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Wegerle Glastechnik: Im Gespräch mit Uwe und Moritz Barenthien

„Wir brauchen unseren Roboter“

GLASWELT – Die Wegerle Glastechnik fokussiert sich auf Einzelgläser und Kleinserien, worauf genau und welche Zielgruppen sprechen Sie an?

Uwe Barenthien – Generell liegen unsere Schwer­punkte in der hochwertigen Glasbearbeitung, wobei wir Ausbaubetriebe, Schreiner und Ladenbauer unter anderem mit Gläsern ab Losgröße 1 beliefern, darüber hinaus bieten wir Kleinserien von 100 - 500 Stück an.

Moritz Barenthien – Was die Wirtschaftlichkeit angeht, waren die angesprochenen Kleinserien für uns oft eine Herausforderung, da bei solchen Aufträgen zwei unserer 15 Mitarbeiter nur damit beschäftigt waren, teils hunderte von Gläsern von Hand in die Maschine einzulegen und wieder zu entnehmen. Immer wenn Urlaub anstand oder ein Mitarbeiter krank wurde, stellte uns das jedes Mal wieder vor große Herausforderungen.

GW – Und dann haben Sie sich einfach entschlossen einen Roboter anzuschaffen?

Uwe Barenthien – Ganz so einfach war das nicht. In Bezug auf die Serienfertigung haben mein Sohn und ich uns lange Gedanken gemacht, wie wir solche Arbeitsschritte automatisieren können. Wir waren bei größeren Verarbeitungsbetrieben, wo wir die unterschiedlichsten Lösungen zur Automatisierung von Serienfertigungen angeschaut haben. Diese waren aber entweder zu teuer oder sie brauchten so viel Platz, dass darunter unsere Einzelteilfertigung gelitten hätte. Als ich dann in der GW den Beitrag „Wettbewerbsvorteile durch Roboter“ gelesen habe (in GW 03/2018, S. 182), ging mir die Idee Robotertechnik einzusetzen nicht mehr aus dem Kopf.

Moritz Barenthien – Die Idee, bei uns Robotertechnik einzusetzen, hat mich sofort begeistert. Unsere Kunden wollen von uns Gläser, die auf den Zehntel-Millimeter genau sein müssen. Deshalb fertigen wir unsere Produkte mit höchster Präzision, um höchste Genauigkeit und Qualität zu erzielen. Damit war ein Roboter für uns eigentlich eine logische Konsequenz.

Durch den Einsatz des ­Roboters ­gewinnen wir ­wertvolle Zeit, die wir ­darauf ­verwenden, die ­Qualität zu prüfen.

Uwe Barenthien

Foto: Wegerle Glas

GW – Wie ging es dann weiter?

Uwe Barenthien – Zuerst haben Moritz und ich unser Projekt-Ziel definiert: Wir wollten eine kostengünstige Roboter-Lösung, mit der wir bedienerfreundlich, sicher und effizient Serien und größere Stückzahlen fertigen können. Unser Roboter sollte in der Lage sein, Gläser zwischen 250 × 250 mm und 800 × 800 mm zu verarbeiten. Zudem sollten sich wechselnde Glasformate stufenlos anpassen lassen. Dafür musste die Anlage zudem mit einer automatischen Erkennung der Scheibengröße ausgestattet sein.

Moritz Barenthien – Wir haben mehrere Roboter-Anbieter angesprochen und deren Lösungen geprüft. Zusammen mit der AAT Automation GmbH sind wir das Projekt dann angegangen. Wir kennen AAT und wussten, dass sie fundiertes Know-how beim Einsatz von Robotern besitzen.

Uwe Barenthien – Vor rund drei Jahren haben wir dann einen Roboter von Yaskawa angeschafft. Dieser wurde von AAT Automation entsprechend mit Saugvorrichtungen und Sensoren ausgestattet. Die ersten Testläufe fanden bei AAT statt und überzeugten uns, dass wir auf das „richtige Pferd“ gesetzt hatten. Dann wurde die Roboter-Anlage von AAT bei uns in der Werkstatt installiert.

Moritz Barenthien – Als Ergänzung haben wir noch eine Sicherheitsumzäunung um den Roboter gebaut und AAT hat diesen um einen virtuellen Zaun ergänzt. Damit werden wir allen Sicherheitsbestimmungen gerecht. Zur Bestückung des Roboters haben wir zudem noch spezielle Glasracks sowie eine Rackstation gebaut.

