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Sachverständiger Claudius Freiberg packt aus, Teil I

Oberflächen verstehen und fachmännisch reparieren

Oberflächenschäden an Fenstern und Fassaden sind häufig Gegenstand von Streitigkeiten zwischen Herstellern, Verarbeitern und Bauherren. Wer trägt die Verantwortung, wenn Beschichtungen beschädigt werden oder Glasoberflächen korrodieren? Welche Reinigungsmethoden sind geeignet und welche schädlich? In einem praxisnahen Seminar werden diese und weitere Fragen anhand konkreter Fallbeispiele beantwortet. Dabei wird deutlich: Viele Schäden entstehen durch Unwissenheit oder falsche Behandlung und lassen sich mit dem richtigen Know-how vermeiden oder beheben.

Holzfenster: Wenn ‚unbehandelt’ zum Problem wird

Zu Beginn des zuletzt stattgefundenen Seminars hat der Experte und Veranstalter Claudius Freiberg einen Fall vorgestellt, der die Problematik von unbehandelten Holzfenstern verdeutlicht: Eine Professorin hatte für ihr markantes Holzständerhaus unbehandelte Lärchenfenster gewünscht. Ein namhaftes Unternehmen erfüllte diesen Wunsch, ohne Bedenken anzumelden. Das Ergebnis: Nach kurzer Zeit traten erste Schäden auf.

„Es bildeten sich Schimmel und Stockflecken“, erläuterte Freiberg. Besonders problematisch war, dass durch das ablaufende Wasser an den Dichtungsprofilen Verfärbungen entstanden, die später zu Schimmelbildung führten. „Nach zwei Jahren fingen die Fenster an zu faulen.“ Die einzige Lösung war, die Elemente mit den größten Schäden auszutauschen und die verbleibenden Fenster innen wie außen mit einem leicht grau pigmentierten Farbton zu lackieren.

Rahmen: Besser mit Autoshampoo behandeln

Ein weiteres Thema des Seminars waren Glasoberflächen und ihre richtige Behandlung. Der Experte betonte die Wichtigkeit von pH-neutralen Reinigungsmitteln: Obwohl sich die meisten Menschen unter den Bezeichnungen „Glaskorrosion” oder „Auslaugung” nichts vorstellen können, treten diese Oberflächenschäden in der Praxis auf. Tatsächlich führen Glasschäden durch Auslaugung und Korrosion bei Glasherstellern und -fabrikanten zu Verlusten in Millionenhöhe. Unter Glasprofis ist es allgemein bekannt, dass die dauerhafte Einwirkung von Wasser bei handelsüblichem Kalk-Natron-Silicatglas (Floatglas) eine Reaktion erzeugt. Wenn Wasser über einen längeren Zeitraum auf die Glasoberfläche einwirken kann, finden verschiedene chemische Reaktionen statt, die Korrosion und Auslaugung bis hin zur Zerstörung verursachen.

„Man sollte generell pH-neutral arbeiten, also in einem pH-Wert zwischen 5 und 7. So sind auch die Reinigungsmittel der führenden Hersteller zugelassen und geprüft.” Als Hauptproblem identifiziert er lösemittelhaltige Reiniger: „Limonen sind in 99,9 % aller Reinigungsmittel enthalten. Das einzige Reinigungsmittel, in dem sie nicht enthalten sind, ist Autoshampoo.“ Aufgrund dieser Erkenntnis hat ein namhafter Profilhersteller in Zusammenarbeit mit Freiberg einen speziellen Reiniger auf Autoshampoo-Basis entwickelt.

Freiberg ergänzt: „Ich würde mein Auto nie mit klassischen Reinigungsmitteln waschen, die Limonen enthalten – warum sollte ich das also bei hochwertigen Fenstern tun?“

Anschließend stellte der Experte verschiedene Produkte und Methoden zur Reinigung verschmutzter Oberflächen vor. Ein besonderer Tipp ist dabei das Allzweckpoliermittel Radora: „Glaskorrosion der Stufe I lässt sich mit abrasiver Reinigung schadens- und rückstandsfrei entfernen. Hierzu ist Radora in Verbindung mit kratzfreiem Nylonvlies ein geeignetes Mittel. Es gehört eigentlich in jeden Bus oder Koffer eines Fenstermonteurs. Zur Erhöhung der Effizienz greifen wir auf weitere zugelassene Mittel wie Bimsmehl, Sillitin oder Ceriumoxidpulver zurück. Dies sollte aber nur Fachleuten überlassen werden. Bimsmehl ist weicher als Glas und greift es nicht an. Damit kann man sogar mit einem Schwingschleifer arbeiten.“

Wenn man das Glas besser austauscht

Bei pH-Werten ab 9 beginnt die zerstörende chemische Reaktion der Glaskorrosion der Stufe II. Freiberg geht ins Detail: „An diesem Punkt ist die Konzentration der Hydroxid-Ionen ausreichend, um das Silizium-Netzwerk anzugreifen.“ Im Anfangsstadium dieses Prozesses tritt mikroskopisch kleiner Lochfraß an der Glasoberfläche auf. Im weiteren Verlauf wird die Oberflächenschädigung zunehmend sichtbar und das Glas zeigt ein ausgedehntes Schillern (Red. Anm.: Irisation, nicht zu verwechseln mit Anisotropien bei vorgespannten Gläsern) oder eine dichte, transluzente Trübung.“

In beiden Fällen ist die optische Unversehrtheit des Glases zerstört. Die Wiederherstellung der ursprünglichen Oberflächenqualität von derart stark korrodiertem Glas ist mit extrem hohem Aufwand verbunden. Zwar können Schleifen und Polieren die optische Qualität wiederherstellen, aufgrund des erheblichen Zeit-, Arbeits- und Kostenaufwands ist es jedoch oft einfacher, derart stark korrodiertes Glas zu entsorgen.

Ein Vor-Ort-Bericht von Daniel Mund

Claudius Freiberg hat in seinem Seminar noch mehr ­Details über die Oberflächen verraten – in der nächsten Ausgabe geht es im zeiten Teil um Kunststoff- und ­Aluminiumflachen.

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