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Fassadenkonferenz „Advanced Building Skins“

PV-Fassaden, Vogelschutz und Daten

Diesmal waren über 400 Teilnehmer aus aller Welt zur Advanced Building Skins 2022 nach Bern gereist, um sich über die neuesten Entwicklungen im Fassaden-Segment einen Überblick zu verschaffen. Im Kursaal der Schweizer Hauptstadt informierten die Referenten über neue Trends, Entwicklungen und Materialien für die „Fassaden der Zukunft“. Unter den Referenten waren neben den Vertretern bekannter Fassadenhersteller auch Glasspezialisten, u. a. von Saint-Gobain Glass, Okalux und AGC.

Abgerundet wurde die Tagung durch eine Ausstellung im Foyer des Kursaals. Dort präsentierten sich überwiegend Unternehmen aus dem Segment Fassadenbau, sowie spezialisierte Zulieferer aus den Segmenten Photovoltaik und fassadenintegrierter PV sowie Flachglas und einige Beratungsfirmen, z. B. für Brandschutz.

Am Stand der Seen AG stellte Geschäftsführer Rouven Seidler, Spezialist für VSG-­Entwicklungen, die neuesten Folien für die Fertigung von Vogelschutzgläsern vor.

Bild: Matthias Rehberger / GLASWELT

Am Stand der Seen AG stellte Geschäftsführer Rouven Seidler, Spezialist für VSG-­Entwicklungen, die neuesten Folien für die Fertigung von Vogelschutzgläsern vor.

Recycling, Recycling, Recycling

Sehr auffallend war, dass sich diesmal die Themen der zweitägige Konferenz stark um Recycling und Wiederverwertung in Bezug auf die eingesetzten Fassadenmaterialien drehten. Gefordert wird zunehmend die Circular Economy (d. h. Kreislaufwirtschaft) in Bezug auf Fassaden, Glas und die zugehörigen Bauelemente.

PV für Fassaden muss farbig sein

Weiter standen PV-Systeme in vielfältigen Farben zur Integration in die Fassade im Fokus der Aussteller (siehe dazu Seite 42) sowie auch das Thema Vogelschutzglas. Hier gab es bei den Ausstellern eine Reihe unterschiedlicher Systeme zu sehen. Dazu stellten unter anderem die VSG-Spezialisten der Seen AG und der Folienhersteller Eastman sowie auch Glashersteller Saint-Gobain ihre neuesten Vogelschutzprodukte vor.

Ebenso stand bei den Glas-Vorträgen der Vogelschutz ganz oben auf der Liste der Referenten. In den Gesprächen der GLASWELT mit den Referenten und mit den Vertretern der Aussteller wurde deutlich, wie wichtig Vogelschutzgläser in Zukunft für die Fassadenbranche und ihre Glaszu­lieferer werden. Denn immer mehr nationale und internationale Bauregelwerke sowie die Verordnungen von Gemeinden und Städten fordern bei Neubauten und Sanierungen verbindliche Aussagen und Maßnahmen zum Vogelschutz.

Die Digitalisierung von Fassaden schreitet voran

Spannend war auch zu sehen, wie die Digitalisierung von Fassaden, inklusive Gläsern und Bauelementen, weiter voranschreitet. Dazu stellte Saint-Gobain in Bern den neuen digitalen Service iWin (www.iwin.digital) vor. Dieser bringt die Fassadenbranche und ihren Zulieferern eine ganze Reihe an Vorteilen. Nach Auskunft der Entwickler eröffne iWin für die gesamte Bau- und Immobilienwirtschaft ein großes Potenzial, denn der neue Service verbindet die digitale Welt mit realen Fassaden und Immobilien – und dies über den kompletten Lebenszyklus hinweg.

Was steckt dahinter? Die Isolierglas-Einheiten einer Fassade werden mit einem RFID-Chip im Randverbund ausgestattet, der nicht zu sehen ist. Damit können dann Glasverarbeiter, Fenster- und Fassadenbauer sowie auch Gebäudeverwalter und das Instandhaltungsteams jede Glaseinheit und das zugehörige Fassadenelement identifizieren und tracken wie ein DHL-Paket: von der Bestellung bis zur Lieferung an den Verarbeiter, weiter auf dem Weg zum Einbau, ebenso den Standort auf der Baustelle und schließlich als Teil des Gebäudes nach der Montage.

Welche Daten sind hinterlegbar?

Jeder Isolierglas-Einheit ist eine individuelle iWin ID zugeordnet und diese ist mit einer Datenbank verknüpft. Glasverarbeiter und Fassadenbauer sowie Architekten, Generalunternehmer und Facility Manager können dann für jede einzelne Scheibe sowie für das zugehörige Bauelement die für sie relevanten Daten abrufen. Das Auslesen der RFID- Chips erfolgt mit gängigen Lesegeräten, zudem ist hierfür auch der Einsatz von Smart-Phone Apps geplant.

Über die hinterlegten Daten: Diese können Informationen zum Glas enthalten, wie Art, Format, Beschichtung etc. Weiter lassen sich Lieferdaten hinterlegen sowie die Zuordnung des Fassadenelements für den Einbau (genaue Fassadenposition) und selbst Links zu Montagevideos sind für die Monteure hinterlegbar.

Und hier schließt sich auch der Kreis zum Recycling, so wird das Urban Mining (= Baubestand als Rohstofflager) im Rahmen der Kreislaufwirtschaft vereinfacht, da die Materialien des jeweiligen Bauelements hinterlegt sind und so von den Recycling-Verantwortlichen entsprechend präzise und wirtschaftlich zugeordnet und weiter verteilt werden können. Über iWin erhalten die Recycler u. a. Zerlege-Hinweise sowie genaue Daten zu den vorliegenden Glasqualitäten.

Zufriedene Aussteller

Im Gespräch der GLASWELT mit den Ausstellern zeigten sich diese sehr zufrieden mit der Besucherqualität.

Dazu Andreas Bittis von Saint-Gobain: „Für uns hat sich die Teilnahme als Aussteller wirklich gelohnt. Viele Tagungsbesucher kamen bereits gezielt mit Fragen zu Produkten oder Projekten zu uns, um sich über die Umsetzung und Ausführung zu informieren. “

Generell waren die Aussteller mit der Besucherqualität – vorwiegend Architekten und Fassadenplaner – der Tagung sehr zufrieden, denn dies war genau die Zielgruppe der Aussteller.

Neues Know-how für Fassadenbauer

Klar wurde in Bern, dass die Entwicklung neuer elektronischer Anwendungen in der Gebäudehülle schneller voranschreitet als gedacht. Und dies wird die Arbeit der Fassadenbauer beeinflussen und verändern. Die Folge: Handwerker und Monteure müssen ihr Know-how entsprechend erweitern bzw. Mitarbeiter ausbilden oder finden, die damit umgehen können.

Weiter wurde auf der Advanced Building Skins in den Vorträgen mehr als deutlich, dass künftig von allen Baubeteiligten, inklusive den ausführenden Fassadenbauern und Handwerkern, eine viel höhere Kommunikation und eine engere Zusammenarbeit untereinander gefordert sein wird, da Fassaden immer komplexer werden.

Matthias Rehberger

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