GW – Was waren dann die ersten Produktionsschritte bei Ihnen in der Werkstatt?

Moritz Barenthien – Zuerst haben wir die Anlage mit dem Yaskawa Roboter mit allen nur erdenklichen Tests im Produktionslauf geprüft. Wir haben unsere Anlage mit allen denkbaren Scheibengrößen, verschiedenen Saugern, unterschiedlichen Bewegungen etc. getestet. Alles musste zu 100 % passen, denn die Gläser müssen bei der Bearbeitung millimetergenau abgelegt werden.

Uwe Barenthien – Nachdem alle Einstellungen über einen Zeitraum von zwei Monaten getestet und optimiert wurden, konnten wir die erste Serienproduktion starten. Seitdem läuft die Roboter-Fertigung sicher und stabil und unterstützt Tag für Tag unsere Kollegen in der Produktion.

Die Glas-Bearbeitung mit­hilfe des Roboters erlaubt es uns, auch ­Mitarbeiter ein­zustellen, die kein profundes Glaswissen besitzen.

Moritz Barenthien

Foto: Wegerle Glas

GW – Und wie setzen Sie die Roboter-Anlage nun in der Alltagspraxis ein?

Moritz Barenthien – Heute scannt unser Yaskawa Roboter die X- und Y-Achse und erkennt automatisch die Glasstapel sowie die einzelnen Scheiben. Dabei lassen sich anschließend verschiedene Scheibenformate (von 250 x 250 mm bis zu 800 x 800 mm) bearbeiten, die dann in unterschiedlichen Geschwindigkeiten über die Anlage gefahren werden.

Der Bediener startet den Roboter-Prozess mit einer kleinen Handsteuerung, zuerst den Motor, dann den Scanvorgang, nun kann der Produktionsstart der Automatik erfolgen. Das ist alles, was der Mitarbeiter tun muss. Den Rest übernimmt die Anlage selbsttätig. Während der Roboter die Gläser in die Maschine einlegt und die Bearbeitung beginnt, steht der Mitarbeiter am anderen Ende und kontrolliert die Qualität der Scheiben.

GW – Was sagen Ihre Mitarbeiter zum Roboter?

Uwe Barenthien – Die Anschaffung und der Einsatz des Roboters wurde (und wird) sehr positiv aufgenommen. Denn der Roboter entlastet ja auch die Bediener, indem er die eintönigen, sich wiederholenden Arbeiten für sie übernimmt.

GW – Ihr generelles Fazit zum Roboter-Einsatz?

Moritz Barenthien – Wir konnten unsere Prozesse in der Glasveredlung mithilfe der Roboteranlage im Ablauf verbessern und beschleunigen. Letztendlich lässt sich so der Bearbeitungsvorgang durch das Drücken von nur drei Knöpfen bedienen. Dazu kommt, dass dies uns wiederum erlaubt, auch Mitarbeiter einzustellen, die kein profundes Glaswissen besitzen.

Uwe Barenthien – Durch den Einsatz des Roboters gewinnen wir wertvolle Zeit, die wir darauf verwenden, die Qualität zu prüfen. Das zahlt sich aus. Mit unserem Yaskawa-Roboter haben wir einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht.­

Die Fragen stellte Matthias Rehberger.

Der Bearbeitungsprozess wurde so ausgelegt, dass die Anlage im Prozess mannlos arbeiten kann.

Foto: Wegerle Glas

Der Bearbeitungsprozess wurde so ausgelegt, dass die Anlage im Prozess mannlos arbeiten kann.

Über die Wegerle Glastechnik

Ursprünglich als Glashändler gegründet, hat sich die Wegerle Glastechnik zunehmend auf die Glasverarbeitung spezialisiert, mit Fokus auf Sonderanfertigungen von Gläsern ab Losgröße 1 sowie auf Kleinserien für Ladenbauer und Schreiner und den Innenausbau. Heute sind in der Produktion neben dem Roboter verschiedene CNC-Zentren und Schleifanlagen sowie mehrere Bohrmaschinen im Einsatz. Dazu kommt eine Facetten-Anlage sowie eine UV-Klebestation.

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