Der österreichische Lackhersteller Adler hat gemeinsam mit der Universität Innsbruck eine Methode entwickelt, mit der sich Lackfilme gezielt von Holzfenstern ablösen lassen. Das "Debonding on demand" genannte Verfahren ermöglicht es, sowohl das Holz als auch den gehärteten Lackfilm ohne Materialverlust wiederzuverwerten – ohne aufwändiges Abbeizen oder Schleifen. Für diesen Durchbruch erhielt das Forschungsteam den H. F. Mark Sustainability Award des Österreichischen Forschungsinstituts für Chemie und Technik (OFI).
Bisher stellten lackierte Holzfenster und andere beschichtete Bauteile ein Problem für die Kreislaufwirtschaft dar. Zwar können sie im Ganzen recycelt werden, doch die Trennung von Lackfilm und Untergrund war bisher nur mit großem Aufwand möglich. "Lackierte Teile stellen Verbundstoffe dar. Lackiertes Holz, Metall oder Kunststoffe können zwar im Ganzen recycelt werden, es ist jedoch kaum bzw. nur mit großem Aufwand möglich, den Lackfilm vom Untergrund zu trennen", erklärt das Forschungsteam.
Kreislaufwirtschaft als Unternehmensstrategie
Dr. Albert Rössler, Geschäftsleiter Forschung & Entwicklung bei Adler, sieht in der Entwicklung einen wichtigen Baustein für geschlossene Rohstoffkreisläufe: "Adler orientiert sich konsequent an den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Zentrale Bausteine dafür sind einerseits die Verwendung biobasierter und erneuerbarer Rohstoffe in unserem C2C-Sortiment, andererseits ein vollständiges Recycling von lackierten Gebrauchsgegenständen. Nur so kann es gelingen, geschlossene Rohstoffkreisläufe nach dem Vorbild der Natur zu gestalten."
Den Preis nahmen Dr. Albert Rössler, Prof. Dr. Oliver Strube (Inhaber der Adler-Stiftungsprofessur für Chemieingenieurwesen & Materialprozesstechnik an der Universität Innsbruck) und Thomas Höfer (wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsteam und zugleich Mitarbeiter der F&E von Adler) bei einer Gala im Haus der Ingenieure in Wien entgegen.
Erfolgreiche Kooperation zwischen Wissenschaft und Industrie
Adler-CTO Dr. Rössler sieht die Auszeichnung als Bestätigung für die gelungene Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie: "Dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Strube und seinem Team, insbesondere unserem Mitarbeiter Thomas Höfer, sind wir dem Ziel vollständig kreislauffähiger Beschichtungen einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Besonders freut es uns, dass der vor fünf Jahren eingeschlagene Weg eines externen Forschungsraums an der Universität Innsbruck lebt und die ersten Früchte geerntet werden können."
Über den H. F. Mark Sustainability Award
OFI / Michael Pyerin
Mit den H. F. Mark-Medaillen sowie dem H. F. Mark Sustainability Award – benannt nach dem österreichischen Pionier der Polymerforschung Hermann F. Mark – zeichnet das OFI herausragende Leistungen auf dem Gebiet der chemischen Forschung und Industrie aus. Bereits 2020 wurde Günther Berghofer, langjähriger Geschäftsführer von Adler und Pionier auf dem Gebiet emissionsarmer Wasserlacke, mit der H. F. Mark-Medaille geehrt.
Das 1934 gegründete Familienunternehmen Adler beschäftigt rund 730 Mitarbeiter und ist Österreichs führender Hersteller von Lacken, Farben und Holzschutzmitteln. Rund 21.000 Tonnen Lack verlassen jährlich das Werk in Schwaz und gehen an Kunden in über 30 Ländern weltweit.