Die Fensterbranche ist stark vernetzt – mit Glasherstellern, Beschlaglieferanten, Profilgebern, Holzkantellieferanten, Dichtungsanbietern, Logistikdienstleistern und vielen weiteren Akteuren. Schon kleine Störungen bei einem dieser Partner können große Auswirkungen auf laufende Projekte haben.
Die letzten Jahre – mit Corona, Ukrainekrieg, Energiekrise und nun geopolitischen Spannungen in Fernost – haben die Verwundbarkeit globaler und auch europäischer Lieferstrukturen schmerzhaft offengelegt. Während manche Unternehmen mittlerweile Rücklagen für teurere Einkaufspreise bilden, fehlt es oft an konkreten Notfallplänen für Betriebsunterbrechungen aufgrund fehlender Komponenten.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Profilhersteller kann aufgrund eines Produktionsausfalls keine farbigen Aluminium-Deckschalen mehr liefern. Ein Fensterhersteller, der auf diese Variante spezialisiert ist, muss Bestellungen stornieren oder massiv verschieben. Neben finanziellen Schäden entstehen Reputationsprobleme und der Verlust zukünftiger Aufträge. Besonders fatal: Wenn Montagekapazitäten eingeplant, Handwerker bestellt oder Bauzeitenfenster fix terminiert sind.
Diese Risiken steigen mit wachsender Individualisierung: Sonderverglasungen, spezielle Einbruchschutzanforderungen oder energetisch optimierte Profilkombinationen sind meist nur bei wenigen Anbietern kurzfristig verfügbar.
Risikofaktor Betriebsunterbrechung: Oft unterschätzt, selten versichert
Viele mittelständische Betriebe der Fensterbranche verlassen sich auf eingespielte Partnerschaften und unterschätzen die Komplexität und Verletzlichkeit ihrer Lieferkette. Die klassische Betriebsunterbrechungsversicherung deckt häufig nur Schäden durch Feuer oder Sturm ab – nicht jedoch indirekte Risiken wie Vorlieferantenausfälle oder Transportschäden in Drittländern.
Was Unternehmen der Fensterbranche jetzt konkret tun können
Digitale Frühwarnsysteme
Größere Fensterhersteller setzen zunehmend auf digitale Tools zur Lieferantenbewertung, Risikoüberwachung und Prozessautomatisierung. Auch kleinere Betriebe profitieren von datenbasierten Ansätzen – etwa durch Monitoring von Transportwegen oder der Verfügbarkeit kritischer Materialien am Markt.
Fazit: Wer sich heute mit resilienten Lieferketten und einem passenden Absicherungs- und Notfallkonzept aufstellt, wird in der nächsten Krise nicht überrascht, sondern vorbereitet sein. Verlässlichkeit, Termintreue und Risikobewusstsein sind längst zu kaufentscheidenden Faktoren geworden – für Bauträger ebenso wie für Endkunden. Die Frage ist nicht mehr, ob es zu einer Unterbrechung kommt – sondern wann.