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Düstere Prognose: Deutscher Wohnungsbau bis 2026 weiter stark rückläufig

Die alarmierenden Zahlen präsentierte Ludwig Dorffmeister vom ifo Institut auf der Euroconstruct-Sommerkonferenz 2025 in Warschau.

Besonders besorgniserregend: Deutschland wird 2026 bei den Fertigstellungszahlen sogar hinter Polen zurückfallen, obwohl das Nachbarland nicht einmal halb so viele Einwohner zählt. Für Polen prognostizieren die Experten 230.000 fertiggestellte Wohneinheiten im selben Jahr.

Der dramatische Einbruch im deutschen Wohnungsbau hat bereits 2022 begonnen. "Die Genehmigungszahl lag 2024 mit 215.000 Wohnungen 43% unter dem Wert des Jahres 2021 (381.000 Einheiten)", berichtet Dorffmeister. Noch gravierender sei die Situation bei Ein- und Zweifamilienhäusern, wo der Rückgang sogar 60% betrage.

Die Fertigstellungszahlen reagieren aufgrund der verlängerten Bauzeiten zeitverzögert auf diese Entwicklung. 2024 sank die Zahl der abgeschlossenen Wohnungsbauprojekte in Deutschland auf 252.000 Einheiten – ein Minus von 14% gegenüber Vorjahr. Dieser Abwärtstrend wird sich laut Prognose noch bis 2026 fortsetzen.

Die Gründe für die anhaltende Krise sind vielschichtig: "Die gesunkene Leistbarkeit bei gleichzeitig rasant gestiegenen Baukosten" nennt der ifo-Experte als Hauptfaktoren. Zwar hätten sich die Rahmenbedingungen wie Finanzierung, Reallöhne und Immobilienpreise inzwischen etwas verbessert, und die Genehmigungszahlen stabilisierten sich im Frühjahr 2025 leicht. Doch ohne grundlegende Änderungen sei keine deutliche Erholung in Sicht.

Ludwig Dorffmeister, ifo-Branchenexperte für Bau und Immobilien bei einer Veranstaltung der Messe München im November 2024.

Messe München

Ludwig Dorffmeister, ifo-Branchenexperte für Bau und Immobilien bei einer Veranstaltung der Messe München im November 2024.

Dorffmeister sieht die Politik in der Pflicht: "Ohne beachtliche Fortschritte bei der Deregulierung – in Abstimmung mit den anderen staatlichen Ebenen – sowie einer Rückkehr zu verlässlicher Neubauförderung [...] sind allerdings keine großen Sprünge zu erwarten." Die Effekte des sogenannten "Bau-Turbos" zur Vereinfachung von Planungsprozessen dürften überschaubar bleiben, da Kommunen die neuen Regelungen auch aktiv nutzen müssten – woran nach Ansicht der Immobilienbranche erhebliche Zweifel bestehen.

Auch die Mietpreisregulierung stehe einer Erholung im Weg, da sie die finanziellen Möglichkeiten von Bestandshaltern für Neubauprojekte einschränke. Kostensenkungsinitiativen wie der "Hamburg-Standard" müssten sich erst in der Praxis bewähren und flächendeckend zum Einsatz kommen.

Für den gesamten europäischen Baumarkt prognostiziert Euroconstruct für 2025 ein minimales Wachstum von 0,3%. Im Vergleich zur Winterkonferenz im Dezember 2024 wurden die kurzfristigen Erwartungen leicht nach unten korrigiert. Der mittelfristige Ausblick bis 2027 fällt jedoch positiver aus: Für 2026 und 2027 rechnen die Experten mit einem jährlichen Wachstum von mindestens 2%.

Während der Tiefbausektor bereits 2026 ein neues Allzeithoch erreichen könnte, erholt sich der europäische Wohnungsneubau nur langsam. Die Fertigstellungsquote im Euroconstruct-Gebiet liegt 2025 bei nur drei Wohneinheiten pro 1.000 Einwohner – ein historischer Tiefstand. Bis 2027 soll sie auf 3,3 Wohnungen steigen.

Für Deutschland bleibt die Prognose jedoch verhalten. Erst 2027 rechnet Dorffmeister wieder mit einem leichten Anstieg auf 195.000 Wohnungsfertigstellungen. Dies wäre immer noch ein Drittel weniger als 2023 und deutlich unter dem Niveau, das für die Bewältigung des Wohnungsmangels in Ballungsräumen notwendig wäre.