Glasrecycling ist ein großes Thema. Gibt es eine Alternative zum klassischen Recycling, bei dem Glas zunächst geschreddert und dann eingeschmolzen wird?
Das Ziel eines zirkulären Prozesses sollte immer sein, einen möglichst hohen Level der Wiederverwendung zu erreichen, u.a. mit Blick auf die eingesetzte Energie sowie das anfallende CO2.
Vor diesem Hintergrund sollten die Verantwortlichen (z.B. Planer, Bauherren, Verarbeiter, Hersteller) als erste Stufe die Möglichkeit der Wiederverwendung der entsprechenden Glasprodukte prüfen. Wenn dies nicht möglich ist, sollte in Stufe 2 überlegt werden, ob sich das Glasprodukt reparieren/anpassen lässt, bzw. in Stufe 3 ob es sich wiederaufbereiten lässt.

Wicona / Mediashot
Sollten die Stufen 1 - 3 nicht umsetzbar sein, wird das Glas dem Recycling zugeführt. Dabei ist im Bauglas-Sektor ein möglichst sortenreines Flachglas-Recycling anzustreben, da die Flachglasherstellung auf hochwertige Basisprodukte angewießen ist (gegenüber Containerglas).
Die Floatglas-Hersteller arbeiten derzeit aktiv und nachhaltig daran, den Rückflussgrad von Recyclinglas kontinuierlich zu erhöhen. Der Einsatz von Scherben ist ein wesentlicher Beitrag zur nachhaltigen Glasproduktion um Emissionen und Ressourcen zu sparen.
Ja, Wiederverwendung ist möglich
In den vergangenen ein bis zwei Jahren gab es bereits erste Projekte, bei denen Bauherren bewusst die Wiederverwendung bestehender Gläser wünschten. Diese Vorhaben setzen auf Nachhaltigkeit und zielen auf eine Reduzierung der Umweltauswirkungen, insbesondere im Hinblick auf das Treibhauspotential („Global Warming Potential – total“).
Gleichzeitig müssen bei solchen Projekten auch technische, logistische und bauordnungsrechtliche Fragestellungen berücksichtigt werden.
Bei Projekten, an denen der Bundesverband Flachglas (BF) und der Fachverband Konstruktiver Glasbau (FKG) beteiligt waren, zeigte sich: Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ist die Wiederverwendung bislang teurer als der Einsatz neuer Produkte.
Zukünftig gilt es daher, die Balance zwischen ökologischen, ökonomischen sowie zivil- und baurechtlichen Aspekten zu bewerten.
Ist eine Wiederverwendung machbar, wie ist die Rechtslage?
Hier stellt sich bei jedem Projekt imm zuerst die Frage: ist eine solche Wiederverwendung aus technischer Sicht überhaupt machbar?
Erste Untersuchungen an Hochschulen und bei Herstellern zeigen: Gläser, die bereits eingebaut waren, können sich durchaus für eine zweite Verwendung eignen.
Die rechtliche Lage bleibt jedoch komplex und erfordert eine Einzelfallprüfung. Deshalb hat sich der Verband juristischen Rat bei einer Fachkanzlei eingeholt. Zudem steht man im aktiven Dialog mit dem Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) sowie dem entsprechenden DIN-Ausschuss. Die rechtlichen Fragestellungen werden anhand von Fallbeispielen erläutert, um eine praxisnahe Einordnung zu ermöglichen.

Lisec
Wie positionieren sich der BF und der FKG zu diesem Thema – und wie unterstützen sie Betriebe, die solche Projekte umsetzen wollen?
Die nachhaltige Verwendung von Glasprodukten aus dem Bestand ist ein hochaktuelles Thema – allerdings mit derzeit niedrigem Wissensstand am Markt.
Doch die Fragen aus der Praxis, vor allem von Architekten und Bauherren, nehmen deutlich zu. Die Handlungsempfehlungen von BF und FKG zeigen auf, wie Glasprodukte durch Wiederverwendung, Wiederaufbereitung und Recycling ressourcenschonend eingesetzt werden können.
Handlungsempfehlungen von BF und FKG
Von den Grundlagen der Kreislaufwirtschaft, über rechtliche Aspekte bis hin zu praxisnahen Anleitungen – z. B. zur Bestandsaufnahme – bietet das neue Dokument eine fundierte Hilfestellung. Es versteht sich als „lebendes Dokument“, das regelmäßig aktualisiert wird, um neueste Erkenntnisse und Marktentwicklungen zu integrieren. Ziel ist es, dem Leser zu ermöglichen, fundiert zu entscheiden, ob eine Wiederverwendung von Bestandsverglasungen sinnvoll ist – und welche Möglichkeiten im Bereich Wiederaufbereitung bestehen.
Ab sofort stehen die neuen Handlungsempfehlungen und eine Vorlage zur Bestandsaufnahme im Word-Format auf den Webseiten des Bundesverbands Flachglas und des Fachverbands Konstruktiver Glasbau zum kostenfreien Download bereit – klick hier.