Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Die Warme Kante lohnt sich

Wann ist endlich Schluss mit Alu-Spacern?

Die Warme Kante ist ein Muss, denn auch schlecht isolierenden Abstandhalter bei Isoliergläser, wie sie etwa Alu-Abstandhalter darstellen, sind auf die Lebensdauer eines Fensters gerechnet nennenswerte Energiefresser. Beim Uw-Wert ist noch viel Luft nach oben: Zeitgemäße Wärmeschutzgläser erreichen als 3-fach-Isolierglas mit thermisch optimiertem Glasrand bis 0,5 W/(m²K).

Eine Studie des VFF zeigt: Mit 1,1 ist der durchschnittliche Uw-Wert für den zuletzt ausgewiesenen Zeitraum zwischen 2017 und 2020 immer noch weit entfernt vom Passivhaus-Standard, der eine 3-fach-Verglasung mit Wärmedurchgangskoeffizient Uw < 0,8 W/(m²K) fordert.

Bei der thermischen Optimierung von Isoliergläsern ist also erhebliches Potenzial vorhanden. Dabei ist die Warme Kante die Lösung, die am einfachsten umzusetzen ist und weder aufwändige Beschichtungen noch Änderungen in der Profilkonstruktion erfordert.

Dass Standard-Aluminium-Abstandhalter im Randverbund „respektable“ Wärmebrücken bilden, über die wertvolle Wärmeenergie verloren geht, ist seit langem bekannt. Zudem ist im Winter, wenn große Temperaturunterschiede zwischen innen und außen vorliegen, die Glasoberfläche im Randbereich eines Fensters mit Warmer Kante deutlich wärmer; mit der Konsequenz, dass sich kaum Tauwasser bildet und die Behaglichkeit im Raum spürbar zunimmt.

Einsparungspotenzial durch Super Spacer Warme Kante im Vergleich zu Aluminium-Abstandhalter

Foto: Edgetech

Einsparungspotenzial durch Super Spacer Warme Kante im Vergleich zu Aluminium-Abstandhalter

Warum werden überhaupt noch Abstandhalter aus Aluminium verbaut?

Der Grund liegt zum einen im Preiswettkampf, in Teilen ist sie aber auch der Unkenntnis der Baufamilien geschuldet. Noch hat sich am Markt die Erkenntnis nicht vollkommen durchgesetzt, dass die Leitfähigkeit eines Isolierglas-Abstandhalters im Randverbund die Wärmedämmwerte eines Fensters mitbestimmt.

Der Wärmeverlust wird durch den Psi-Wert Ψ, einen linearen Wärmedurchgangskoeffizienten in der Einheit W/mK quantifiziert.

Dieser beschreibt pro Grad Temperaturunterschied die Wärmeverlustleistung pro Meter Wärmebrücke. Bei den gängigen Warmen Kanten Systemen am Markt liegen die Werte eng beieinander. Doch im Vergleich zu einem Alu-Abstandhalter trennt sich schnell die Spreu vom Weizen.

Mit einer Wärmeleitfähigkeit von nur 0,15 W/mK besitzt z. B. Silikonschaum eine 1000-fach geringere Wärmeleitfähigkeit als Aluminium. Der Mehrpreis für Super Spacer Abstandhalter liegt pro Laufmeter im niedrigen Cent-Bereich. Das Preisargument ist also leicht zu entkräften.

Effizienter durch Automatisierung

Weiter birgt eine automatisierte Isolierglasfertigung mit robotergestützter Spacer-Applikation zusätzliches Einsparpotenzial auf der Verarbeiterseite. Flexible Spacer von der Rolle sind bereits in der gewünschten Breite und Farbe vorgefertigt.

Während eine Rolle auf dem Applikator läuft, signalisiert die Software sechs Meter vor dem Ende, welches Material als nächstes benötigt wird und die Arbeitsvorbereitung kann den zweiten Applikatorkopf bestücken.

Zudem gibt es keine Wartezeiten auf das Material und auch der Rollenwechsel im Applikator ist schnell erledigt: Die beiden Enden werden mithilfe einer Klebefolie verbunden und die Produktion kann weiterlaufen.

Da flexible Spacer bereits mit Trockenmittel, Dampfdiffusionssperre und Acrylkleber ausgestattet sind, entfallen zeit-, personal- und maschinenintensive Vorarbeiten.

Ein thermisch optimierter Randverbund sollte heute bei Isoliergläsern eigentlich der Standard sein.

Foto: René Mueller Photographie

Ein thermisch optimierter Randverbund sollte heute bei Isoliergläsern eigentlich der Standard sein.

