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Im Interview mit Verena Oberrauch

„Die Nachhaltigkeit und das gesunde Bauen stehen auf meiner Agenda“

Glaswelt – Frau Oberrauch, Sie sind zur neuen EuroWindoor-Präsidentin gewählt worden. Wie wichtig ist Ihnen persönlich und dem Unternehmen Finstral die europäische Verbändegemeinschaft der Fenster- und Fassadenbranche?

Verena Oberrauch – Finstral möchte sich immer den eigenen Zugang zur Fensterentwicklung behalten. Deswegen haben wir einerseits das Bedürfnis, dass wir uns alle relevanten Kompetenzen selbst aneignen. Auf der anderen Seite ist es uns aber auch ein Anliegen, dass etwas nur dann gut ist, wenn auch andere mitmachen! Gute Ideen müssen über mehrere Unternehmen mitgetragen werden. Das erklärt auch die intensive Arbeit von Finstral in den Institutionen und Verbänden. Uns liegt viel daran, Trends in Produkten und Montage­lösungen auf breite Füße zu stellen. Das Fenster soll schließlich seine Wertschätzung finden durch eine gemeinsame Branchenaktivität.

Glaswelt – Die Fußstapfen Ihres Vorgängers sind Ihnen wohlbekannt: Er ist Ihr Bruder. Gab und gibt es unterschiedliche Schwerpunkte bei Ihnen und bei Ihrem Bruder Joachim Oberrauch?

Oberrauch – Mein Bruder ist jetzt Präsident von Finstral und dadurch auch viel mehr gefordert. Er wollte sein Engagement bei EuroWindoor zurückfahren. Ich halte mich viel in Belgien auf, ich interessiere mich für diese europäi­sichen Branchen­themen, deswegen hat dieser „Rollentausch“ gut gepasst.

Meinem Bruder lag und liegt es immer am Herzen, dass sich die europäischen Verbände von ihrer Materialgruppen-Einteilung lösen. Es ist ihm wichtig, dass wir nicht gegeneinander argumentieren, sondern gemeinsam das Fenster nach außen vertreten.

Ich glaube, dass wir uns künftig sehr viel stärker mit der Nachhaltigkeit und der Gesundheit befassen müssen und auch werden. Da kommt noch sehr viel auf unsere Branche zu, was nachhaltiges und gesundes Bauen angeht. In dem Zusammenhang sollte auch der Fensteraustausch ganz oben auf der Tagesordnung bleiben. Die europäischen Entscheidungsträger müssen wissen, wie wichtig es ist, den Fenstertausch zu fördern, damit die ­Klimaziele erreicht werden.

Glaswelt – Sie sind bei Finstral Leiterin der Geschäftsbereiche Belgien und Luxemburg, Schweiz und Österreich. Wie kommt es zu dieser ­Einteilung?

Oberrauch – Vor 11 Jahren bin ich nach einer branchenfremden Aktivität ins Unternehmen eingestiegen. Die von Ihnen angesprochene Länderverantwortung hat einerseits damit zu tun, weil ich verschiedene Sprachen spreche – aber mir liegt der Vertrieb auch wirklich am Herzen, hier kann man etwas bewegen, hier spielt die Musik eines Unternehmens. Es ist mir generell ein Anliegen, dass wir Frauen rekrutieren in verantwortlichen Positionen, die in traditionellen Unternehmen eher von Männern besetzt werden. Erfreulicherweise haben wir bei Finstral zuletzt einige Führungspositionen mit Frauen besetzen können.

Glaswelt – Anfang des Jahres hatte EuroWindoor den European Window Summit mangels Interesse absagen müssen. Dabei sollte es um die Chancen des „Green Deals“ gehen. Ist eine europäische Veranstaltung damit vom Tisch?

Oberrauch – Ich glaube, dass das virtuelle Format nicht gezogen hat. Der persönliche Austausch ist uns allen innerhalb der Branche so wichtig. Wenn die Pandemie-Einschränkungen wieder wegfallen, werden wir sicher so einen Summit wieder ansetzen.

Fenstertausch = Klima­schutz

Die Fensterbranche sucht den klimapolitischen Dialog mit nationalen Behörden in den einzelnen Mitgliedsstaaten der EU. Förderprogramme zur Fenstersanierung sollen aufgelegt werden, die jährliche Sanierungsrate sei noch zu niedrig, um die Energieeinsparpotenziale zu heben. In einem Informationsblatt von sechs Verbänden der europäischen Fensterindustrie sucht die Fensterbranche den Dialog mit den nationalen Behörden. Im Zentrum der Informationspapiere steht die Schlüsselrolle der Fenstersanierung für den von Europa angestrebten nachhaltigen grünen Wiederaufbauplan. Hier geht es zum Flugblatt: