicher Innovation und der agilen Startup-Kultur der Neuffer Fenster + Türen GmbH das gesamte Netzwerk in seiner Digitalisierungsstrategie profitieren.“

Der ehemalige Fenster- und Türenproduzent Neuffer vertreibt seit 2005 Fenster, Türen und Zubehör ausschließlich über seine Onlineshops und verfolgt eine europaweite Wachstumsstrategie. Die Wirtschaftswoche zeichnete Neuffer 2019 als digitalen Pionier und das beste digitalisierte Unternehmen in der Bauwirtschaft aus. Heute erwirtschaftet Neuffer Fenster + Türen vor allem in den Kernmärkten Deutschland und Frankreich einen Umsatz von rund 30 Mio. Euro und beschäftigt ca. 60 Mitarbeiter. Philipp Neuffer führt das Unternehmen in fünfter Generation und ist überzeugt: „Das auf Langfristigkeit ausgerichtete IFN-Netzwerk bietet uns die idealen Voraussetzungen für unsere zukunftsorientierte Expansionsstrategie. Mit der Kombination aus unserem langjährigem E-Commerce Know-how und der strategischen Kompetenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette von IFN bin ich sicher, die perfekte Antwort auf die enormen Wachstumschancen in unserem Segment gefunden zu haben. Gemeinsames Ziel ist es, den weltweit stärksten Online-Player im Fenster- und Türen-Segment zu etablieren.“

Das Neuffer Team und die etablierten Strukturen bleiben bestehen. „Natürlich setzen wir auch in Zukunft auf unsere bewährten Lieferpartner“, bekräftigt Philipp Neuffer.

Lesen Sie auch die GLASWELT-Reportage „Auf dem Weg zum Amazon für Fenster?“, die online unter www.glaswelt.de verfügbar ist.