Ohne warme Kante wird es künftig keine Förderung mehr geben

Nicht vergessen sollte man bei anstehenden Investitions-Entscheidungen die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Mit dem im Mai 2022 veröffentlichten „Arbeitsplan Energieeffizienz“ machte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz klar, dass der Austausch alter Fenster und Türen im Zentrum der Gebäudeförderung stehen wird. Ein Signal, das sich positiv in den Auftragsbüchern niederschlagen dürfte, laut VFF sind rund 235 Mio. Bestands-Fenster sanierungsbedürftig.

3-fach-Isoliergläser haben heute einen Marktanteil von über 60 %. Der Anteil der im Jahr 2020 vermarkteten Fenster mit „warmer Kante“ (Psi-Wert von 0,06) wird mit 74 % beziffert.

Zwar schreibt das GEG als Mindestanforderung an neue Fenster einen Uw-Wert von 1,3 W/(m²K) vor. Wer sich Fördermittel und BAFA-Zuschüsse sichern möchte, braucht einen Uw-Wert von 0,95 W/(m²K) oder besser. 2-fach-Isoliergläser werden derzeit nicht gefördert (Stand 09/2022). Und eines ist sicher: die Vorgaben von Seiten des Gesetzgebers werden i. d. R. nicht wieder gelockert.

Wo senkt die Warme Kante Kosten?

Als Faustregel gilt: Eine Differenz von 0,04 W/mK beim Psi-Wert bedeutet eine Verbesserung von 0,1 W/mK beim Uw-Wert. Allein durch den Wechsel von herkömmlichem Abstandhalter auf Warme Kante Spacer, wie beispielsweise von Aluminium-Abstandhalter auf Edgetech Silikonschaum-Spacer, bringt eine erheblich Verbesserung.

Eine in 12/2019 vom PHI für Edgetech Europe durchgeführte Studie belegt die Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit mit konkreten Einsparungen bei Jahresheizwärmebedarf und CO2-Fußabdruck (siehe Tabelle). Da sich die Energiepreise seither exponentiell verändert haben und kaum prognostizierbar sind, wird an dieser Stelle auf die Projektion der geldwerten Einsparungen über die Lebensdauer des Fensters verzichtet.

In einem Niedrigenergiehaus gemäß EnEV 2016 mit 2-fach-Isolierglas senkt sich der Jahresheizwärmebedarf um 5,8 %. Aufgrund der verbesserten Dämmung durch ein 3-fach-Isolierglas kann die Einsparung rechnerisch auf 8,2 % steigen.

Legt man den durchschnittlichen CO2-Fußabdruck in Deutschland mit 11t CO2-Äquivalenten pro Kopf und Jahr (so das Umweltbundesamt, 2021) als Vergleichsgrundlage an, reduziert allein die Warme Kante in der 3-fach-Verglasung eines Niedrigenergiehauses diesen Wert um 1,43 %.

Als klimaverträglicher CO2-Fußabdruck pro Kopf gilt ein Wert von unter einer 1t CO2-Äquivalenten. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, bei dem jedes eingesparte Kilo zählt. Da der Jahreswärmebedarf eines Hauses von Faktoren wie Alter, Dämmwerte, Standort, Fensterausrichtung, Außentemperaturen und Nutzerverhalten abhängt, lässt sich das Einsparpotenzial durch die Warme Kante nicht über einen simplen Durchschnittswert kommunizieren.

Was bleibt als Fazit?

Die energetische Sanierung von Gebäuden ist die Summe aus vielen kleinen Teilen. Mehr als 8 % mögliche Energieeinsparungen durch die Warme Kante selbst in einem Niedrigenergiehaus ist ein Potenzial, das man nutzen sollte.

Darüber hinaus sind die Minimierung von Tauwasserbildung und Schimmelbildung sowie der spürbare Komfortzuwachs ein starkes Argument für den thermisch optimierten Glasrand.

Und last, but not least, ergeben die rund 235 Mio. sanierungsbedürftige Fenster in Deutschland zusammen ein riesiges Potenzial für Isolierglas-Hersteller und Fensterbauer. 

Christoph Rubel, Edgetech Europe GmbH

Christoph Rubel, European Technical Manager der Edgetech Europe GmbH

Foto: Edgetech

Christoph Rubel, European Technical Manager der Edgetech Europe GmbH

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ Glaswelt E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Fokus GW: Sonderhefte (PDF)
+ Weiterbildungsdatenbank mit Rabatten
+ Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
uvm.

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen