Bräunliche Flecken auf hell lackierten Holzfenstern, besonders während oder nach der Bauphase, haben eine natürliche Ursache: die Wanderung von Kolophonium und Harzsäuren aus dem Kiefernholz. Das Phänomen ist technisch unbedenklich, aber optisch störend – und lässt sich durch gezieltes Baufeuchtemanagement weitgehend vermeiden.
Immer wieder treten bei hell lackierten Holzfenstern, insbesondere während oder unmittelbar nach der Bauphase, bräunliche Flecken auf. Die Ursache ist kein Verarbeitungsfehler, sondern ein physikalischer Prozess – genauer gesagt die „Wanderung“ natürlicher Holzinhaltsstoffe wie Kolophonium und Harzsäuren.
Fenster aus Kiefernholz (auch Föhrenholz genannt) gehören aufgrund ihrer warmen, natürlichen Optik und guten Verarbeitbarkeit zu den beliebtesten Holzarten im Fensterbau. Gleichzeitig stellen sie jedoch besondere Anforderungen an die Beschichtungssysteme. Unter bestimmten Bedingungen können sogenannte Harzdurchschläge oder Kolophoniumwanderungen auftreten, die zu bräunlich‑rötlichen Verfärbungen auf der Oberfläche verursachen.
Das Holz der Kiefer ist reich an Harzen, Harzsäuren und Fetten, die dem Material seine natürliche Widerstandsfähigkeit verleihen. Einer der Hauptbestandteile des Harzes ist das Kolophonium, eine Mischung aus Harzsäuren, die in fester Form im Holz eingelagert ist. Kommt das Holz jedoch mit Feuchtigkeit und/oder Wärme (ab ca. 60 °C) in Kontakt, können sich diese Stoffe verflüssigen oder teilweise lösen. Über die Porenstruktur und Kapillaren des Holzes gelangen sie an die Oberfläche – ein Prozess, der als Kolophoniumwanderung bezeichnet wird. Besonders auf hellen und weißen Lackierungen treten die dadurch verursachten Verfärbungen deutlich in Erscheinung. Die gelösten Harzbestandteile verfärben den Lackfilm lokal ocker‑ bis rötlichbraun.
Sven Gallmann
Während der Bauphase wird durch Materialien wie Beton, Estrich oder Putz viel Wasser in den Rohbau eingebracht. Verdunstet dieses, steigt die relative Luftfeuchtigkeit in den Räumen stark an. Sind die Fenster in dieser Phase bereits montiert, nehmen die Holzbauteile die Feuchtigkeit auf. Diese erhöhte Holzfeuchte begünstigt die Aktivierung und Wanderung von Harzsäuren. Im anschließenden Trocknungsprozess, wenn das Holz die Feuchtigkeit wieder abgibt, werden die gelösten Stoffe mittransportiert und an der Oberfläche abgelagert. Dort entstehen die typischen bräunlich‑rötlichen Flecken im Lackfilm.
Moderne Holzbeschichtungen sind diffusionsoffen ausgelegt. Das bedeutet, dass sie Feuchtigkeit in gewissem Masse hindurchlassen, um Spannungen im Holz zu vermeiden und dessen Lebensdauer zu verlängern. Diese Eigenschaft ist notwendig, ermöglicht aber auch, dass geringe Mengen gelöster Holzinhaltsstoffe an die Oberfläche gelangen können. Sogenannte Isolier‑ oder Absperrgrundierungen können diesen Effekt reduzieren, ihn nicht vollständig verhindern.
Verantwortung liegt bei Bauleitung und Fensterbauer
Fachlich betrachtet handelt es sich beim Harzdurchschlag weder um einen Beschichtungsfehler noch um einen Materialmangel, sondern um eine bauphysikalisch erklärbare Wechselwirkung zwischen Holz, Feuchtigkeit und Umgebungsklima. Trotzdem ist aus Kundensicht diese Erscheinung als optische Beeinträchtigung einzustufen und muss nicht toleriert werden. Es liegt in der Verantwortung der Bauleitung (und damit indirekt beim Bauherrn) für ein proaktives Feuchtemanagement auf der Baustelle zu sorgen, damit es nicht zu einer langanhaltend hohen Luftfeuchtigkeit kommt, welche den oben beschriebenen Prozess in Gang setzen könnte. Gleichzeitig ist es Aufgabe des Fensterbauers, einen für diese Holzart optimalen Beschichtungsaufbau zu verwenden, um derartigen Erscheinungen möglichst vorzubeugen.
Zur Reduktion der Risiken empfiehlt sich eine abschliessende Oberflächenkontrolle nach der Endbeschichtung der Holzteile, ein konsequentes Baufeuchtemanagement, sowie - während der Nutzung des Gebäudes - ein ausreichendes Lüften (bei Neubauten idealerweise mittels kontrollierter, mechanischer Lüftung). Zudem sollte der Fensterbauer bereits im Vorfeld auf die mögliche Problematik bei der Verwendung von Kiefernholz hinweisen. Er kann alternative Holzarten (z.B. Fichte) sowie optimierte Beschichtungsaufbauten vorschlagen, welche der Kunde bestellen kann.
Zur Risikoreduktion empfiehlt sich eine abschließende Oberflächenkontrolle nach der Endbeschichtung, konsequentes Baufeuchtemanagement und ausreichendes Lüften während der Gebäudenutzung – idealerweise mittels kontrollierter, mechanischer Lüftung. Fensterbauer können alternative Holzarten wie Fichte sowie optimierte Beschichtungsaufbauten vorschlagen. Verfärbte Bereiche lassen sich in der Regel durch eine Überarbeitung der Lackierung wieder instand setzen.
Verfärbte Bereiche lassen sich in der Regel durch eine Überarbeitung der Lackierung wieder in Stand setzen.
Das Phänomen unterstreicht die Bedeutung einer umfassenden Kommunikation zwischen allen Beteiligten und zeigt, wie wichtig konsequente Baufeuchtekontrolle für die Qualität von Holzfenstern ist.
Bezüglich der generellen Auswirkungen von Baufeuchtigkeit auf Fenster und Gebäudehüllebauteile verweist der Autor an dieser Stelle auf die Technischen News 2311 von fensterinform.